Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde
schön, verzichten so viele Hotels auf Fenster, die man zum Lüften öffnen kann? Ist es vielleicht billiger, Scheiben ohne Griffe einzubauen? Spart es Kosten beim Fensterputzen, wenn ich meine Finger von den Scheiben lasse? Oder will man gar verhindern, dass ich mich aus dem siebten Stock in die Tiefe stürze? Dieser Gedanke würde immerhin von Einfühlung zeugen: Man weiß, wonach mir als Hotelgast zumute ist.
Putzkolonne als Rauswerfer
Die unromantischste Art, geweckt zu werden, ist zweifelsohne das Geklapper einer Putzkolonne, die sich unaufhaltsam dem eigenen Zimmer nähert. Die Reinigungskräfte erinnern mich an Feuerwehrleute, die ein brennendes Gebäude räumen: Mit lauten Zurufen schrecken sie die Menschen reihenweise aus dem Schlaf. Jeder soll gewarnt sein, was auf ihn zukommt! Botschaft: Springt aus dem Bett, schlüpft in die Straßenkleidung, räumt eure Zimmer – ehe wir uns, zur Not mit Gewalt, Zugang verschaffen!
Solche morgendlichen Rollkommandos liebe ich besonders dann, wenn ich in der Nacht davor kaum ein Auge zubekommen und noch auf Schlaf im Morgengrauen gehofft hatte. Aber laut Hausordnung muss mein Zimmer am Morgen der Abreise bis 11 Uhr geräumt sein. Das nehmen die Hotels wörtlich, auch falls ich gar nicht abreisen will.
Wann wird der erste Hotelier begreifen, dass diskrete Reinigungskräfte die größte Hotelinnovation der letzten 100 Jahre wären? Wann wird der erste Hotelier seinen Gästen das Gefühl nehmen, sie würden des Morgens nicht aus ihren Zimmern gescheucht, gefegt, gewischt?
Das Mobbing mit dem Mopp muss ein Ende haben!
Unglück beim Frühstück
In die heiligen Frühstückshallen darf nur schreiten, wer als Sesam-öffne-dich seine Zimmernummer nennt. Auf diese Weise will das Hotel sicherstellen, dass ich kein zugelaufener Zechpreller bin. Eine solche Grenzkontrolle hebt meine Frühstückslaune nicht gerade. Und bis heute ist mir unklar, was einen Betrüger davon abhalten sollte, unter Angabe realer Zimmernummern ein Frühstück zu schnorren, während der Gast noch schläft.
Ein zweites Ärgernis: Wenn ich das Pech habe, dass eine Reisegruppe das Buffet direkt vor mir stürmt, ist die Frühstückslandschaft abgegrast wie nach der biblischen Heuschreckenplage. Das Hotelper sonal scheint von solchen Überfällen aufs Buffet derart überrascht, dass das Nachfüllen mindestens eine halbe Stunde dauert – exakt die Zeit, die ich fürs komplette Frühstück eingeplant hatte.
Und natürlich nervt mich der Geiz der Hoteliers. Morgens habe ich Durst. Und den lösche ich gern mit Saft. Aber die Gläser, die dort stehen, sind heiße Anwärter aufs Guinness-Buch der Rekorde – als kleinste Saftgläser der Welt. Wenn ich einen Viertelliter trinken will, muss ich dreimal ans Buffet laufen. Die Hotelbetreiber bauen darauf, dass meine Faulheit größer ist als mein Durst.
Vor ein paar Jahren protestierte ich bei einer Servicekraft: »Entschuldigen Sie, diese Gläser sind mir zu klein. Können Sie mir bitte ein größeres Glas für den Saft organisieren?«
Sie schaute mich an, als hätte ich sie zu einer unsittlichen Handlung aufgefordert. »Ich werde mein Bestes tun«, sagte sie.
Eine Minute später kam sie mit dem Servicechef zurück. Aus »grundsätzlichen Erwägungen« sei es leider nicht möglich, größere Gläser anzubieten – ich könne mein kleines Glas aber beliebig oft füllen. Ach was, darauf wäre ich auch so gekommen!
5. Post- und Bankraub: Der geklaute Service
B eim Geld hört nicht nur der Spaß, sondern auch der Service auf. Jeder Kiosk geht heute als Postfiliale durch. Und Banken plündern die Konten ihrer eigenen Kunden. Hier lesen Sie …
wie die Post ihre Kunden auf einsame Inseln verbannt, während der Servicedampfer abgefahren ist,
wie lange ich bei einer Phishing-Attacke warten musste, bis meine Bank mir half,
wie Geldhäuser sich das Sparbuch-Vermögen ihrer Kunden selbst einverleiben,
und mit welchen Psychotricks Ihre Bank Sie zu Anlage-Dummheiten verlocken könnte.
Mein Onkel Waldemar von der Post
Warum ich ein Konto bei der Postbank habe? Das liegt an meinem Onkel Waldemar. In der Schwarzwald-Gemeinde, in der ich aufwuchs, leitete er die Postfiliale. Das war für ihn kein Job, sondern eine Berufung. Über seinen Arbeitgeber sprach er mit einer Leidenschaft, mit der andere von Urlaubsstränden schwärmen.
In den Sommerferien heuerte ich dort als Aushilfe an. Während meine Schulfreunde auf der Baustelle schufteten, sortierte ich pfeifend Briefe
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