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Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde

Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde

Titel: Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
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mit Emotionen aufgepumpt werden – so wie in der Werbung ein langweiliges Duschgel durch einen tollkühnen Hechtsprung von der Klippe zum prickelnden Abenteuer wird.
    Aber was den einen Kunden reizt, ängstigt den anderen. Gefragt war eine Ansprache, die so zielsicher wie das Gewehr eines Scharfschützen ist. Hier setzte das Sensus-Konzept an. Es teilte die Kunden in sieben Gruppen ein: Bewahrer und Genießer, Performer und Abenteurer, Tolerante und Disziplinierte und – natürlich – Hedonisten.
    Heißt das, der Kunde wird, während er ahnungslos seinem Berater gegenübersitzt und auf eine sachliche und seriöse Beratung hofft, gezielt als »Abenteurer« angesprochen und zu riskanten Manövern auf dem Spielplatz der Finanzmärkte verlockt? Oder wird ihm Angst eingejagt, sofern er als »Bewahrer« gilt – damit er eben doch noch die teure Versicherung abschließt?
    Genau das heißt es! Aus den Schulungsunterlagen geht hervor, dass zum Beispiel der »Performer« mit Angeboten gelockt werden soll, die angeblich »nur unseren Top-Kunden« offeriert werden. Dagegen gelte es beim »Bewahrer«, der Kaubereitschaft mit einem Trick auf die Sprünge zu helfen. Die Berater sollen »Ängste aufbauen«. Und natürlich wird der Genussmensch mit einer »weichen Wortwahl« umgarnt, »um Phantasie und Genuss ins Spiel zu bringen«.
    Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Eine Bank sucht Wege, um den Verstand ihrer Kunden ausgerechnet bei Anlageentscheidungen auszuschalten. Der Berater soll auf der Gefühlsklaviatur des Kunden so lange die richtigen Töne anschlagen, bis dieser Produkte kauft, die er womöglich gar nicht braucht.
    Eine brisante Frage schließt sich an: Auf welcher Grundlage hat die Haspa ihre Kunden eigentlich in Kategorien eingeteilt? Wurden Abbuchungen ausgewertet, Kundengespräche heimlich protokolliert, Einkäufe analysiert? Kontodaten auszuwerten wäre rechtswidrig; das darf nur mit Zustimmung der Kunden geschehen.
    Als die Affäre vom NDR auch im Internet beschrieben wurde, meldeten sich reihenweise »Kunden« zu Wort, die feurige Plädoyers für die Haspa hielten, das Sensus-Konzept verteidigten und den NDR als sensationslüsternen Sender verfluchten. Mit Manipulation kennen sich die Banken eben aus …

6. Falsche Lebensmittel: Ein Teller voller Lügen

D ie Lebensmittelindustrie ist eine windige Branche: Sie pumpt Luft in Packungen, schwindelt mit Etiketten, trickst mit falschen Nahrungsmitteln und macht Kinder zu Zucker-Junkies. In diesem Kapitel lesen Sie …
warum der Schwarzwald, meine Heimat, mit seinem Namen sogar für Schinken aus holländischen Schweinen herhalten muss,
warum in Packungen mit Himbeer-Abbildung nur Kunstaroma drin ist,
wie uns Fleischabfall als Hinterschinken untergejubelt wird,
und weshalb der »Seelachs«, den wir angeblich kaufen, in Wirklichkeit ein Köhler ist.
    Der Schwarzwald-Schwindel
    Woran denken Sie, wenn Sie »Schwarzwald« hören? Ich denke an meine Heimat. Und er ist für mich immer noch zum Greifen nah, der Schwarzwald, obwohl ich seit zwanzig Jahren im Norden lebe: Ich muss nur vors Kühlregal eines Supermarktes treten, schon springen mir Schwarzwälder Forellen in den Einkaufswagen, lacht mich der Schwarzwälder Schinken an, grüßt mich von den Verpackungen das traditionelle Schwarzwaldmädel mit Dirndl und »Bollenhut«.
    Alle Schwarzwälder, so könnte man meinen, sind von morgens bis abends damit beschäftigt, für den Rest der Republik Schweine zu züchten, Schinken zu räuchern, Kirschwasser zu brennen, Forellen zu fangen und riesige Backformen mit Schwarzwälder Kirschtorte zu füllen.
    Aber wie kommt es dann, dass ich im Schwarzwald noch keinen einzigen großen Schweinezuchtbetrieb gesehen habe? Wie erklärt es sich, dass die mir bekannten Bauernhöfe ihre Produkte höchstens bis ins nahe Freiburg »exportieren«? Und wie passt es zu dieser Schwarzwald-Flut im Lebensmittelregal, dass im realen Schwarzwald der Tourismus eine viel größere Rolle spielt als die Lebensmittelproduktion?
    Die Nahrungsindustrie handelt mit einem Postkarten-Idyll. Ein Schinken, auf dem »Schwarzwälder« steht, schmeckt nicht besser als einer aus Niedersachsen – aber er verkauft sich besser. Die Verpackung assoziiert ein Naturprodukt, aus glücklichen Bergferkeln gewonnen, von einem Alm-Öhi hergestellt, von würziger Waldluft umweht und von einem hübschen Schwarzwaldmädel im Flechtkorb ins nächste Dorf getragen.
    Der Aufdruck »Schwarzwälder« hat für ein

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