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Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde

Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde

Titel: Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
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gerade ein Telefonat – fliegt die Tür auf. Der Monteur fragt in voller Lautstärke, ohne Rücksicht auf mein Gespräch: »Wo ist bei Ihnen der Verteilerkasten?« Während ich weiter telefoniere, deute ich ihm den Weg und ziehe die Tür wieder hinter mir zu.
    Was will er am Verteilerkasten? In der Sekunde, als mir die Antwort dämmert, erlischt der Bildschirm meines PC. Mein ungespeicherter Text – weg ist er! Ich werde sauer. Warum hat er mich nicht vorher gefragt, ob er den Strom abstellen darf?
    Fünfzehn Minuten später tönt ein Fluch vom Balkon: »Verdammt! So eine Scheiße!« Was ist denn jetzt passiert? Hat sein Hammer den Daumennagel getroffen? Doch derselbe Instinkt, der mich daran hindert, in Löwenkäfige zu fassen, hält mich jetzt davon ab, rauszugehen und nachzufragen.
    Ein paar Sekunden später höre ich Türenschlagen. Ein Motor heult auf. Der Kombi des Handwerkers saust durch unsere Einfahrt auf die Straße. Staunend drücke ich mir die Nase am Fenster meines Arbeitszimmers platt.
    Ist der Monteur jetzt desertiert? Immerhin hat er die Balkontür hinter sich zugehauen. Der Schnee in meinem Flur ist mittlerweile geschmolzen. Vielleicht sollte ich hier Muscheln züchten?
    Dann kommt mir eine Idee: Funktioniert der Fernseher vielleicht wieder? Hat der Monteur seine Arbeit mit Erfolg abgeschlossen und nur deshalb geflucht, weil er seine Arbeitszeit nicht weiter hat in die Länge ziehen können? Ich schalte den Fernseher ein. Leise rieselt der Schnee. Handwerker weg, Schaden noch da.
    Ich robbe mit dem Putzlappen durch meinen Flur und habe die Reste der letzten Eiszeit gerade beseitigt, als es an der Tür läutet. »Musste mal eben ein Werkzeug holen«, sagt mein flüchtiger Monteur. Mit Schneeplatten unter seinen Wanderschuhen stiefelt er abermals in meinen Flur, über meinen Fußabtreter hinweg wie ein Hürdenläufer.
    Eine halbe Stunde später ist es vollbracht: Der Fernseher läuft wieder. Die Wanderungen des Monteurs zwischen Balkon und Wohnzimmer haben eine neue Schneespur hinterlassen. Vor allem auf dem Wohnzimmerteppich. »So, das war’s dann«, sagt er. Ich unterschreibe. Er hebt die Hand zum Gruß und steigt wortlos in seinen Kombi.
    Dass ganze Trainingsfirmen davon leben können, ungehobelten Handwerkern das kleine Einmaleins des guten Tons beizubringen, überrascht mich nicht. Solche Kurse beginnen mit der verblüffenden Lektion, dass ein Monteur seinen Kunden begrüßen und sich vorstellen sollte, und zwar nicht nur mit dem Vornamen (wie ich es schon erlebt habe). Die Teilnehmer erfahren, dass die Hand, die man reicht, und die Schuhe, mit denen man eine Wohnung betritt, sauber sein sollten. Wer hätte das gedacht!
    Dass der Handwerker seinen Wortschatz um die Wörtchen »bitte« und »danke« erweitert, dass er auf die Minute pünktlich ist, dass er seinen Bierkonsum auf die Zeit nach Feierabend beschränkt, dass er den Kunden in klarer Sprache über seine Arbeitsschritte informiert – solche Selbstverständlichkeiten komplettieren ein typisches Benimm-Seminar. Und gerade die junge Handwerker-Generation hat es dringend nötig.
    Denn während ältere Handwerker oft noch eine gute Erziehung genossen haben, gleicht die nachwachsende Generation einer Straßengang. Sie schreiben »Angeboote« und »Rächnungen«, verschicken Briefe ohne Unterschrift, und wenn sie 19 Prozent Mehrwertsteuer zur Rechnung addieren, verdoppelt sich die Summe. Und wer es als Kunde wagt, die Qualität einer Arbeit unter vier Augen zu kritisieren, der sollte vorher ein gutes Boxtraining absolvieren. Ich fürchte: Bei der nächsten Generation wird die Axt nicht mehr vom Zimmermann zu unterscheiden sein.
    Pfusch mit Belohnung
    Um kurz nach 16.00 Uhr, an einen Freitagnachmittag, stand die Münchener Rentnerin Beate Schwer vor einem Problem: Das Wasser in ihrer Toilette floss nicht ab. Die Selbsthilfe mit der Klobürste? Funktionierte nicht! Ein zweiter Druck auf den Spülknopf? Ließ den Abwasserpegel in bedrohliche Höhen steigen.
    In ihrer Not wählte Beate Schwer die Nummer eines Installationsbetriebes. Drei Stunden später, um 19.00 Uhr, schneite der Installateur mit einem jungen Begleiter ins Haus, den er als Auszubildenden vorstellte. Die beiden Männer kramten merkwürdige Werkzeuge her vor, führten sie ins Abflussrohr ein, und schon nach zehn Minuten vermeldeten sie den Erfolg: Das Wasser floss wieder ab. Der Schaden war behoben.
    Die alte Dame war sehr erleichtert. Endlich konnte sie wieder ihre eigene

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