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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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Furcht wie die Kaninchen dort, dann sprecht.«
    »Sind Fragen passend, Sir?«
    »Wenn es passende Fragen sind.«
    »Eine Ausfahrt ist für mich etwas Neues, Sir. Aber ich habe in der großen Halle hundert Berichte von zurückgekehrten Rittern gehört, die bei heiligen Dingen geschworen haben, die Wahrheit zu erzählen.«
    »Wenn sie ihr Rittertum in Ehren halten, halten sie auch ihre Schwüre.«
    »Nun, wie kann es geschehen, daß ein Ritter, der von seinen Knappen und manchmal auch von einem ganzen Gefolge begleitet wird, plötzlich allein ist?«
    »Ich kann Euch nur sagen, daß es vorkommt. Was sonst noch begehrt Ihr zu wissen?«
    »Ich liebe eine Dame, Sir.«
    »Das ist gut so. Euer Rittertum verlangt, daß Ihr alle Damen ehrt und eine Dame liebt.«
    »Sie wollte nicht, daß ich fortziehe, Sir. Sie fragte, wofür es gut sei, einander zu lieben, wenn man sich trennt.«
    Sir Lancelot wandte sich rasch Lyonel zu, und seine grauen Augen waren kalt.
    »Ich sage Euch, sie ist keine Dame. Ihr habt hoffentlich keine unbesonnenen Schwüre abgelegt. Ihr dürft nicht mehr an sie denken.«
    »Aber sie ist eine Königstochter, Sir.«
    »Schweigt! Und wäre sie die Tochter des Kaisers von Afrika oder die goldene Prinzessin des Tatarenreiches, es wäre einerlei, wenn sie die Eigenart ritterlicher Liebe nicht anerkennen würde, nicht verstünde, daß ritterliche Liebe etwas anderes ist, als wenn Hund und Hündin sich paaren.«
    »Ja, Sir, ja, mein Onkel. Werdet nicht ärgerlich. Es waren Worte eines jungen Mannes. Ihr liebt eine Dame, Sir, eine Dame, die …«
    »Das ist wohlbekannt und kein Geheimnis«, sagte Lancelot. »Ich liebe die Königin. Ich werde jeden meiner Tage ihrem Dienst weihen, und ich habe noch jeden satisfaktionsfähigen Ritter gefordert, der sich einfallen ließ zu behaupten, sie sei nicht die holdeste und tugendhafteste Dame auf der Welt. Möge meine Liebe ihr, wie ich geschworen habe, nur Ehre und Freude bringen.«
    »Sir, ich wollte nicht unehrerbietig sein.«
    »Dann seht zu, daß Ihr es nicht seid, sonst wird es Euch den Tod bringen, Neffe hin oder her.«
    »Ja, mein Onkel. Ich bitte nur darum, unterwiesen zu werden. Ihr, Sir, seid unter den heute lebenden Rittern der größte und, so heißt es, vollkommen wie keiner aus vergangenen und künftigen Tagen. Laßt mich Gewinn aus Eurem Rittertum ziehen, Sir, denn ich bin noch jung und unwissend.«
    »Hört, mein Neffe, vielleicht war ich allzu rasch, aber lernt daraus. Wenn es um die Dame geht, der man sich geweiht hat, kann man gar nicht empfindlich genug sein.«
    »Ich danke Euch für Eure Aufmerksamkeit, mein Onkel. Ihr seid in aller Welt als vollkommener Ritter und vollkommener Diener der Frauen berühmt. Viele junge Ritter, wie ich einer bin, haben den Wunsch, Euch nachzueifern. Darf ein vollkommener Ritter, was einen vollkommenen Diener der Damen bedeutet, niemals seufzen und leiden, sich nie voll von brennendem Verlangen danach sehnen, den Gegenstand seiner Liebe zu berühren?«
    Sir Lancelot drehte sich langsam im Sattel um und sah, daß die Knappen heimlich näher gekommen waren, um zu lauschen. Unter seinem scharfen Blick vergrößerten sie ihren Abstand, bis sie außer Hörweite und dann nicht mehr zu sehen waren. Und sichtbar wurden sie erst wieder, wenn sie gebraucht wurden.
    Als die beiden Ritter allein waren, sagte Sir Lancelot: »In meinen Kindertagen hat der große Merlin mir Größe prophezeit. Doch Größe will verdient sein. Und ich habe mich allzeit dazu beizutragen bemüht, daß seine Prophezeiung in Erfüllung geht. Jetzt will ich Eure Frage beantworten. Um die Gunst meiner Dame seufzen – ja. Sich nach ihrer Huld sehnen – abermals ja. Leiden, wenn sie ungnädig ist – zum drittenmal ja. Doch vor Verlangen zu brennen, das ist nicht Ritterart. Tiere sabbern nach Weibchen, Leibeigene schnüffeln gierig und feixend nach Weibern. Nein. Ihr seht das verkehrt, ganz verkehrt. Könnte ich meine Herrin, die Gemahlin meines königlichen Lehnsherrn, lieben und begehren, ohne uns alle drei zu entehren? Ich hoffe, Ihr findet, daß damit Eure Frage beantwortet ist.«
    »Ist es also besser, Sir, die Dame zu lieben, die man nicht erlangen kann?«
    »Vermutlich besser«, antwortete Lancelot. »Und gewiß sicherer.«
    »Ich möchte ja so viele Dinge fragen«, sagte Lyonel. »Wer hat ein solches Glück wie ich? Mit dem großen Lancelot auf einer Ausfahrt unterwegs! Wißt Ihr, Sir, wenn die jungen Ritter aus meinem Bekanntenkreis erfahren, daß ich mit

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