König Artus
Väter sind damit gutgefahren.«
Ein Schwarm eifriger Warner summte in Sir Lancelots Ohren, und er hörte auf sie und behielt seine Meinung für sich, da ihm klar war, daß er in diesem wohlgewappneten Gehirn nichts als Abwehr wecken könnte. »Ganz recht«, sagte er. »Jetzt wird es mir klar. Es tut mir leid, Madame.«
Zum erstenmal lächelte ihn ihr Erdbeermund an. »Nichts Schlimmes geschehen«, sagte sie. »Ihr habt keine von Gottes Töpfen zerbrochen, die sich nicht mit ein bißchen Reue wieder zusammenleimen ließen.«
Lancelot empfand nur ein unerquickliches, bitteres Gefühl des Schmerzes und bedauerte seine Unwissenheit. »Ich sollte mich ausruhen, Madame«, sagte er. »Am nächsten Dienstag muß ich kämpfen.«
Sie klatschte in die Hände. »Ich werde dort sein, um mir das Turnier anzuschauen«, sagte sie. »Eine so angenehme Gesellschaft und dieser vorbildliche Kampfgeist. Am vergangenen Dienstag wurden fünfzig Ritter getötet. Beim nächsten Mal dürfte es noch besser werden, wenn Euer weltberühmter Arm mitkämpft.«
Lancelot ging verwirrt und ermattet in das für ihn hergerichtete Zimmer, um der Ruhe zu pflegen. Er konnte nicht mit Grimm im Herzen gegen Männer kämpfen, denen er zugetan war, und er war zu vielen zugetan. Doch wenn die Trompete blies, war er imstande, jeden und alles zu töten. Aber er hatte kein Verlangen, darüber nachzudenken. Kurze Zeit hielt ihn ein Hämmern wach – man ersetzte ein paar morsch gewordene Balken am Galgen neben der Kapelle, denn das Kloster hatte nicht nur geistliche Rechte und Pflichten, sondern besaß auch die Grundgerichtsbarkeit. Doch schon bald schlummerte er ein und begann von seiner Königin, der kühlfingrigen Guinevere, zu träumen, und in seinem Traum schwor er noch einmal, daß er ihr zeit seines Lebens dienen werde. Und er träumte, wie sie sich über ihn beugte und sagte: »Ihr könnt die Welt nicht erneuern. Ihr könnt ja kaum etwas tun, um aus Euch einen neuen Menschen zu machen.« Dann sah er im Traum sich selbst und um ihn herum ein Gerüst. Und er nahm aus seinem Nacken und aus seinen Schultern Ziegelsteine und ersetzte sie durch andere, sauber gemörtelt, aber etwas neu wirkend. Selbst der Träumende wußte, daß das lustig war, und lachte im Schlaf.
Gefolgt von einer Wolke gepanzerter Ritter, die ein Schmetterlingsschwarm lieblicher Damen umgab, traf Sir Bagdemagus in dem Kloster ein. Und nachdem Sir Lancelot mit Umarmungen und Küssen begrüßt und der Baum der Komplimente all seiner Blätter beraubt und die rettende Tat des Fräuleins wieder und wieder geschildert worden war – während sie danebenstand, errötete und die Ehrung mit kleinen, wegwerfenden Gesten zurückwies –, traten ihr Vater und Sir Lancelot beiseite, und Bagdemagus sagte: »Ich finde keine Worte, um Euch dafür zu danken, daß Ihr mir am kommenden Dienstag helfen wollt.«
»Eure Tochter, Sir, hat mir berichtet, daß man Euch böse mitgespielt hat.«
»Sie haben mir eine Abreibung verpaßt«, sagte der Ritter ehrlich. »Es war mir offenbar unmöglich, mit einer Lanzenspitze das Ziel zu treffen. Und jetzt muß ich es mit diesen Recken noch einmal aufnehmen, und dabei schmerzen mich meine Knochen noch von den Prügeln, die sie mir verabreicht haben.«
»Ist es wahr, daß ein paar von König Artus’ Rittern das Turnier gegen Euch entschieden haben?«
»Nur zu wahr. Sie sind teuflische Kämpen. Mir bebt das Herz wie einem Knaben, wenn ich daran denke, daß ich wieder gegen sie antreten muß.«
»Um welche Ritter handelt es sich, Sir?«
»Nun, ihr Anführer ist der König von Nord-Galys.«
»Ich kenne seine Gemahlin«, sagte Lancelot.
»Sie wird nicht da sein. Sie hat sich auf eine Pilgerfahrt zu Unserer Lieben Frau von Walsingham begeben. Dann waren wohl die gewaltigsten Kämpen Sir Mador de la Porte, Sir Mordred und Sir Galatine.«
»Treffliche Männer«, sagte Lancelot. »Aber es gibt ein Problem – sie werden nicht gegen mich antreten.«
»Warum nicht?«
»Ich habe sie mehrmals besiegt, und sie weigerten sich, noch einmal gegen mich in die Schranken zu treten. Deshalb bin ich jetzt auf einer Ausfahrt. Ich konnte keine Gegner mehr finden.«
»Das ist schlechte Kunde«, sagte Sir Bagdemagus. »Aber wenn Ihr auf meiner Seite in die Schranken tretet, und sie weigern sich, den Kampf aufzunehmen, verlieren sie durch Nichtantreten. Ich hätte lieber einen solchen Sieg als gar keinen.«
»Oh, sie werden sich nicht weigern«, sagte Lancelot. »Das tun sie nie.
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