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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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Tochter, seine Söhne, alle seine Gefolgsleute loszuschicken. Er befahl, auf Sir Lancelots Gesundheit Honigwein zu trinken, und zwar aus jenen Hörnern, die man nicht hinstellen konnte. Niemand in der Halle wagte abzulehnen bis auf Lancelot, der sagte, ihm werde übel davon.
    Am folgenden Morgen dann ritt er aus der stillen Burg hinaus, in der Schlaf und Kopfschmerzen regierten, der Honigwein das Zepter schwang.
    Lancelot hatte den Eindruck, daß er nicht sehr fern der Stelle mit dem Apfelbaum war, wo die Abenteuer ihren Anfang genommen hatten. Dorthin zog es ihn zurück, denn dort hatte er Lyonel verloren. Er fand die Römerstraße, folgte ihr, und unterwegs begegnete er einem Fräulein auf einem weißen Zelter, nach andalusischer Manier durch ein Netz mit herabbaumelnden roten Troddeln gegen die Fliegen geschützt.
    »Gut aufgelegt, Sir?« fragte sie ihn in der gebräuchlichen Weise.
    »Ich werde bald besser gelaunt sein, sobald ich meinen Neffen, Sir Lyonel, gefunden habe. Er hat sich verdrückt, während ich schlief, und ist seitdem verschwunden.«
    »Wenn er Euer Neffe ist, müßt Ihr Sir Lancelot sein.«
    »Das bin ich, Fräulein. Könnt Ihr mir sagen, ob in dieser Gegend irgendwo gekämpft wird?«
    »Vielleicht kann ich Euch helfen, Sir«, antwortete sie und musterte ihn mit einem listigen Blick. »In der Nähe gibt es eine Burg, die gehört Sir Tarquin, dem verwegensten Ritter weit und breit. Er führt eine Privatfehde gegen König Artus’ Ritter, und es heißt, daß er mit seinen eigenen Händen etliche getötet und über sechzig zu seinen Gefangenen gemacht hat.«
    »Er muß gut mit der Lanze umgehen können.«
    »Das tut er. Und er hat die Schilde seiner Gefangenen an das Tor seiner Burg genagelt.«
    »Ha!« rief Lancelot. »Ist darunter ein Schild mit einem Hahn als Wappenfigur?«
    »Mir ist fast, als hätte ich einen gesehen, Sir, aber man findet dort viele Vögel, Schlangen und Ungeheuer abgebildet, wie man sie jenseits von Afrika weder gesehen noch von ihnen gehört hat. Ich glaube, ja, ein Hahn …«
    »Mit ausgebreiteten Flügeln – krähend?«
    »Doch, ich bin mir sicher, Sir.«
    »Holdes Fräulein, tut mir den Gefallen und führt mich hin.«
    Sie betrachtete ihn mit einem abschätzenden Blick und wählte mit Bedacht ihre Worte. »Wärt Ihr nicht der, der Ihr seid, würde ich es ablehnen, Euch hinzugeleiten, denn für einen andern würde es den Tod bedeuten«, sagte sie. »Und ich würde Euch auch nicht um einen Gefallen bitten, wüßte ich nicht, daß Ihr wohl am Leben bleiben werdet. Da Ihr Sir Lancelot seid, will ich aber beides wagen. Versprecht Ihr mir mit Eurem Ritterwort, mir einen Dienst zu leisten, wenn Ihr mit Sir Tarquin gekämpft habt?«
    »Täte ich es nicht, würdet Ihr mich dann auch hinführen?«
    »Ich muß mir einen wackeren Ritter suchen, der mir hilft, Sir.«
    »Verstehe. Anscheinend gibt es auf der ganzen Welt kein Fräulein ohne ein Problem, das nur dadurch gelöst werden kann, daß ich mein Leben in Gefahr bringe.«
    »Habt Ihr nicht gelobt, Fräulein und Edelfrauen zu dienen?«
    »Das schon, doch manchmal wünschte ich, ich müßte mein Gelöbnis nicht so oft einlösen.«
    »Wir sind wehrlose Geschöpfe«, sagte sie etwas pikiert. »Wir müssen uns auf die starken Arme der Männer verlassen.«
    »Ich wollte, ich wäre auch so wehrlos«, sagte Lancelot. »Na schön, meine Liebe, ich verspreche es bei meiner Ehre. Und nun reitet voran.«
    Binnen einer Stunde führte sie ihn zu einem Gutshaus an einem Bach, umgeben mit einer Mauer, in der ein Tor war. Und an dem verschlossenen Tor fand er Lyonels Schild angenagelt. Von einem Baum hing an einer Kette ein großes Messingbecken, das Besuchern dazu diente, sich bemerkbar zu machen. Sir Lancelot schlug mit seiner Lanze an das Becken, um Lärm zu machen, doch das Tor blieb geschlossen, und im Haus rührte sich nichts. Er ließ sein Pferd an dem Bach saufen, kam zurück und schlug ein zweites Mal an das Messingbecken, ritt vor dem Tor hin und her und wurde immer aufgebrachter.
    »Vielleicht ist er nicht da«, sagte das Fräulein. »Manchmal legt er sich an der Großen Straße auf die Lauer.«
    »Ihr scheint ihn ja gut zu kennen.«
    »Ja, Sir. Alle kennen ihn. Er tut Damen nichts zuleide, nur Artus’ Rittern.«
    Lancelot sagte ärgerlich: »Warum bittet Ihr dann nicht ihn, zu erledigen, was Ihr wünscht?«
    »Er leistet Damen auch keine Dienste«, sagte sie.
    »Vielleicht ist er klüger als ich«, versetzte Lancelot wütend, ging zu

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