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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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dem Becken und hieb mit solcher Wucht darauf, daß der Boden herausflog.
    »Es hat keinen Sinn, wütend zu werden, Sir«, sagte das Fräulein. »Er wird zurückkehren, und er hat noch nie einen Kampf abgelehnt. Ich glaube, ich sehe ihn dort kommen.«
    Sir Tarquin kam rasch herangeritten und trieb vor sich ein Kriegsroß her, auf dem ein verwundeter Ritter gefesselt lag. An dem Schild, der am Sattelbogen hing, erkannte Lancelot das Wappenbild von Sir Gaheris, Gawains Bruder. Tarquin kam herbei, als er den bewaffneten Mann vor seinem Haus und das beschädigte Becken sah, das im Wind schaukelte.
    »Edler Ritter«, sagte Lancelot. »Legt diesen Verwundeten auf die Erde, damit er eine Weile ruhen kann. Ich habe gehört, Ihr habt eine kleine Abneigung gegen die Ritter der Tafelrunde.«
    »Wenn Ihr dieser verwünschten Ritterschaft angehört, seid Ihr an den Richtigen gekommen«, rief Sir Tarquin.
    »Es freut einen immer, herzlich aufgenommen zu werden«, sagte Lancelot, nahm seine Position ein, und die beiden Männer stießen mit genau gleicher Kraft und Präzision zusammen, so daß beide Pferde zu Boden gezwungen wurden.
    Dann kämpften sie zu Fuß mit den Schwertern weiter – zwei ebenbürtige Recken. Sie schlugen einander Wunden, bis sie außer Atem gerieten und in stillschweigendem Einvernehmen eine Pause einlegten, in der sie sich auf ihre Schwerter gestützt ausruhten. Und als Sir Tarquin wieder sprechen konnte, sagte er: »Ihr seid der beste, der stärkste und ausdauerndste Ritter, dem ich bisher gegenübergestanden bin, und Ihr habt meine Bewunderung. Es wäre mir lieber, Ihr wärt nicht Feind, sondern Freund. Es gibt auf der ganzen Welt nur einen einzigen Mann, dem ich nicht vergeben kann.«
    »Es ist immer angenehm, einen Freund zu gewinnen. Wer ist dieser Ritter, den Ihr haßt?«
    »Sir Lancelot. Er hat meinen Bruder am Turm der Schmerzen getötet, und aus Haß kämpfe ich jetzt gegen alle Ritter von der Tafelrunde, denen ich begegne, nehme sie gefangen und werfe sie in mein Verlies. Lancelot aber, wenn ich ihn einmal vor mir habe, werde ich töten oder selbst das Leben verlieren.«
    »Ich finde es traurig und töricht, daß Ihr gegen Waffenbrüder von ihm kämpft. Warum sucht Ihr ihn nicht selbst auf? Ich denke nicht, daß er Euch eine Genugtuung verweigern würde.«
    Tarquin erwiderte: »Früher oder später wird er daherkommen, und ich möchte ihn lieber auf heimischem Boden stellen und seinen Schild über all die anderen Schilde an meinem Tor hängen. Aber lassen wir das jetzt, schließen wir Frieden und setzen uns brüderlich zusammen an die Tafel.«
    Lancelot sagte: »Das ist ein verlockendes Angebot für einen müden Mann. Aber, Sir, wenn Eure Kenntnisse von Wappen so groß wären wie Euer Haß, hättet Ihr mich an meinem Schild erkannt.«
    Da blieb Sir Tarquin die Luft weg. »Ihr seid Lancelot?«
    »Es ist im Taufregister der Kirche in Benwick verzeichnet, mein gewesener Bruder: Lancelot vom See, Sohn von König Ban und Königin Elaine. Ich kann in meiner Abstammung noch weiter zurückgehen, wenn Ihr Wert darauf legt.«
    Tarquin sagte mit dumpfer Stimme: »Ihr seid willkommen.« Er hob sein Schwert und stürzte auf den Widersacher los. Nun gab es keine Kampfpause mehr, denn dieser Mann hatte sich den Tod seines Gegners geschworen. Ohne auch nur einmal innezuhalten, griff er an und bedrängte Lancelot mit Hieben, während er nach einer Blöße Ausschau hielt.
    Sir Lancelot erkannte das Gefährliche an solch ingrimmigem Haß, die übermenschliche Kraft, die Unempfindlichkeit für Wunden, doch er kannte auch die Nachteile eines Verzichts auf jegliche Taktik. Er gab sich absichtlich Blößen, um gewaltige Streiche zu provozieren, und wehrte sie erst im letzten Augenblick ab. Er kämpfte defensiv, ohne sich viel zu bewegen, und versuchte, seinen keuchenden, vom Haß gepeitschten Feind zu erschöpfen. Er hörte Tarquins Atem in ein Pfeifen übergehen, sah, daß ihm die Füße schwer wurden, und stellte während einer kurzen Pause fest, daß Tarquin leicht betäubt schwankte. Doch Tarquins Größe als Recke imponierte ihm, und er dachte: »Wenn er mich nicht so sehr haßte, hätte er eine größere Chance, mich zu erschlagen.«
    Er ließ den Schild sinken, provozierte einen Hieb, machte dann einen Schritt zur Seite und warf seinem Gegner den Schild unter die über den Boden schleifenden Füße. Tarquin stürzte mit dem Gesicht auf die Erde, worauf Lancelot ihm aufs Handgelenk trat. Er riß den Nackenschutz von

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