König Artus
Sie werden vorschützen, sie müßten in Geschäften fortreiten oder seien krank oder irgendein Schwur verbiete es ihnen. Ich kenne ihre Ausreden. Das tut mir leid, Sir. Ich würde mir gerne Mordred wieder einmal vornehmen. Habe ihn nie gemocht. Er ist ein Schleicher.«
»Stimmt es, daß er ein Sohn des Königs ist?«
»Das munkelt man. Ihr kennt ja das Gerede an einem Hof. Wenn der König so viele Söhne hätte, wie es angebliche Söhne behaupten, bliebe ihm keine Zeit zum Herrschen. Ihr kennt ja das alte Sprichwort: ›Wenn alle, die Prinzen sein wollen, zu Recht den Bastardfaden beanspruchen könnten, hätten die Hebammen mehr Arbeit, als sie haben.‹«
»Wie wär’s, wenn Ihr Euch ein neues Wappenbild zulegtet. Sir Lancelots Schild ist zu vielen Leuten bekannt.«
»Nein, dafür sind sie zu schlau. Sie würden einen ihnen unbekannten Ritter hinter der Schranke beobachten und mich daran erkennen, wie ich zu Pferde sitze. Sie sind keine Einfaltspinsel.« Er klopfte sich mit dem kleinen Messer, das er zum Schneiden von Fleisch immer bei sich trug, leicht an die Schläfe. »Gibt es irgendeine gedeckte Stelle in der Nähe des Turnierplatzes?«
»Ja, schon – ein Birkenwäldchen. Warum fragt Ihr?«
»Nun ja, ich dachte mir, es könnte sie verwirren, wenn nicht nur ein einziger unbekannter Ritter erschiene, sondern mehrere daherkämen. Und wenn wir uns – sagen wir, zu viert – versteckt hielten, bis die Trompeten geblasen haben, könnten die Gegner sich nicht mehr zurückziehen.«
»Das ist richtig«, sagte Sir Bagdemagus. »Wie viele Ritter möchtet Ihr haben?«
»Schickt mir vier von Euren Besten. Ich mache den fünften. Und sorgt für fünf weiße Rüstungen und fünf weiße Schilde – ohne Wappenzeichen. Vielleicht werden sie im ersten Augenblick glauben, wir seien neue Männer, die sich erst einen Wappenschild erringen wollen.«
»Ich werde dafür sorgen.«
»Und schickt sie mir bald. Ich muß meine Ritter unterweisen und mit ihnen üben, damit wir gut aufeinander eingespielt kämpfen können.«
Und so geschah es, und die Geschichte ist rasch erzählt.
Am Dienstag, nachdem sich auf den Tribünen die Damen versammelt hatten wie bunte Fliegen auf einem Johannisbeerkuchen, kamen Sir Mordred und seine Gefährten als Vorhut angeritten. Kraftvoll kämpfend stießen sie zur Rechten und zur Linken Ritter aus dem Sattel, als plötzlich aus dem Wäldchen fünf Ritter dahergesprengt kamen, die wie weiße Blitze zustießen, in geschlossener Formation umschwenkten und wieder angriffen und nochmals kehrtmachten. Dann nahm sich Lancelot freudig seine speziellen Feinde vor. Sir Mador tat den ersten Sturz und brach sich das Hüftgelenk. Dann kam Sir Mordred an die Reihe, der samt Sattel vom Pferd flog, und als er kopfüber auf dem Boden aufschlug, bohrte sich der Helm bis zu Mordreds Schulter in den Sand. Danach empfing Galatine einen so wuchtigen Schwerthieb auf den Kopf, daß ihm das Blut aus Ohren, Augen und Nase schoß. Sein Pferd galoppierte mit ihm über den Horizont davon, da er sich nicht die Augen freiwischen konnte, um zu sehen, wohin er sich wenden sollte. Unterdessen stieß Lancelot mit einer einzigen Lanze zwölf Ritter vom Pferd, nahm eine neue zur Hand und fertigte zwölf weitere ab, während seine weißen Kampfgenossen, von Triumphgefühlen fortgerissen, besser kämpften als jemals vorher. Es war nicht notwendig, die Trompete des Friedens erschallen zu lassen. Noch ehe sie geblasen werden konnte, hatten die Männer des Königs von Nord-Galys das Weite gesucht. Sir Bagdemagus hatte das Feld behauptet und den Preis errungen. Er schrie und lachte vor Freude, weil seine Ehre wiederhergestellt und sein Ruhm gemehrt war.
Er führte Sir Lancelot zu seiner eigenen Burg, redete ununterbrochen und schlug mit der Hand auf den gepanzerten Rücken des Ritters, der für ihn gekämpft hatte, so daß das Rasseln des Metalls seine Worte erstickte. In der Burg dann gab es Geschenke – Pferde, Jagdhunde, Gewänder, Edelsteine –, und Bagdemagus plünderte das Lexikon der Komplimente und hieß seine Tochter, das gleiche zu tun. Sie baten Sir Lanceidt inständig, ihr Gast zu sein, länger zu verweilen, zeit seines Lebens bei ihnen zu bleiben, und der lächelnde Lancelot war genötigt, stumm zu bleiben, bis Sir Bagdemagus heiser und erschöpft war. Erst dann konnte Lancelot rasch anbringen, daß er sich auf die Suche nach seinem Neffen Lyonel begeben müsse.
Darauf bot Bagdemagus an, ihm das abzunehmen, seine
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