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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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Tarquins Helm hoch und trieb ihm das Schwert ins Rückgrat. Tarquin erbebte und starb auf der Stelle an dem Gnadenstoß.
    Das Fräulein stürzte mit kleinen Jubelschreien auf Lancelot zu, der sie mit gemessener Miene betrachtete, während ihm die Frage durch den Kopf ging, warum die Zuschauer noch viel martialischer waren als die kämpfenden Männer.
    »Jetzt könnt Ihr Euer Versprechen einlösen«, rief das Fräulein. »Ihr kommt doch mit mir, oder?«
    »Ich habe kein Pferd«, sagte Lancelot. »Dort liegt es mit gebrochenem Genick.«
    »Nehmt doch das Pferd des verwundeten Ritters, Sir.«
    Sir Lancelot schritt zu Gaheris hin, durchschnitt seine Fesseln und begrüßte ihn. »Wollt Ihr mir Euer Pferd leihen?« fragte er.
    »Natürlich«, sagte Gaheris. »Ihr habt mir ja das Leben gerettet.«
    »Könnt Ihr gehen?«
    »Ich glaube schon, Sir.«
    »Dann geht in dieses Gutshaus. Ihr werdet dort viele Gefangene vorfinden, Freunde von mir wie von Euch. Befreit sie aus ihrem Kerker und grüßt sie von mir. Sagt ihnen, sie sollen sich alles nehmen, was sie brauchen und begehren. Ich werde zu Pfingsten am Hof des Königs mit ihnen zusammentreffen. Und tragt ihnen auf, Königin Guinevere die ehrerbietigen Grüße ihres Dieners zu überbringen. Sie sollen ihr sagen, ihr zu Ehren seien sie befreit worden.«
    »Warum müßt Ihr weiter?« fragte Gaheris.
    »Das Fräulein dort – ich habe ihr etwas versprochen. Die Fräulein, stelle ich fest, lassen sich im Feilschen von niemandem übertreffen. Nun lebt wohl. Und bestellt Sir Lyonel, daß wir beide eines Tages wieder auf Abenteuer ausziehen werden.« Damit stieg Sir Lancelot in den Sattel und folgte dem Fräulein.

    Das Fräulein sagte: »Das war ein sehr nettes Beispiel ritterlicher Kunst. Ihr werdet mit Recht der beste Ritter auf der Welt genannt.«
    »Und bald werde ich auch der matteste sein«, erwiderte er. »Vielleicht kommt es davon, daß ich so oft ein Versprechen gebe, ohne zu fragen, worum es sich handelt. Ob Ihr es bemerkt habt oder nicht, Sir Tarquin war ein starker Ritter, und wenn er auch besiegt wurde, hat er mir doch zu schaffen gemacht. Sagt jetzt, was Ihr von mir wünscht. Vielleicht sollte ich zuerst ein bißchen ruhen und mich um meine Beulen und Wunden kümmern.«
    »Sir«, sagte sie, »Tarquin hat seine Tage damit verbracht, gegen Ritter zu kämpfen und sie zu töten. Aber unweit von hier ist einer, der Fräulein und Edelfrauen belästigt. Er legt sich auf die Lauer und fällt über schutzlose Damen her.«
    »Und was tut er mit ihnen?« wollte Lancelot wissen.
    »Er raubt sie aus.« Das Fräulein errötete. »Die jungen und schönen macht er mit Gewalt zu Opfern seiner üblen Begierde.«
    »Ist er ein Ritter?«
    »Ja, Sir.«
    »Dann sollte er sich solche Dinge nicht herausnehmen. Er ist durch seinen Eid verpflichtet, Damen zu beschützen. Hat er auch Euch gepeinigt? Ihr seid ja sehr hübsch.«
    »Danke, Sir. Nein, ich bin ihm bisher entkommen, aber ich muß diesen Weg benutzen, und wenn Ihr ihm beibringen wollt, seinem Schwur zu gehorchen … oder ihn tötet … werdet Ihr vielen Damen eine Freude bereiten. Er liegt nicht weit von hier auf der Lauer, in einem Wald am Wegesrand versteckt.«
    Lancelot ging mit sich zu Rate und sagte dann: »Ihr reitet voraus. Ich muß sehen, was geschieht.«
    »Mißtraut Ihr mir, Sir?«
    »Nein. Aber ich habe schon erlebt, daß Damen in einem abgenötigten Kuß eine Schändung entdeckten und viele andere vielleicht unbewußt eine Einladung aussprachen und dann Zeter und Mordio schrien, wenn sie angenommen wurde.«
    »Ein solcher Gedanke ist Euer nicht würdig, Sir.«
    »Da mögt Ihr recht haben. Ich scheine wirklich unwürdige Gedanken auszuschwitzen, wenn ich erschöpft bin und mir die Knochen weh tun. Aber mein Plan hat noch einen anderen Grund. Sollte der hereingelegte Ritter sehen, daß ein gepanzerter Mann bei Euch ist, wird er es sich vielleicht überlegen, Euch anzufallen.«
    »Dann könntet Ihr den Wald durchstreifen, ihn heraustreiben und ihm den Kopf abschlagen.«
    »Wie blutrünstig, meine Teure. Aber seht, dann würde ich einen Mann hinrichten, von dessen Verbrechen ich nur vom Hörensagen weiß, und ich fürchte, das würde ich ohne Begeisterung tun. Aber wenn er unter Gewaltanwendung zudringlich zu Euch werden sollte, dann würden Zorn und Empörung der Gerechtigkeit den Rücken stärken.«
    »Nun, wenn Ihr es so ausdrückt …«
    »Dann sieht die Sache doch anders aus, nicht?« sagte Lancelot. »Reitet jetzt voran.

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