König Artus
Jedenfalls, es geht voran, und nach dieser schrecklichen ersten Erzählung kann nichts mehr kommen, was ebenso schwierig ist.
AN CHASE – SOMERSET, 11. APRIL 1959
(von Elaine Steinbeck)
Von Jackson sind heute vormittag die beiden Bände History and Antiquities of Somerset von Phelps gekommen, und wir mußten sie einen Tag lang verstecken, damit überhaupt etwas gearbeitet wurde. Sie werden uns eine wunderbare Lektüre am Kaminfeuer bescheren. – John arbeitet heute an der Sequenz »The Lady of the Lake« und taucht nur alle zwei, drei Stunden auf, um eine Tasse Kaffee zu trinken. Er fängt an, mit dem Buch zu leben und zu atmen. Abends schnitzt er Löffel für unsere Küche und spricht dabei über Arthur und Merlin.
Heute berichtet uns Eugène Vinaver in einem Brief, welches Heimweh er nach Frankreich hat, aber er fügt hinzu: »Es ist besser, hier zu sein, solange ich mit einem englischen Buch beschäftigt bin. Englische Wörter fallen einem leichter ein, wenn die Blumen und die Bäume um einen herum englische Namen tragen.« Er spricht zwar von sich, aber ich glaube, es trifft auch auf John zu, finden Sie nicht auch? Man hat das Gefühl, Arthur ist hier.
Vinaver zitiert auch etwas, was John einmal geschrieben hat: »Ich erzähle diese alten Geschichten, aber es geht mir eigentlich nicht darum, sie zu erzählen. Ich weiß nur, welche Gefühle ich bei den Lesern auslösen möchte, wenn ich sie erzähle.« Ist das nicht wunderbar gesagt? Vinaver meint, es sei der wahrste und bedeutendste Satz, den er in all den unzähligen Büchern über Bücher gefunden habe.
AN ERO – SOMERSET, 12. APRIL 1959
Diese langen und schwerfälligen Chroniken werden wohl weitergehen. Wieder eine Woche vorbei oder vielmehr Vergangenheit, und heute sind wir seit einem Monat in diesem Haus.
Ein Monat in diesem Haus, und es kommt einem wie unser eigenes vor. Ich hatte gedacht, es würde mindestens einen Monat und möglicherweise noch länger dauern, bis ich mich in meinen Arbeitssessel zwänge, und heute schließe ich den Merlin-Teil ab, die schwerste und komplexeste von all diesen Erzählungen. Malory hat sich dabei auch nicht wohl gefühlt. Er war verdrossen und unschlüssig, wie er anfangen sollte, ist zurückgegangen und vorwärtsgestürmt, und manchmal widersprach er dem, was er eine Seite vorher geschrieben hatte. Aber ich glaube, ich habe jetzt Ordnung hineingebracht, zumindest soweit, daß ich selbst zufrieden bin. Nichts wird mehr so schwer werden. Ich spüre, was im Kopf dieses Mannes vor sich ging. Er schrieb Dinge nieder, ohne zu wissen, daß er sie hinschrieb, und das macht den Reichtum aus, wenn er auch mitunter sehr tief verborgen ist. Nun, wir werden ja sehen, ob es gut geworden ist oder nicht. Ich habe so ein Gefühl, das mir sagt, ja.
Drei Tage in London und dann zurück zu der merkwürdigen und düsteren Geschichte von dem Ritter mit den zwei Schwertern. Ich glaube, ich verstehe sie – eine Art Tragödie von Fehlern aus guter Absicht, von denen jeder aus dem letzten erwächst, und sie türmen sich aufeinander, bis eine Umkehr unmöglich wird. Es ist die einzige Erzählung ihrer Art in dem ganzen Zyklus. Wenn ich damit fertig bin, sind wir mitten im Frühling, und dann werde ich mir einen oder zwei Tage in der Woche frei nehmen, um mich umzusehen. Das Gerüst wird dann stehen, und ich werde keine Angst haben, eine Pause einzulegen. Doch bis dahin möchte ich meinen Arbeitsrhythmus nicht unterbrechen.
Meine Freude an der Arbeit hält an, ja, sie nimmt noch zu. Ich glaube, ich habe aus Arthur einen Charakter herausgeholt, den man versteht. Er war ja für unsre modernen Augen immer die schwächste und kälteste Figur. Und wenn ich dazu imstande bin, werden die reicher angelegten Episoden, Lancelot und Gawain, ein reines Kinderspiel sein. Ich habe für Merlin auch eine Schlußzeile. Dieser Kunstgriff war im 15. Jahrhundert nicht bekannt, aber der Leser von heute braucht ihn. Und so bekommt er ihn.
AN CHASE – SOMERSET, 20. ARPIL 1959
Zu den Büchern: Ich möchte Sie bitten, daß Sie versuchen, die von Ihnen erwähnten Lexika zu besorgen. Es eilt jetzt nicht so sehr damit, weil ich ja das angelsächsische, das mittelenglische und das zweibändige Oxford habe. Das große Oxford-Lexikon habe ich Bob Belt geschenkt, der dieses Haus für uns gefunden hat. Er wird sicher ein sehr bedeutender Bühnenautor, und einem Autor könnte man kein besseres Geschenk machen. Er war den Tränen nahe.
Ich habe den Merlin-Teil zur
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