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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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der Bretagne. Und da es jetzt auf den Krieg gegen Rom und den ganzen Komplex der keltischen Wanderungen, vorwärts und rückwärts, zugeht, wäre es mir von großem Nutzen, wenn ich mich ein paar Tage in der Bretagne umsähe. Das wäre der beste Grund, England auf einige Tage zu verlassen. – Von Calais bis zum Mont St. Michel. Was meinen Sie dazu, Chase? Und würden Sie mir bitte geographisches und historisches Material über die Gegend mit Beziehung zum Mythos wie zu der Bretagne in Malorys Zeit besorgen, so, wie er sie selbst wohl gesehen hat? Ich finde, die Idee hat sehr viel für sich, und sie schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe.
    Zeit für mich, an die Arbeit zu gehen. Ich werde den Brief später zu Ende schreiben. Ich bin mit Balin fertig und hundemüde. Aber ich denke, ich habe etwas von mir hineingebracht. Es ist meine innige Hoffnung.
    Jetzt muß ich meine Salatpflänzchen in Kistchen umsetzen, bevor ich sie im Garten einpflanze. Gesät wurden sie auf meinem Fensterbrett.

    AN CHASE – SOMERSET, 4. MAI 1959
    Wieder ein Wochenbeginn. Elaine und Mary sind nach Wells gefahren, was mir einen schönen langen Tag zum Arbeiten verschafft. Fange an mit Torre und Pellinore, Guineveres Vermählung etc. Die Hälfte des abgetippten Merlin ist zurückgekommen. Der Rest Anfang dieser Woche, und ich werde einen Durchschlag an Sie und Elizabeth mit der starken Hoffnung abschicken, daß es Ihnen gefallen wird. Ich schlage vor, daß Sie, nachdem Sie es gelesen haben, wieder Malory zur Hand nehmen, um zu sehen, was ich daran gemacht habe. Sie werden dann sofort verstehen, warum. Ich habe gestern den Balin-Teil auf Band gesprochen, ihn abgehört, und er klingt ziemlich gut. Natürlich braucht alles noch eine Menge Verfeinerungen, doch das Wesentliche ist da, und ich finde nicht, daß mir vom Original viel entgangen ist. Die Arbeit ist überaus mühselig. Sie werden feststellen, daß ich sämtliche Prophezeiungen Merlins, die mit späteren Erzählungen zu tun haben, herausgelassen habe. Sie nehmen einfach alles vorweg. Außerdem konnte Malory nie auf einen Höhepunkt hin schreiben. Er verschenkte ihn dreimal, ehe er ihn schließlich erreichte. Die schwierigste Arbeit war die Schlacht. Nichts wird wieder so mühsam werden … ich beseitige die ermüdenden Details, behalte aber zugleich den Ablauf des Geschehens und den Schlachtplan bei. Aber bei Malory sind enorme Tiefgründigkeiten in kurzen Wendungen versteckt. Ich muß sehr aufpassen, daß ich sie nicht übersehe, und mitunter muß ich sie etwas verstärken, damit sie sichtbar werden.

    AN ERO – SOMERSET, 5. MAI 1959
    Der letzte Teil vom Merlin müßte heute abgetippt sein, und ich werde sofort per Luftpost einen Durchschlag an Sie abschicken. Ich werde wie auf Kohlen sitzen, bis ich weiß, was Sie davon halten. Inzwischen bin ich schon ein gutes Stück in den Teil Torre und Pellinore gediehen, die erste der von einer Ausfahrt handelnden Erzählungen mit dem Anfang der Tafelrunde. Von da an wird Arthur zu einem Heros, beinahe ohne Charakter. Doch das ist allen Heroen eigen, und ihn menschlich zu machen, könnte eine Revolution bedeuten. Er ist weiß Gott von menschlichen Figuren umgeben, und vielleicht ist es notwendig – als Kontrast. Arthur wird ja ein bißchen wie der Kalif in Tausendundeiner Nacht, gewissermaßen ein Schiedsrichter über bestandene Abenteuer und eine Art milder Kommentator. Ich weiß nicht, was ich damit anfangen werde. Aber jeder Tag ist eine große Herausforderung. Jeder Tag bringt irgend etwas.
    Inzwischen ist es Nachmittag geworden und das Merlin-Typoskript eingetroffen. Ich denke, ich werde ein bißchen später nach Bruton fahren und die Kopie an Sie abschicken, weil ich ganz versessen darauf bin, daß Sie sie bekommen. Habe ich es verkehrt angepackt? Mir erscheint es richtig, aber ich kann mich sehr täuschen. Es muß irgendeinen Grund geben, warum sich noch niemand diese Arbeit richtig vorgenommen hat. Vielleicht ist sie nicht zu schaffen … aber ich glaube das eigentlich nicht. Ich denke, der Grund liegt darin, daß man es im Gewand der Zeit statt zeitlos darzustellen versucht hat. Nun, Sie werden ja sehen, ob es so richtig ist. Und gut oder schlecht, ich habe das Gefühl, daß die Prosa gut ist. Übrigens werde ich an niemanden außer Ihnen einen Durchschlag schicken. Ich habe hier ein Original und zwei Kopien. Möchte oder braucht Chase eine? Es verlangt noch eine Unmenge Arbeit, ich weiß, aber das ist ja vorläufig nur ein

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