König Artus
Breitbeile für mich auftreiben. An den Abenden nehme ich mir wieder meine Schnitzarbeit vor … Ich kann dabei ungestört weiterdenken, und gleichzeitig haben die Hände etwas zu tun. Im Augenblick schnitze ich Löffel für die Küche – aus Stücken von altem Eichenholz.
Ich denke, ich mache ein bißchen an der Kopie weiter. Ich bin noch nicht richtig in Arbeitsstimmung.
AN CHASE – SOMERSET, 11. APRIL 1959
(Fortsetzung des Briefes vom 9. April 1959)
Heute ist Sonnabend. Ich weiß nicht, wie die Zeit vergangen ist. Ich werde den Merlin-Teil entweder heute oder morgen abschließen und finde ihn wirklich gut. Doch wenn ich auf den Seiten zurückgehe, finde ich viele Kleinigkeiten, an denen ich noch etwas ändern möchte. Deshalb finde ich, es wäre ein Fehler von mir, Ihnen das Manuskript zu schicken, nur damit es schnell geht. Ich werde es hier abtippen lassen und das Typoskript korrigieren, bevor ich es absende. Das bringt den Text seinem richtigen Zustand viel näher. Ich bin dann mehrmals darübergegangen, so daß das, was Sie bekommen werden, auf eine korrigierte dritte Rohfassung hinausläuft, und wenn dann Mary Morgan die Umarbeitungen hineintippt, wird es dem Endzustand viel näher sein. Es wird zwar länger dauern, bis Sie es bekommen, aber ich denke, das Warten wird sich lohnen.
So, der Merlin-Teil ist beinahe geschafft und viel tiefer und wärmer im Ton ausgefallen, als ich gedacht hatte. Ich hoffe sehr, daß es mir gelingt, das Beste daraus zu machen. Meine Arbeit bisher bereitet mir viel Freude. Ich weiß zwar nicht, ob es beim zweiten Lesen dabei bleiben wird. Aber das Gefühl befriedigt einen doch.
Ich habe ein paar ganz ordentliche Kochlöffel geschnitzt, und sie sind mir so gut gelungen, daß ich Salatgabeln entworfen habe, die ich für Elaine schnitzen möchte. Die Mulde der einen wird die Tudor-Rose, und die der anderen das dreifache päpstliche Kreuz zeigen, und wenn sie beim Salatmischen aneinanderstoßen, kommt in die Schüssel auch eine Kleinigkeit Geschichte. Ich hoffe, daß sie mir hübsch gelingen. Eine nette Idee, finde ich.
Jetzt ist es Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen. Ich werde das hier [den Brief] später beenden. Jetzt muß ich einen sonderbaren Kampf schildern, und dann kommt das Schwert – das Schwert der Schwerter.
Inzwischen habe ich das geschafft – und es gefällt mir. Ich werde den Brief jetzt abschließen und auf die Post geben. Heute sind Bücher eingetroffen, die wir bestellt hatten. Zwei Bände Geschichte Somersets, 1832, mit allen Einzelheiten über Dugdale. Das ist eine Freude!
Ich gehe jetzt nach unten, um mich an den Somerset-Büchern zu erfreuen. Graham Watson hat sie für uns aufgetrieben, und es sind große Raritäten.
AN ERO – SOMERSET, 10. APRIL 1959
Wieder eine Woche, die schnell vergeht. Ich werde den Merlin-Teil diese Woche abschließen, das Schwierigste von allem, wie ich finde. Ich glaube auch, daß Malory damit die größte Mühe gehabt haben muß, denn hier müssen der Hintergrund und die Wirrnisse um Arthurs Geburt und Thronbesteigung, die Rebellion und das Geheimnis seiner Geburt untergebracht werden. Es läuft auf eine lange und dissonante Chronik hinaus. Aber ich denke, es ordnet sich jetzt zu etwas, das auch in moderner Prosa Fluß bekommt. Allerdings kann es natürlich nicht die abgerundete oder elliptische Form mancher der späteren Erzählungen gewinnen, die keine Rückblenden verlangen und in denen das Figurenensemble nicht so gewaltig ist. Die Schlacht bei Bedgrayne hat mir furchtbar zu schaffen gemacht, aber ich glaube, jetzt kommt sie richtig heraus. Ich mußte darauf achten, daß sie ständig in Bewegung und Wallung ist, und habe sowohl etwas von der Erregtheit wie von der Traurigkeit zu vermitteln versucht, die darin liegen. Das Ende des Buches ist gewissermaßen eine Art magischer Traum, erfüllt von Trübsal und schlimmer Vorahnung, der Traum eines Psychiaters vom Himmel, wenn er sich etwas daraus machte. Vom Schlangentraum bis zu dem Punkt, an dem Arthur die Legitimität seines Thronanspruchs enthüllt wird, ist alles aus einem Guß. Ich habe den Eindruck, daß Arthur der Erkenntnis entgehen wollte, denn er ängstigte sich davor, was sich ihm vielleicht enthüllen würde. Er sucht sogar nach Problemen, versucht sich mit Taten vom Denken abzulenken. Das ist Erfahrungen aus unserer eigenen Zeit nicht unähnlich, selbst die Kleidungssymbole haben wir noch unverändert. Ich behandle all dies wie die Randbezirke eines Traums.
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