König Artus
Künstler soll nach allen Seiten offen sein, für Licht und Düsternis jeglicher Art. Doch unsere Epoche schließt ganz bewußt sämtliche Fenster, zieht alle Jalousien herunter, und später schreit sie dann nach einem Psychiater um Licht.
Nun – es hat einmal echte Männer gegeben, und vielleicht wird es sie wieder geben. Ich habe einen Freund – er bleibt natürlich ungenannt –, der den Grund seiner Misere darin zu finden glaubt, daß eine Frau ihn abgewiesen hat. Und er vergißt dabei die buchstäblich Hunderte von Frauen, die ihn akzeptierten. Ich habe ihm das kürzlich in einem Brief geschrieben, aber keine Ahnung, wie er es aufnehmen wird.
Ich bin heute ernst gestimmt, vielleicht weil ich einen Abschnitt im Merlin umschreiben wollte, aber nicht damit zurechtkam. Ich wußte, was ich sagen wollte und fand nicht die richtigen Wörter dafür. Ich werde sie aber finden, weil ich Zeit habe.
Um zum vorletzten Absatz zurückzuspringen – ich bin von ein paar Frauen abgelehnt worden, aber, mein Gott, bei ein paar wunderbaren angekommen. Das zu vergessen, wäre eine Dummheit, und über die anderen nachzugrübeln, wäre, als könnte ich nicht verschmerzen, daß mein Aussehen nicht allen zusagt. Ich bin dankbar dafür, daß es einigen gefällt.
AN CHASE – SOMERSET, 25. APRIL 1959
Das kornische Wörterbuch brauche ich nicht für diese, sondern für künftige Arbeit. Also schicken Sie es ruhig mit dem Schiff. Wenn wir damals klargesehen hätten, hätte Mary es mitbringen können. Jegliche Nachschlagewerke über dieses Gebiet sind mir willkommen. Vor dem Walisischen graut mir, weil ich es nicht aussprechen kann.
Gestern war ein ausgezeichneter Tag für mich, und ich bin ein gutes Stück im Ritter mit den zwei Schwertern vorangekommen – eine merkwürdige, vom Schicksal umschattete Geschichte. Hoffentlich gelingt es mir, etwas an die Oberfläche zu bringen – den unsichtbaren Ritter etc. und das grausige Gemetzel in Verbindung mit Sanftheit. Nebenher habe ich ein Beil aus der hiesigen Gegend zu der Form eines sächsischen Beils verkürzt, um damit Holz zu bearbeiten, und eine Abfallgrube gegraben.
Meine Zeichenplatte, die sich kippen läßt, ist gekommen. Macht aus einem Kartentisch einen Zeichentisch. Jetzt werden mir Hals und Schultern nicht mehr so verdammt müde.
AN ERO UND CHASE – SOMERSET, 1. MAI 1959
Etwas Wunderbares gestern. Es war ein goldener Tag, die Apfelbäume blühen, und ich stieg zum erstenmal nach Cadbury-Camelot hinauf. Ich glaube nicht, daß ich mich an einen ähnlich starken Eindruck erinnern kann. Konnte vom Bristol Channel bis zu den Spitzen der Mendip Hills und alle den kleinen Dörfern sehen. Den Felshügel von Glastonbury und König Alfreds Türme auf der anderen Seite. Ich werde noch oft hinaufgehen, aber was für ein Tag, wenn man das alles zum erstenmal sieht! Ich bin um die ganze obere Mauer herumgegangen. Und ich weiß nicht, welche Empfindungen mich bewegten, aber es waren sehr viele – wie die aus einem Vulkankrater langsam hochsteigenden heißen Blasen aus geschmolzenem Gestein, ein leises Erdbeben der Erleuchtung. Ich war auch innerlich dafür bereit. Ich werde nachts und im Regen wieder hingehen, doch das heute war, um Tennyson zu zitieren, edel Gold … mystisch … wundervoll. So, daß sich einem die Härchen am Nacken aufstellten. Mary ist hier, und sie hat uns begleitet – und war sehr bewegt. Morgen, wenn ich mit der Arbeit fertig bin, werde ich wieder nach Glastonbury fahren, zur Abtei. Auch dafür bin ich jetzt innerlich bereit.
Ich hoffe, heute den Ritter mit den zwei Schwertern abzuschließen. Ich hoffe sehr, daß er mir gelungen ist. Merlin ist aus dem Haus und wird gerade abgetippt. Ich weiß nicht, wann der Teil fertig sein wird, aber ich schicke ihn Ihnen, sobald ich ihn durchgesehen habe. Ich denke, Balin ist gut geworden, aber ich muß es mir erst auf dem Band anhören, bevor ich es wirklich weiß. Was für eine magische und verhängnisvolle Geschichte!
Nun möchte ich eine Bitte äußern. Wir sollen England am oder vor dem 11. Juni verlassen und wiedereinreisen. Ich hatte vor, das Innenministerium um eine Verlängerung zu ersuchen, statt Zeit und Geld für einen Stempel im Paß zu verschwenden. Anders läge der Fall, wenn es einen Anlaß für die Fahrt gäbe. Vergangene Nacht überkam mich im Bett die Idee eines Anlasses, eines sehr begründeten. Ich weiß inzwischen, wie die für die Arbeit einschlägigen Gegenden aussehen, abgesehen von einer –
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