König Artus
kämpfen, den Sir Damas statt seiner selbst antreten läßt. Doch Sir Damas hat nicht den Mut zu kämpfen, und andererseits ist er so verhaßt, daß sich kein Ritter bereit findet, es an seiner Stelle zu tun. Und deshalb hat er mit einer Bande von Söldnern brave Ritter, die allein auf Abenteuer auszogen, in einen Hinterhalt gelockt und sie als seine Gefangenen hierher gebracht. Er bietet an, uns freizulassen, wenn wir für ihn kämpfen, doch das haben alle abgelehnt, und manche hat er gefoltert und verhungern lassen. Wir sind alle ganz matt vor Hunger und ganz verkrampft, weil es in diesem Verlies so eng ist, so daß wir nicht kämpfen könnten, selbst wenn wir wollten.«
Artus sagte: »Möge Gott Euch in Seiner Gnade erlösen.«
Nun schaute ein Fräulein durch das Eisengitter der Kerkertür, winkte Artus zu und sagte leise: »Wie gefällt es Euch hier?«
»Soll es mir in einem Gefängnis gefallen?« sagte Artus. »Warum diese Frage?«
»Weil Ihr zwei Möglichkeiten habt«, versetzte das Fräulein. »Wenn Ihr für meinen Herrn kämpfen wollt, werdet Ihr freigelassen. Solltet Ihr aber ablehnen, wie es diese Narren da getan haben, werdet Ihr bis zum Ende Eurer Tage hierbleiben müssen.«
»Eine sonderbare Art, einen Ritter als Kämpfer zu gewinnen«, sagte der König, »aber ich für mein Teil würde lieber mit einem Ritter fechten, als in einem Kerker hausen. Wenn ich mich dazu bereit erkläre, laßt Ihr dann die anderen Gefangenen frei?«
»Ja«, sagte das Fräulein.
»Dann will ich es tun«, sagte der König, »aber ich habe weder Pferd noch Rüstung.«
»Ihr sollt alles bekommen, was Ihr braucht, Sir.«
Der König musterte sie und sagte: »Mir scheint, ich habe Euch an König Artus’ Hof gesehen.«
»Nein«, sagte sie, »dort war ich nie. Ich bin die Tochter des Herrn dieser Burg.«
Als das Mädchen gegangen war, um die Sache vorzubereiten, prüfte Artus sein Gedächtnis, und er war sich ziemlich sicher, daß er sie unter der Dienerschaft seiner Schwester Morgan le Fay gesehen hatte.
Sir Damas akzeptierte Artus’ Anerbieten und verpflichtete sich mit einem Eid, die Gefangenen freizulassen, und der König schwor, daß er mit all seinen Kräften gegen Sir Damas’ Feind kämpfen werde. Dann wurden die zwanzig geschwächten und hungernden Ritter aus dem Verlies geholt. Sie bekamen zu essen und blieben alle auf der Burg, um bei dem Zweikampf zuzusehen.
Nun müssen wir uns Sir Accolon, dem dritten Ritter, zuwenden, der in den Zauberschlaf gesunken war. Er erwachte dicht am Rand eines tiefen Brunnens, in den er gestürzt wäre, hätte er im Schlaf eine Bewegung gemacht. Aus dem Brunnenschacht führte ein silbernes Rohr, aus dem Wasser sprudelte, in ein Marmorbecken. Da Morgan le Fay fern war, hatte die Wirkung ihres Zaubers abgenommen. Accolon schlug dankbar ein Kreuz und sagte laut: »Jesus schütze meinen Gebieter, König Artus, und Sir Uryens. Diese Wesen auf dem Schiff waren keine Damen, sondern böse Höllengeister. Wenn ich aus diesem Abenteuer heil herauskomme, werde ich sie samt all den anderen vernichten, die böse Zauberei betreiben.«
Und in diesem Augenblick kam aus dem Wald ein häßlicher Zwerg mit wulstigen Lippen und platter Nase grüßend auf Sir Accolon zu. »Ich komme von Morgan le Fay«, sagte der Zwerg, und wieder senkte sich der Zauber auf den Ritter. »Sie läßt Euch grüßen und heißt Euch Euren Mut zusammennehmen, weil Ihr morgen in der Frühe mit einem Ritter kämpfen sollt. Da sie Euch liebt, schickt sie Euch das Schwert Excalibur samt seiner Scheide. Und sie sagt, wenn Ihr sie liebt, werdet Ihr kämpfen, ohne Gnade zu gewähren, wie Ihr ihr unter vier Augen versprochen habt. Sie erwartet auch das Haupt des Gegners als Beweis, daß Ihr Euren Eid gehalten habt.«
Sir Accolon war inzwischen tief verzaubert. Er sagte: »Ich habe verstanden. Ich werde mein Versprechen einlösen und kann es auch, nun da ich Excalibur habe. Wann hast du meine Herrin gesehen?«
»Vor kurzem«, sagte der Zwerg.
Dann umarmte Sir Accolon in seiner Verzückung den häßlichen Zwerg und sagte: »Grüße mir meine Herrin und sage ihr, ich werde mein Versprechen halten oder das Leben verlieren. Nun verstehe ich die Sache mit dem kleinen Schiff und dem Schlaf. Das hat alles meine Herrin ins Werk gesetzt, ist es nicht so?«
»Davon dürft Ihr überzeugt sein«, antwortete dieser, trollte sich in den Wald davon, und Accolon blieb träumend neben dem Brunnen zurück.
Nicht lange, und es erschien ein
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