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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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von der aus wir die Bogenschützen auf der Anhöhe sehen konnten. Ich schob die Armbanduhr unter den Ärmel – man sollte besser ein Funkeln vermeiden, wenn man unbeobachtet bleiben möchte.
    »Es sind viele«, sagte Makin.
    »Ja.« Es stimmte zweifellos. Selbst wenn man die Fußsoldaten unberücksichtigt ließ: Allein mit den Bogenschützen standen dem Fürsten von Pfeil viermal so viele Männer zur Verfügung, wie ich unter Waffen hatte.
    Wir hielten Ausschau. Die Schützen ließen keine Pfeile auf die Burg regnen. Sie wählten nur gelegentlich ein Ziel und sorgten dafür, dass die Verteidiger den Kopf unten hielten. Sie konnten einen Hagel aus Pfeilen schaffen, sollte das notwendig werden, aber warum gute Pfeile vergeuden?
    Wir beobachteten.
    »Faszinierend«, sagte Makin.
    »Warte«, sagte ich und warf erneut einen Blick auf die Uhr.
    »Worauf sollen wir …« Makin sprach nicht weiter. Ein dunkler Fleck breitete sich unter der Anhöhe aus.
    »Was ist das?«, fragte Harold.
    Die Reihen der Bogenschützen brachen auf. Eine Woge der Verwirrung erfasste ihre Formation.
    »Trolle«, sagte ich.
    »Was?«, entfuhr es Makin. »Wie? Wer? Wie viele?«
    Aus dieser Entfernung konnte man keine Einzelheiten erkennen, aber es sah nach einer ziemlich üblen Sache aus. Die Felsen wurden rot.
    Makin schlug sich mit der Faust auf die Hand. »Ich habe sie bei der Spalte gerochen. Den gleichen Geruch hattest du an dir, als Gorgoth dich an jenem Tag nach unten trug.« Seine Stirn wurde wieder kraus. »Ich schätze, das erklärt all die Ziegen, die wir gekauft haben. Das mit dem Durchhalten bei einer langen Belagerung ergab nie viel Sinn.«
    »Gorgoth brachte sie nach Süden«, sagte ich. »Ich habe ihnen Schutz in den Matteracks angeboten, aber es waren vermutlich die angebotenen Ziegen, die unsere Vereinbarung besiegelten. Hundertzwanzig hat er dabei. Sie haben Tunnel gegraben und getarnte Ausgänge unter dem Kamm dort geschaffen.«
    Marten lächelte fast. »Deshalb wolltet Ihr nicht auf mich hören, als ich Euch bat, die Anhöhe zu verteidigen.«
    »Sie können nicht gewinnen«, sagte Makin. »Hundert genügen selbst dann nicht, wenn es Trolle sind!«
    »Nein. Aber sieh nur, was für ein Durcheinander sie anrichten. Wie Maical sagen würde: Es hilft, den Elefanten der Überraschung auf der eigenen Seite zu haben.« Ich rutschte in den Schatten des Felsens zurück. »Also gut, lasst uns gehen.«
    Marten kam zu mir. »Warum jetzt? Und wie habt Ihr es gewusst?«
    »Ah. Ihr solltet fragen, wie Gorgoth es gewusst hat. Eine Stunde nach der Lawine, habe ich ihm gesagt, und er war einverstanden. Aber wie zum Teufel wusste er, wann es zu der Lawine kam?«
    Die letzten Männer der Wache verschwanden im dunklen Ausfalltor.
    »Ihr müsst hier durchhalten, Marten«, sagte ich. »Komme, was da wolle.«
    »Wir halten durch«, sagte Marten. »Ich vergesse nicht, was Ihr getan habt, und meine Männer folgen mir.«
    Es schien eine kleine Sache zu sein, das, was ich getan hatte. Ein Spielzeug und etwas gegen die Schmerzen, damit ein Mädchen ohne großes Leid aus dem Leben scheiden konnte. Ich hatte es nicht einmal aus gutem Grund getan.
    Makin legte Marten die Hand auf die Schulter, als er an ihm vorbeiging. Etwas verband sie, diese beiden Männer. Der Verlust von Töchtern. Ich sah, wie tief die Verbindung reichte, so tief, dass ich Makin ein halbes Leben gekannt hatte, bevor er davon sprach. Ich fragte mich, ob es in mir Platz für solche Gefühle gab oder ob ich nur der clevere, oberflächliche Junge war, den viele Leute in mir sahen. Diese Männer trugen tote Töchter durch die Jahre. Ich hatte ein totes Kind, dessen Namen ich nicht kannte und das mir folgte, weil meine Schultern nicht die Bürde der Schuld tragen wollten. So klein das Kupferkästchen auch sein mochte, es schien ein ziemlich großes Gewicht zu enthalten, vielleicht ein zu großes für mich.
    Wir traten durch den Felsspalt und folgten dem Verlauf eines Weges, der durch jahrelange Benutzung glatt geworden war. Ich nahm eine Laterne aus der Nische dicht hinter dem Zugang, und ihr Licht wurde heller, als ich die Hand um den Griff schloss. Mein Herz schlug schneller. Diese Magie begleitete mich, seit Gog mich verbrannt hatte. Ich dachte an Ferrakind, dessen Schicksal mir ein warnendes Beispiel bot – von jenen Pfaden sollte ich mich besser fernhalten.
    Gelegentlich blieb ich stehen und betrachtete die steinernen
Wälder, die sich rechts und links erstreckten. Stalagmiten und

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