Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
Vom Netzwerk:
Erschießt ein paar von den Mistkerlen, wenn sie abgelöst werden. Außerdem werdet ihr feststellen, dass derzeit nicht viele Pfeile in unsere Richtung geschickt werden. Die Soldaten beschränken sich noch darauf, Felsbrocken zu werfen. Nutzt das aus und tötet möglichst viele von ihnen.«
    Ich ging zum Hof, wo meine Einberufenen, Untertanen, Fahnenträger und Kämpfer auf mich warteten, dicht gedrängt, eine Reihe hinter der anderen. Ritter aus Morrow auf der linken Seite des Fallgatters, mit glänzenden Rüstungen und Schwertern in den Händen. Rechts noch mehr Ritter, mit Plattenpanzer,
die adligen Söhne von Hodd, meiner Hauptstadt in einem der Täler weiter im Norden. Zweifellos waren sie hier, um die Gunst des Königs und Ehre für ihre Familien zu erringen. Hauptsächlich junge Männer, weich von Gold und eher an Lanzen und Turniere gewöhnt als an Blut und Tod. Ich erkannte Sir Elmar von Golden unter ihnen, seine Rüstung so glänzend, wie der Name versprach. Ein echter Krieger, dieser Mann, trotz des Aufputzes.
    Sie wirkten durchaus eindrucksvoll. Auf dem Rundgang und den Treppen standen dicht beieinander Armbrustschützen von der Westfast, unter dem Befehl von Lord Scoolar, harte Männer mit wettergegerbten Gesichtern. Direkt vor dem splitternden Tor warteten Spuk-Männer, zähe Kämpfer aus den Bergen, in Leder und Eisen gekleidet, die Äxte geschärft, die runden Holzschilde mit Ziegenleder bespannt. Hinter ihnen sah ich Krieger von der Fernen Kette, an ihren Eisenhelmen Muster aus Silber und Zinn, jeder von ihnen mit Hammer und Beil bewaffnet. Und ganz hinten, vor der Mauer, standen Schildtänzer aus Cennat, ihre Kriegsschilde größer als ein Mann.
    Ich schritt unter ihnen, mit Makin an meiner Seite, ich ging im Gestank und im Gedränge der vielen Männer, roch dabei die Anspannung in der Luft, süß und sauer zugleich. Worte hatte ich nicht für sie, auch keine königlichen Gesten, keine Rede, um die Schreie jenseits der Mauer und das Donnern des Sturmbocks zu übertönen. Wenn man mit Brüdern kämpft, so bindet man sie mit Wort und Tat. Wenn man mit Untertanen in den Kampf zieht, so ist man eine Gestalt, eine Idee, ein Konzept. Männer sterben für viele Dinge; mit Sorgfalt gehortete Leben können für die seltsamsten Gründe ins Feld geführt werden. Was uns hier verband, uns Männer des Hochlands, war Trotz. Wenn man Männer zu sehr unter Druck setzt, leisten sie schließlich
Widerstand und stellen sich auf die Hinterbeine. Alle Männer erreichen einen Punkt, an dem sie »Nein« sagen, wenn auch nur aus dem Grund, dagegen zu sein, und weil das Wort in den Mund passt und ebenso gut schmeckt, wie es klingt. Und im Hochland, umgeben von diesen Bergen, wachsen Männer heran, die nicht einen einzigen Zoll ohne Trotz nachgeben.
    Ich ging zwischen den Männern des Hochlands, den alten und jungen. Einige trugen Bärte, andere hatten glatte Wangen. Einige Gesichter waren blass, andere rötlich, und ich sah so manche zitternde Hand. Schließlich erreichte ich das Fallgatter, in Eisen gebundene Balken, deren Holz zu splittern begonnen hatte, weil von der anderen Seite der Rammbock dagegenschmetterte  – ich hörte die zornigen Rufe der hundert Soldaten, die ihn immer wieder gegen das Tor stießen. Meine Finger fanden den Griff des Messers, und ich zog es. An die unverbrannte Wange gehalten, fühlte sich die Klinge kalt wie Eis an. Erneut ächzte vor mir das Fallgatter unter der Wucht des Sturmbocks. Soldaten des Fürsten schrien und starben, als Pfeile auf sie herabregneten. Das Messer schnitt durch Haut, weich wie ein Kuss. Ich nahm das Blut mit dem Finger und strich es auf die Balken vor mir. Dann kehrte ich dem Tor den Rücken zu, ging vor meinen Männern in die Hocke und malte eine rote Linie auf die Steinplatten. Ich richtete mich auf, trat vor und berührte bestimmte Krieger, die eifrigen unter ihnen, in denen ich ein Echo meines eigenes Wunsches gefühlt hatte, die das Tor ebenso offen wollten wie die Soldaten am Rammbock.
    »Königsblut!« Sir Elmar von Golden hob seine Axt. Mein Finger hatte einen scharlachroten Fleck an seinem Helm hinterlassen.
    »Königsblut!« Ein haariger Spuk-Mann drückte den Handballen auf das Rot, das ich ihm auf der Stirn hinterlassen hatte.
»Königsblut!« Ein Cennat-Tänzer hob den großen Schild, auf dem mein roter Handabdruck den weißen Mond seines Geschlechts zierte.
    »Königsblut!«
    Der donnernde Ruf folgte uns durch die Burg. Ein König ist ein Siegel, kein

Weitere Kostenlose Bücher