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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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schmetterte gegen das Tor, und eine Legion aus Bogenschützen schickte von den Anhöhen aus ihre Pfeile über die Mauern.
    Für mich sind Belagerungsmaschinen mehr Schau und eine Demonstration von Entschlossenheit als eine gute Investition von Zeit. Seht nur! Wir ziehen diese großen Apparate aus Holz und Eisen zu eurer Burg – wir meinen es ernst, wir bleiben hier! Das Hochland von Renar war vielleicht der einzige Ort weit und breit, wo genug Felsbrocken herumlagen, um eine Burg mithilfe von Bilden in einen Schutthaufen zu verwandeln, obwohl es eine halbe Ewigkeit dauern würde. Aber der Sturmbock! Er ist der König aller Belagerungsmaschinen, insbesondere dort, wo Mauern nicht untergraben werden können. Keine
Mechanik, keine Gegengewichte und Verankerungen, einfach nur Kraft, die auf den schwächsten Punkt gerichtet wird, damit die eigenen Männer gegen die anderen antreten können, und genau darum geht es schließlich. Wenn man dem Gegner nicht zahlenmäßig überlegen wäre, hätte man sich gar nicht erst auf den Weg zu seiner Burg gemacht, und dann würden sich die feindlichen Soldaten nicht hinter den Mauern verbergen.
     
    Martens Männer waren am Rand des Laufteils in Stellung gegangen, wo das Gefälle recht gering war und von unserem Tal bis zur linken Seite der Spukburg reichte. Die Anhöhe, von der Bogenschützen des Fürsten ihre Pfeile abschossen, ragte auf der anderen Seite des Laufteils empor.
    Wir sahen Martens Männer, aber von weiter unten am Hang waren sie fast unsichtbar hinter den Felsen und vom Berggrau ihrer Kleidung getarnt. Doch eine große Gefahr für den Feind stellte Marten nicht da. Seine hundert Mann konnten kaum etwas gegen die dreitausend auf der Anhöhe ausrichten, selbst wenn der Gegner beim Vorrücken hohe Verluste zu beklagen hatte.
    »Warum?«, fragte Makin.
    »Warum spricht man von ›Laufteil‹?« Ich entschied, die falsche Frage zu beantworten. »Weil es meilenweit der einzige Ort ist, wo man ein Pferd laufen lassen kann, ohne dass es sich die Beine bricht. Ich habe dich dort oft beim Galopp gesehen.«
    Makin schüttelte den Kopf. Hobbs und Keppen kamen zu uns.
    »Nehmen wir das Osttor?«, fragte Hobbs.
    Nur wenige wussten von den Ausfalltoren, eins im Osten und eins im Westen. Ich erinnerte mich nicht daran, Hobbs vom östlichen Tor erzählt zu haben, aber wahrscheinlich gehörte
es zu seinen Pflichten, darüber Bescheid zu wissen. Immerhin hatten wir seine Wache an diesem Morgen durchs Westtor nach draußen gebracht.
    »Ja«, sagte ich.
    Den Rest der Strecke legten wir mit großer Vorsicht zurück, hielten uns dicht an der Talwand und übereilten nichts. Die Bogenschützen blieben auf ihre Ziele in der Burg konzentriert, auf die Verteidiger, die sich hinter den Zinnen duckten. Wir erreichten Marten, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
    »König Jorg.« Marten hatte sich seinen ländlichen Akzent bewahrt, trotz der vier Jahre am Hof. Er stand im Zugang des Ausfalltors, eine Spalte breit genug für einen Reiter. Die Felsen darüber wirkten normal, doch ein erfahrener Beobachter erkannte, dass sie angeordnet waren, damit sie leicht herabstürzen und den Zugang zum Ausfalltor blockieren konnten. Ein besonderer Geruch hing in der Luft. Ich bemerkte, wie Makin die Nase rümpfte und die Stirn runzelte.
    »Hauptmann Marten«, sagte ich. »Wie ich sehe, habt Ihr den Laufteil gegen alle Schwierigkeiten gehalten!«
    Er lächelte nicht, als er diese Worte hörte. Meines Wissens hatte Marten noch nie gelächelt. Es sähe seltsam aus, ein Lächeln in seinem Gesicht, das lang war wie der Rest von ihm, und grau wie das kurze Haar über den Augen.
    »Der Feind hat kein Interesse daran gezeigt, uns dieses Gelände zu nehmen«, erwiderte er. »Vielleicht weiß er gar nicht, dass wir hier sind.«
    »Umso besser«, sagte ich. »Keppen, führt die Wache zur Burg zurück.«
    Keppen trat in die Spalte, und die Männer der Wache folgten ihm. Ein Weg von drei- oder vierhundert Metern lag vor ihnen, der größte Teil davon durch natürliche Höhlen, vor langer Zeit
von Bächen ausgewaschen, die letzten hundert Meter durch einen Tunnel, den Männer mit Spitzhacken und Kerzen angelegt hatten.
    Ich sah auf die Uhr an meinem Handgelenk; allmählich gewöhnte ich mich wieder daran. Viertel nach zwei.
    »Kommt mit«, forderte ich Marten auf. Makin und Hauptmann Harold folgten mir ebenfalls.
    Wir schlichen zu den Felsen, die uns vor den Blicken der Soldaten weiter unten verbargen, und krochen zu einer Stelle,

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