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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Turbanen und geflochtenen Bärten, die über die Decks scharf riechender Gewürzboote schritten. Die Worte des Fürsten von Pfeil kehrten zu mir zurück, seine Hinweise auf meine kleine Welt und die Größe meiner Ignoranz. Dennoch, alle diese Leute aus fremden Ländern wussten vom Reich, selbst wenn es in Stücken dalag. Und so verband uns etwas.
    Fast von Anfang an merkte ich, dass mir Makin und die anderen folgten. Er war vernünftig genug, Rike zurückzulassen, wahrscheinlich in einem der von mir erwähnten Bordelle. Rike ist nicht zu übersehen, auch nicht in einer Straße mit dichtem Gedränge. Es wäre besser gewesen, wenn Makin auch sich selbst und den Roten Kent in einem Hurenhaus zurückgelassen hätte. Grumlow hätte ich vielleicht übersehen, denn er hat eine stille, unauffällige Art.
    Die kleineren und schäbigeren Koggen befanden sich am Rand des großen Hafens. Sie waren an krummen Anlegestellen vertäut, in der Nähe von heruntergekommenen Lagerhäusern, zwischen denen sich dunkle, gefährliche Gassen erstreckten, wo es nach verfaulendem Fisch stank. Ich folgte zwei Männern mit bloßem Oberkörper, die ein Fass über den Landungssteg der Steinbock rollten.
    »Du! Runter von meinem Schiff!« Der Mann, der mir diese Worte zurief, war kleiner und schmutziger als die anderen Männer an Deck, aber laut genug, um der Kapitän zu sein.
    »Dies ist ein Schiff?« Ich sah mich um. »Na ja, wenn man ein Segel in einem Ruderboot setzt, kann man es Schiff nennen. Aber es war unklug von dir, die Ruder wegzuwerfen.«
    »Ich wollte dich die Seite wählen lassen, über die du von Bord gehst. Aber dieses Angebot besteht jetzt nicht mehr«, sagte der kleine Mann. Die Masse der schwarzen Locken, die sein hässliches Gesicht umrahmte, schien eine Perücke zu sein. Warum sich jemand in dieser Hitze zehn Pfund gestohlenes, verschwitztes Haar auf den Kopf setzte, blieb mir ein Rätsel.
    Ich ließ eine Silbermünze in meiner Hand erscheinen, einen Ankrath-Taler mit dem Kopf meines Vaters. »Passagier«, sagte ich.
    Der dicke Mann blieb stehen und wirkte erleichtert.
    »Ich möchte zur Pferdeküste«, sagte ich. »Irgendwo hinter dem Ohr.«
    Die Pferdeküste trägt ihren Namen nicht wegen der Hengste, für die sie heutzutage berühmt ist. Die Küstenlinie der Halbinsel ähnelt offenbar einem Pferdekopf. Ich habe mir die Kartenrollen in der Bibliothek meines Vaters angesehen und kann mit Gewissheit sagen: Die Halbinsel ähnelt einem Pferdekopf so, wie Trollsteine Trollen ähneln oder das Sternbild Orion einem gegürteten Riesen mit einer Keule. Genauso gut hätte man auch von der »Fröhlichen Schweineküste« oder der »Gekrümmter-Daumen-Küste« sprechen können. Zugunsten unserer Vorfahren, von denen die Namen stammen, möchte ich anmerken, dass seit der Zeit des Erbauens der Meeresspiegel um die zweifache Höhe der Hohen Burg gestiegen ist, was dazu führte, dass die alten Karten oft neu gezeichnet werden mussten. Dennoch, ich würde einen Beutel gestohlenen Goldes darauf wetten, dass früher beim Betrachten der heutigen Pferdeküste niemand an ein »Pferd« dachte.
    Ich hatte genug Zeit zum Nachdenken, während mich der kleine Kapitän mit einem verdrießlichen Blick musterte und dabei auf der Lippe kaute. Ich hätte auch ein anderes Schiff
wählen können. Von jedem kleinen Schiff, das beladen wurde, durfte ich annehmen, dass es bald aufbrach, um von Barlona aus Häfen weiter die Küste hinauf oder hinunter anzulaufen. Zuvor hatte ich mit einem Matrosen zusammengesessen, ihm das eine oder andere Bier spendiert und ihm aufmerksam zugehört. Er hatte gerade eine Reise hinter sich und zögerte das Anheuern für eine neue so lange wie möglich hinaus. Als Gegenleistung für meine Hilfe, die Nüchternheit einige weitere Stunden fernzuhalten, hatte er mir einige Schiffe für eine Reise nach Süden genannt. Der Name Steinbock weckte mein Interesse. Wer möchte an Bord eines Schiffes namens Maria oder Gottes Gnade unterwegs sein, wenn man auf einem Steinbock reiten kann?
    »Zwei Silbermünzen, und du fasst mit an, wenn man dich dazu auffordert«, sagte der Kapitän.
    »Eine Silbermünze, und ich bekomme zusammen mit der Mannschaft zu essen«, sagte ich und ging in Richtung Landungssteg. Ebenso gut konnte ich an Bord der Maria gehen. Der Name gefiel mir immer besser, je öfter ich ihn wiederholte.
    »Abgemacht«, sagte der Kapitän.
    Und so segelte ich an Bord der Steinbock unter dem Kommando von Kapitän Nellis.
    Bevor die

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