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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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er. »Das muss ich flicken lassen.«
    »Ich habe dir gesagt, du solltest besser darauf aufpassen«, erwiderte ich. Der wenige Krempel, den Grumlow durch die Sümpfe gerettet hatte, war hier und dort an Braths Zaumzeug festgebunden.
    Grumlow brummte und bückte sich nach seinem Messer. Es hatte den Mann mit dem Heft voran am Hinterkopf getroffen. Blut glänzte unter dem Gesicht des Mannes, aber es musste aus Nase oder Mund gekommen sein, durch den Aufprall aufs Pflaster. Wir machten uns nicht die Mühe, ihn auf den Rücken zu drehen und nachzusehen.
    »Ich liebe diese Stadt«, sagte ich, als wir zu den anderen zurückkehrten.
    Wir brachten unsere Pferde in einem Stall unter und besuchten eine Taverne am Hafen. Ich nenne sie Taverne, aber wir saßen draußen, an Tischen in der Sonne, mit Weinflaschen in der Form von Tränen und mit um sie herum geflochtenen Körben. Makin mit seinen bloßen Füßen, an denen noch immer Reste von Schlamm klebten. Rike klagte natürlich, über die Sonne, den Wein, selbst über die Stühle, die nicht geeignet schienen, sein Gewicht zu tragen, aber ich achtete mehr auf das Krächzen der Möwen. Ich saß da und beobachtete die Schiffe am Kai. Sie waren größer, als ich sie mir vorgestellt hatte, und komplexer mit ihrer Takelage, ihren Spieren, Seilen und vielen Segeln. Ich fühlte mich so gut wie schon lange nicht mehr.
Selbst meine Verbrennungen taten nicht mehr so weh – der Sonnenschein schien ihren Zorn zu mildern. Zum ersten Mal seit langer Zeit entspannten wir uns, lächelten und sprachen über die Toten. Über Bruder Row, an den ich mich erinnern würde, und Bruder Sim, dessen Harfenspiel mir fehlen würde, und sein Versprechen. Wir hoben unsere Flaschen und tranken auf sie beide.
    Nur Kent sträubte sich dagegen, ohne mich heimzukehren. Ich ließ ihn eine Zeit lang protestieren, bis er schließlich nichts mehr zu sagen hatte und sich davon überzeugte, dass mein Plan der beste war. So ist der Rote Kent. Man gebe ihm etwas Platz, und nach einer Weile dreht er sich.
    Ich stand auf, rollte den Kopf und streckte mich im Sonnenschein. »Wir sehen uns auf der Straße, Brüder.«
    »Gehst du jetzt sofort?«, fragte Makin und setzte seine Flasche-im-Korb ab.
    »Es sei denn, du möchtest trinken, bis uns die Sonne alle verbrannt hat, bis wir sentimental werden, unsere unsterbliche Liebe füreinander erklären und uns zum Abschied umarmen«, sagte ich.
    Rike spuckte. Diese Angewohnheit schien er von Row übernommen zu haben.
    »Euer Weg liegt dort.« Ich deutete nach Norden. »Vielleicht sollte ich darauf hinweisen, dass die erste Viertelmeile jenes Weges an mehreren guten Bordellen vorbeiführt. Lasst euch Zeit. Was mich betrifft … Ich finde mehr über Schiffe heraus.«
    Ich schlenderte los und folgte meinem Schatten über die hellen Steinplatten.
    »Kümmert euch für mich um Brath!«, rief ich über die Schulter.
    Die Brüder nahmen ihre Flaschen und tranken auf mich. »Wir sehen uns auf der Straße«, erwiderten sie meinen Gruß. Sogar Rike.
    Und wenn Makin nicht dagewesen wäre, hätte ich sie vielleicht wirklich so einfach loswerden können.

40
Vier Jahre zuvor
    In einem so großen Hafen wie dem von Barlona liegen Hunderte von Schiffen vor Anker. Die meisten gehören Kaufleuten, oder Gruppen von Kaufleuten, und fahren an der Küste entlang, beladen mit Dingen, die dort billig sind, wo die Reise beginnt, und an ihrem Ende einen höheren Preis erzielen. Es ist eine einfache Gleichung, und der Teufel steckt im Detail. Es gibt auch Kriegsschiffe, die angeblich dem Fürsten von Barlona gehören. In Wirklichkeit sind es die reichsten der Kaufleute, die neue Fürsten auf den Thron setzen, und die Kriegsschiffe dienen dem Schutz der Handelsrouten. Und zwischen den Koggen der Händler und den Fregatten des Fürsten ein Sammelsurium an hochseetüchtigen Schiffen, dickwandig, mit drei oder mehr Masten, aus den seltsamsten und fernsten Ländern. Ich sah sogar ein großes Schiff aus Krankholz, zweimal so groß wie seine größten Rivalen, die grauen Planken ineinander gewachsen und halb lebendig, trotz der Schrotsäge. Ihr Rumpf, von Muscheln groß wie Teller verkrustet, selbst über der Wasserlinie, trug viele Narben, und an Deck arbeiteten Männer mit kupferfarbener Haut an Reparaturen.
    Ich verbrachte einige Stunden damit, die großen Schiffe zu beobachten, die fremden Matrosen an Bord, gelbe Männer aus Utter, schwarze aus den vielen Königreichen in Afrique, sonnengebräunte Seeleute mit

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