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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Hinweis, dass mehrere Männer an den Pumpen arbeiten mussten, um den Druck aufrechtzuerhalten. Ich bemitleidete die Männer, die im Dunkeln
schuften und schwitzen mussten, damit dieses hübsche Ding funktionierte … aber das feine Spritzwasser schuf herrliche Kühle, als wir an dem Springbrunnen vorbeigingen.
    Wir kamen durch einen kurzen Flur, dessen Boden ein geometrisches Mosaik präsentierte, und erreichten einen kleineren Hof, wo ein Adliger auf uns wartete. Im Schatten von drei Orangenbäumen saß er auf einer steinernen Bank, schlicht gekleidet, jedoch mit einem goldenen Band am Handgelenk und so sauber, dass er nur ein Hochgeborener sein konnte. Um Graf Hansa handelte es sich nicht, dazu war er zu jung, aber es schien jemand aus seiner Familie zu sein. Aus meiner Familie. Ich hatte mehr von meinem Vater, aber dieser Mann zeigte eine gewisse Ähnlichkeit: hohe Wangenknochen, dunkles kurzgeschnittenes Haar, wachsame Augen.
    »Ich bin Robert«, sagte er und hielt den Brief offen in der Hand. »Meine Schwester hat dies geschrieben. Sie spricht gut von dir.«
    Eigentlich hatte ich gut von mir selbst gesprochen, als ich vor einigen Monaten zu Federkiel und Pergament gegriffen hatte. Ich nannte mich William und präsentierte mich als treuer Helfer von Königin Rowen, ehrlich, tapfer und in den Künsten des Schreibens und Rechnens geübt. Neigung und Form der Schriftzeichen hatte ich von einem älteren Brief kopiert, einem zerknitterten Fetzen, den ich jahrelang in der Nähe meines Herzens trug, die Reste eines Briefs meiner Mutter.
    »Eine Ehre für mich.« Ich verneigte mich tief. »Ich hoffe, dass mir die Empfehlungen der Königin, Gott habe sie selig, einen Platz in Eurem Haus einbringen.«
    Lord Robert beobachtete mich, und ich beobachtete ihn. Es fühlte sich gut an, einen Onkel zu haben, den ich nicht töten wollte.

41
Vier Jahre zuvor
    »Du scheinst sehr jung zu sein, William. Wie alt bist du? Sechzehn? Siebzehn?«, fragte Robert.
    »Neunzehn, Herr«, erwiderte ich. »Ich sehe jünger aus, als ich bin.«
    »Und meine Schwester ist seit fast fünf Jahren tot. Du musst also vierzehn oder fünfzehn gewesen sein, als sie dies schrieb.«
    »Fünfzehn, Herr.«
    »Was bedeutet, dass du recht früh in deinem Leben einen so guten Eindruck hinterlassen hast. Ehrlich, tapfer, rechen- und schreibkundig. Warum bist du so weit von der Heimat entfernt unterwegs, William, und unter solch ärmlichen Umständen?«
    »Ich habe in der Waldwache gedient, Herr. Nach Königin Rowens Ermordung. Und als der Kommandeur der Wache uns gegen Graf Renar führte, der das Leben Eurer Schwester nahm, der Königin Rowen tötete, meine ich … Da habe ich im Hochland gekämpft. Aber meine Familie lebt in Ankrath, und als dem Grafen Gerechtigkeit widerfahren war, machte ich mich auf den Weg, damit man glaubte, ich sei bei der Spukburg gefallen. Auf diese Weise wollte ich vermeiden, dass meine
Verwandten bestraft wurden und ich vielleicht gezwungen gewesen wäre, mich König Olidan zu ergeben. Seitdem bin ich hierher unterwegs gewesen, Herr, in der Hoffnung, Königin Rowens Familie dienen zu können.«
    »Eine interessante Geschichte«, sagte Robert. »Noch dazu mit einem Atemzug erzählt.«
    Ich schwieg und beobachtete, wie die Schatten der Orangenbäume tanzten.
    »Du hast also an der Seite meines Neffen Jorg gekämpft?«, fragte Robert. »Bist du dabei zu deiner Verletzung gekommen?« Er hob die Hand zur Wange.
    »Ich habe nicht an seiner Seite gekämpft, Herr, aber auf demselben Schlachtfeld«, sagte ich. »Meinen Namen kennt er bestimmt nicht, und mein Gesicht ebenso wenig, nicht einmal mit dieser Narbe. Die habe ich mir erst vor kurzer Zeit zugezogen, während meiner Reisen.«
    »Das muss die Ehrlichkeit sein, von der Rowen schrieb. Viele andere hätten behauptet, zu seiner Linken gekämpft zu haben, um einen größeren Anspruch auf meine Großzügigkeit erheben zu können.« Robert lächelte und rieb sich das kleine Dreieck aus dunklem Bart an seinem Kinn. »Kannst du mit dem Schwert umgehen?«, fragte er. Mein Onkel trug schlichtes Leinen, ein weites Hemd. Brust und Arme waren sonnengebräunt und muskulös. Er schien mehr Reiter als Schwertkämpfer zu sein, aber bestimmt kannte er sich mit Klingen aus.
    »Ja.«
    »Und du kannst lesen und schreiben.«
    »Ja.«
    »Ein Mann mit vielen Talenten«, sagte Robert. »Ich werde Lord Jost bitten, einen Platz in der Hauswache für dich zu finden. Das genügt vorerst. Ich werde dich auch

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