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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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unser Ruin – bestand darin, dass es uns gelang, das Rad ein kleines Stück zu drehen. Wir fanden heraus, dass die Rolle des Beobachters immer wichtig ist. Wenn ein Baum in einem Wald fällt und es niemand hört, so verursacht er dabei ein Geräusch und gleichzeitig auch nicht. Wenn ihn niemand sieht, steht er und steht auch nicht. Die Katze lebt und ist gleichzeitig tot.«
    »Wer hat eine verdammte Katze erwähnt?«
    Der Geist von Fexler Brews seufzte. »Wir haben die Barrieren zwischen Gedanken und Materie geschwächt …«
    »Das habe ich schon einmal gehört«, sagte ich. Ferrakind hatte ähnliche Worte an mich gerichtet. Konnte dieser Geist eines Erbauers ebenso verrückt sein? Der Nubier hatte von
dünner werdenden Barrieren gesprochen, von einem Schleier zwischen Leben und Tod, der sich abnutzte. »Die Erbauer schufen Magie? Und brachten sie mit ihren Maschinen in die Welt?«
    »Es gibt keine Magie.« Fexler schüttelte den Kopf. »Wir veränderten die Konstanten. Nur ein bisschen. Wir verstärkten die Verbindung zwischen wollen und was ist . Der Baum steht und ist gefallen, doch damit nicht genug. Wenn der richtige Mann es will, und wenn er sich ausreichend konzentriert, so kann er den gefallenen Baum aufrichten. Und die Zombiekatze geht und schnurrt.«
    »Was bedeutet ›Zombie‹?«
    Wieder ein Seufzen. Fexler verschwand, und alle Lichter gingen aus. Auch der Schein meiner Laterne verschwand.
    Ich ging im Dunkeln die Treppe hoch, wurde von einer Spinne gebissen und kehrte sehr spät mit Lady Agaths Wein zurück.

43
Vier Jahre zuvor
    Mit angeschwollener Hand und schmerzendem Kopf betrat ich den Speisesaal von Burg Morrow. Spinnengift gibt einem ein Kriechen und Krabbeln im Innern, und es bringt Wahnvorstellungen an den Rand des Blickfeldes, abscheuliche Bilder, die schrecklichsten Bilder, die man sich vorstellen kann. Und ich bin mit sehr viel Phantasie verflucht.
    Die Wächter des Hauses und der Mauer sind sich nur selten einig, aber sie alle hielten mich für einen dummen Nordländer. Sie glaubten, dass ich mein Schwert für eine Weile nicht mehr so eindrucksvoll schwingen würde.
    Da es Sonntag war, hatte der Koch eine besondere Mahlzeit für uns zubereitet: Schlangen in Knoblauch und Wein, mit Safranreis. Die Schlangen stammten von den nahen Klippen, ziemlich große Biester, dick wie ein Kinderarm. Seien wir ehrlich: Schlangen sind eigentlich Schnecken, die Hüte tragen. Der Hauptgang sah aus wie große Rotzbrocken in Blut. Ich weiß nicht, warum die Pferdeküste besessen davon ist, Glitschiges und Zermatschtes zu verspeisen. Es ging mir nicht besonders gut, und deshalb probierte ich nur den Reis. Angeblich ließ uns
Graf Hansa eine große Ehre zuteil werden, denn Safran galt als das Gewürz der Könige und war absurd teuer. Ich kann nur sagen, dass der Reis nach bitterem Honig schmeckte und mir den Magen umdrehte. Nach einer kleinen Kostprobe beschloss ich, zu hungern.
    Mit einem Kanten Brot sank ich zu Bett und fiel in tiefen, von lebhaften Träumen heimgesuchten Schlaf.
    Der Umstand, dass man mich im Schlaf packte – besser gesagt, dass man mich packte, während ich schlief –, führte ich auf das Spinnengift zurück, und außerdem: Wenn man in einem Wächter-Schlafsaal bei jedem Vorbeigehenden aufspringt und mit dem Schwert zuschlägt, dauert es nicht lange, bis die Hälfte der Schlossbewohner tot ist.
    Ich erwachte mit starken Händen an meinen Hand- und Fußgelenken und stellte fest: Wie sehr ich mich auch zur Wehr setzte, ich konnte nicht verhindern, durch mehrere Flure getragen zu werden, eine Treppe hinunter und dann in eine Zelle.
    Die Männer hatten einen gesunden Respekt vor meiner Fähigkeit, sie zu verletzen. Damit sie sich ungefährdet zurückziehen konnten, rammte mir einer von ihnen die Faust in den Magen, während die anderen mich für den Schlag streckten. Ich hörte, wie sie wegliefen, und die Tür fiel mit einem Donnern zu, das mein Würgen übertönte.
    Mit lauten Rufen Freilassung zu verlangen, war mir immer dumm erschienen. Schließlich hatte es kaum einen Sinn, die Leute, von denen man ins Verlies geworfen wurde, auf einen vermeintlichen Fehler hinzuweisen. Also schwieg ich, setzte mich auf den Boden und überlegte. Vielleicht hatte Qalasadi sein Geheimnis preisgegeben, und vielleicht waren meine Verwandten alles andere als erfreut. Oder jemand hatte meinen
kleinen Ausflug zur Erbauer-Maschine unter dem Weinkeller entdeckt und sich darüber geärgert.
    Eine Stunde

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