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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Zorn, der mich normalerweise bei solchen Übungen erfasst. Wir hatten etwas Schönes geschaffen.
    »Könntest du mich besiegen?«, fragte ich und schnappte nach Luft. Der alte Schwertmeister schien kaum außer Atem zu sein.
    »Wir haben beide gewonnen, Junge«, sagte er. »Wenn ich siegreich gewesen wäre, hätten wir beide verloren.«
    Ich nahm es als ein Ja. Und ich verstand ihn und hoffte, dass ich den Anstand gehabt hätte, zurückzuweichen, wenn er schwächer geworden wäre. Andernfalls hätte ich die Schönheit ruiniert.
    Shimon steckte sein Schwert in die Scheide. »Kehr zu deinem Essen zurück, Wächter«, sagte er.
    »Das ist alles?«, fragte ich, als er sich zum Gehen wandte. »Kein Rat?«
    »Zu Anfang gibst du dir nicht genug Mühe und zum Schluss zu viel«, sagte Shimon.
    »Kein sehr technischer Rat.«
    »Du hast Talent«, sagte der Schwertmeister. »Ich hoffe, du hast auch noch andere Talente. Sie bringen dir vermutlich mehr Glück.«
    Und er ging.
    »Das war unheimlich«, sagte Greyson, als ich zum Tisch zurückkehrte. »So etwas habe ich nie zuvor gesehen.«
    Und mehr Zeit blieb mir nicht, meinen Ruhm zu genießen. Das Läuten einer Glocke teilte uns mit, dass die Mittagspause zu Ende war, und ich kehrte zum Wachdienst am Unteren Tor zurück.
    Es brach mich fast, das Untere Tor. Ich zog ernsthaft in Erwägung, mich meinem Großvater zu erkennen zu geben. Letztlich aber wollte ich von innen sehen, wie dieser Hof funktionierte, welches Leben meine Verwandten führten und wer sie wirklich waren. Ich schätze, ich wünschte mir ein Fenster, durch das ich in meine Vergangenheit sehen konnte, ohne es mit meinen Überraschungen zu beschmutzen.
    Ich schlief erneut im Wachhaus, und am nächsten Tag erwarteten mich neue Pflichten. Qalasadi schien nicht zu meinem Onkel gegangen zu sein. Vielleicht befürchtete er, dass ich gewissen Einfluss bekam, sobald meine wahre Identität bekannt war; vielleicht wollte er sich nicht meine Feindschaft zuziehen. Wenn er mein Geheimnis für sich behielt … Wer sollte jemals erfahren, dass er Bescheid gewusst hatte? Und so musste er keinen Tadel dafür fürchten, mich nicht verraten zu haben.
    Meine neue Aufgabe machte mich zum Leibwächter von Lady Agath, einer Kusine meines Großvaters, die seit einigen
Jahren in der Burg Morrow lebte. Sie war eine dicke Alte, die den Punkt erreichte, an dem sie ihr Gewicht verlor, wie es bei den ganz Alten oft geschieht. Wenn wir lange genug leben, werden wir alle dürr.
    Lady Agath machte alles ganz langsam. Ihre Aufmerksamkeit mir gegenüber beschränkte sich auf den Hinweis, dass die Brandnarbe in meinem Gesicht hässlich sei, und warum sie keinen besser aussehenden Wächter bekommen könne? Den Falten ihrer reifen Jahre fügte sie jenes Fett hinzu, das die Alten entwickeln, bevor sie dürr werden. Der allgemeine Effekt war beunruhigend. Sie sah wie eine abgestreifte Haut aus, zurückgelassen vielleicht von einem großen Reptil. Im Schneckentempo folgte ich ihr durch Burg Morrow, wodurch ich genug Zeit bekam, mir alles genau anzusehen, zumindest den Teil, der zwischen Abort, Speisesaal, Lady Agaths Schlafgemach und dem Damensaal lag.
    »Steh still, Junge, du stehst nie still«, sagte Lady Agath.
    Ich hatte seit fünf Minuten keinen Muskel gerührt, bewegte mich auch jetzt nicht und schwieg.
    »Und werd nicht frech«, sagte sie. »Dein Blick huscht dauernd von einer Sache zur nächsten. Er ruht nie. Und du denkst zu viel. Ich kann praktisch sehen, wie du denkst.«
    »Ich bitte um Entschuldigung, Lady Agath«, sagte ich.
    Sie brummte missbilligend, mit wackelnden dicken Wangen, und sank in ihre schwarze Spitze zurück. »Spiel weiter«, forderte sie den Musikanten auf, einen dunkelhaarigen, attraktiven Burschen Mitte zwanzig, der über eine ausreichende Mischung von gutem Aussehen und Talent verfügte, um für Agath und drei andere ältere Frauen am Ende des Damensaals interessant zu sein.
    Der Damensaal schien der Ort der Pferdeküste zu sein, den
Frauen zum Sterben aufsuchten. Eins stand fest: Frauen auf der besseren Seite der Sechzig ließen sich hier nicht blicken.
    »Du tust es schon wieder«, zischte Lady Agath.
    »Entschuldigung.«
    »Geh in den Weinkeller und sag den Leuten dort, dass ich einen Krug Wein möchte, Wennith-Roten, von den südlichen Hängen«, wies mich Lady Agath an.
    »Ich darf Euch nicht ungeschützt zurücklassen, Lady Agath«, erwiderte ich.
    »Ich bin nicht ungeschützt. Rialto ist bei mir.« Sie deutete auf den

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