König der Dunkelheit: Roman (German Edition)
runzelte die Stirn. »Nur weil wir mit Ibn Fayed hadern, bedeutet das noch lange nicht, dass es alle Mauren auf uns abgesehen haben.«
Graf Hansa nickte dem Wächter neben ihm zu, und der Mann machte sich auf den Weg.
»Er ist trotzdem schuldig«, sagte ich. »Und auf eine Weise, für die es keinen anderen Beweis gibt als den, ihn aufzufordern, etwas von deinem Safran zu kosten.«
»Vom Safran?«, fragte der Graf.
»Du wirst feststellen, dass vor kurzer Zeit eine neue Lieferung die Küche erreicht hatte, angemessen versiegelt und geschützt, wegen des hohen Werts und zu deiner Sicherheit. Vermutlich ist es Teil einer größeren Menge, die derzeit reiche Leute die Küste hinauf und hinunter tötet. Allem Anschein nach ein sinnloser Akt wahlloser Zerstörung. Aber ich kenne einen Mann, der berechnen kann, dass ein Teil der Lieferung schließlich auf deinem Tisch endet, Graf Hansa. Es ist ein Mann, der auch meine Identität kennt und dachte, dass ich den perfekten Schurken abgäbe. Vielleicht glaubte er sogar, dass ich die Schuld mit dem Anstand meiner Familie auf mich nähme.«
»Dass du ein größeres Loch mit deinem Schwert gräbst, meinst du?«, fragte Lord Robert mit einem dünnen Lächeln auf den Lippen.
Für einen Moment fragte ich mich, ob Qalasadi sogar meine Ankunft berücksichtigt hatte. War ich für ihn nicht nur ein zufällig passender Sündenbock, dem man die Schuld für sein Verbrechen geben konnte, sondern Teil einer größeren Berechnung? Ich schob diesen Gedanken als unwahrscheinlich und zu beunruhigend beiseite. »Unser Mathematiker hat nur einen Fehler gemacht. Vielleicht ist es sogar unfair, von einem Fehler zu sprechen. Vermutlich erwog er die Möglichkeit und gelangte zu dem Schluss, dass sie zu unwahrscheinlich war. Er glaubte nicht, dass du ein so teures Gewürz an die Wächter vergeuden würdest.«
Der Mann, der den großen Saal im Auftrag meines Großvaters verlassen hatte, kehrte zurück. »Qalasadi befindet sich nicht in seinem Zimmer, Graf Hansa. Er ist auch nicht im Observatorium.«
Wie sich herausstellte, hatte Qalasadi die Burg verlassen, als ihn die Nachricht von der Erkrankung der Wächter erreichte.
Aus dem Tagebuch von Katherine Ap Scorron
26. März, Jahr 99 Interregnum
Rennat-Wald. Später Nachmittag.
Ich hatte überlegt, vielleicht an ihrem Grab über Hanna zu schreiben.
Sareth sagt, dass ich dieses Tagebuch überallhin mitnehme, dass ich zu wenig in meinem Leben habe, wenn ich nicht darauf verzichten kann. Wirklich lebende Menschen, meint sie, müssen nicht jeden Moment darüber schreiben; sie sind zu sehr mit dem Leben selbst beschäftigt. Aber Sareth hat die Hohe Burg seit einem Jahr nicht verlassen, und während das Baby die Milch aus ihr saugt, sitze ich bei Ungeheuern im Wald von Rennat.
Es befindet sich ein Oger in der Nähe, mindestens drei Meter groß, mit einem Maul voller spitzer Zähne und mit schlitzförmigen Augen. Zuerst hat er in meine Richtung gesehen, aber jetzt schnitzt er nur das Holz eines umgestürzten Baums, nicht mit einem Messer, sondern mit dem schwarzen Nagel eines Fingers, so dick wie mein Handgelenk.
Das zweite Ungeheuer ist eigentlich nur ein kleiner Junge. Ein dürrer Knabe, aber fast nackt und mit einem roten und
schwarzen Fleckenmuster, wie von Flammen. Er huscht von Busch zu Busch, versucht im Verborgenen zu bleiben und beobachtet mich mit großen schwarzen Augen. Wenn er läuft, kann man seine Klauen sehen.
Ich lenke mich ab. Weil ich nicht darüber nachdenken möchte, was Jorg gesagt hat.
Der monströse Junge heißt Gog. Angeblich hat Jorg ihn so genannt, nach den Riesen in der Bibel. Ich habe ihm gesagt, dass es auch einen Magog geben sollte. Daraufhin wirkte er sehr traurig, und auf einmal fühlte sich der Wald sehr heiß an, wie im Hochsommer.
»Und was möchtest du sein, wenn du groß bist, Gog?«, habe ich ihn gefragt, um ihn von dem abzulenken, was ihn verstimmt hatte.
»Ich möchte groß und stark sein«, sagte er. »Damit sich Jorg freut. Und ich möchte mich ebenfalls freuen, und Gorgoth soll nicht mehr traurig sein.« Er sah zum Oger.
»Und was möchtest du für dich?«, fragte ich ihn.
Er sah mich mit seinen großen schwarzen Augen an. »Ich möchte sie retten«, sagte er. »Wie sie mich gerettet haben.«
Jorgs Männer sehen aus, als hätten sie ihr ganzes Leben auf der Straße verbracht. Sie sind Räuber, nicht das Gefolge eines Königs. Sir Makin behauptet von sich, ein echter Ritter zu sein, aber er ist
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