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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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vielleicht danach.« Gorgoth zuckte die breiten Schultern.
    »Es sind Grendells Kinder«, sagte Sindri. Er sprach wie in einem Traum. »In Ragnaröks Asche für den Krieg geschaffen. Sie warten hier auf den letzten Kampf.«
    »Wissen sie nicht, was diese Tunnel geschaffen hat?«, fragte ich. »Und wohin sie führen?«
    Gorgoth zögerte. »Sie wissen, wie man kämpft«, sagte er.
    »Das ist gut genug.« Ich lächelte. »Du sprichst in deinem Kopf mit ihnen, nicht wahr?«
    Gorgoth schaffte es erneut, überrascht zu wirken. »Ja«, sagte er. »Ich glaube, das tue ich.«
    »Was jetzt?« Sindris Blick wanderte zwischen den beiden Trollen hin und her, während er mit den Fingern über die Schneide seiner Axt strich.
    »Wir kehren zurück.« Ich musste nachdenken, und das ging besser unter dem Dach eines Herzogs als am windigen Hang eines Vulkans oder in einer stinkenden Höhle.
    »Gorgoth, sag den Trollen, dass wir zurückkehren und sie unseren Besuch für sich behalten sollen.« Ich musterte die beiden Gestalten noch einmal und fragte mich, was sie auf einem Schlachtfeld anrichten konnten. Wahrscheinlich ziemlich viel.
    »Gehen wir«, sagte ich. Mal sehen, ob sich nach diesem Klettern dein Blickwinkel verändert hat.

19
Vier Jahre zuvor
    Die Wälder der Dänlor haben einen eigenen Charakter, dicht an dicht stehende Kiefern, die den Tag in Düsternis verwandeln und die Nacht in eine tintenschwarze Suppe, ob Mond oder nicht. Alte Nadeln dämpfen jeden Schritt, von Mensch und Tier; das trockene Kratzen toter Zweige ist das einzige Geräusch. An einem solchen Ort braucht man nicht viel Phantasie, um allen Koboldgeschichten zu glauben. Und wenn man ins Freie zurückkehrt, versteht man, dass es nicht die Streitaxt war, die dieses Land erobert hat, sondern die Axt des Holzfällers.
     
    Wir kehrten früh zu Herzog Alarichs Feste zurück – die Hähne krähten, und jeder Schatten streckte sich lang durchs Gras, als wollte er die Richtung weisen. Bodennebel hing noch in Fetzen an den Bäumen und wogte dort, wo die Pferde hindurchtraten. Einige Bedienstete eilten zwischen dem großen Saal und den Küchen hin und her. Stallknechte sattelten Pferde, und aus dem nahen Dorf kam ein Bäcker mit warmen Brotlaiben auf einem Karren.
    Zwei Burschen vom Stall nahmen unsere Pferde. Ich gab
Brath einen Klaps aufs Hinterteil, als die Knechte ihn wegbrachten. Ein leichter Regen fiel. Ich hatte nichts dagegen.
    Der Regen gab dem Mauerwerk Glanz und wurde schnell stärker. Ein interessantes Wort: Glanz . Silberne Ketten an heiligen Bäumen, der Glanz auf kussbereiten Lippen, Tau an Spinnweben, Schweiß auf Brüsten. Glanz, Glanz, Glanz. Man wiederhole das Wort immer wieder, bis es seine Bedeutung verliert, und selbst ohne Bedeutung bleibt es wahr. Der Regen gab dem grauen Stein Glanz. Nicht ganz ein Funkeln, und nicht ganz ein Glühen. Die Steine glänzten, es gluckerte in den Regenrinnen, Blätter beugten sich unter Wasserlasten, die dann in kleinen Wasserfällen zu Boden strömten. Ein Stück Stroh schwamm an meinem Fuß vorbei, suchte sich seinen Weg wie ein Kajak im Wildwasser, tanzte und drehte sich, erreichte den Abfluss, drehte sich dort noch einmal und verschwand.
    Manchmal wird die Welt langsamer, und dann bemerkt man alle kleinen Dinge, als stünde man zwischen zwei Herzschlägen der Ewigkeit. Mir schien, dass ich schon einmal auf diese Weise empfunden hatte, bei Corion und Sageous, auch bei Jane. In der Luft hing schwer der metallische Geruch des Regens. Ich fragte mich: Wenn ich hier draußen im strömenden Regen stehenblieb, würde er ein graues Leben umhüllen und ihm Glanz geben? Sollte ich stehenbleiben, die Arme ausbreiten und den Kopf heben, um mich sauber waschen zu lassen? Oder gingen meine Flecken zu tief?
    Ich lauschte dem Regen, dem Trommeln und Tropfen, dem Klatschen und Platschen. Die anderen bewegten sich um mich herum, reichten den Stallknechten Zügel, nahmen Satteltaschen und beschäftigten sich mit den Dingen der Lebenden, als hätten sie nicht bemerkt, dass ich außerhalb dieser Dinge stand. Als spürten sie überhaupt nichts von ihr .
    Rike kam aus der Feste und rieb sich Schlaf aus den Augen.
    »Himmel, Rike«, sagte ich. »Wir sind nur einen Tag weg gewesen. Wie konntest du dir einen Bart wachsen lassen?«
    Er zuckte die Schultern und rieb sich Stoppeln, die fast so lang waren, dass die Finger darin verschwanden. »Andere Länder, andere Sitten.«
    Es erstaunte mich, dass er diese Redensart kannte, die

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