Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
Vom Netzwerk:
Aufstieg, als wollte Halradra uns bei sich behalten. Das Gestein gab bei jedem schweren Schritt nach, und Eis verhinderte, dass wir festen Halt fanden. Einmal bewahrte ich Sindri vor einem Sturz, als er ins Rutschen geriet und ich ihn am Ellenbogen festhielt.
    »Danke«, sagte er.
    »Alarich wäre bestimmt nicht begeistert davon, hier oben einen weiteren Sohn zu verlieren«, sagte ich.
    Sindri lachte. »Ich wäre unten liegengeblieben.«
    Gorgoth folgte, und seine Füße schufen bei jedem Schritt tiefe Mulden. Gog wahrte einen sicheren Abstand zu ihm, um nicht von dem Riesen zerdrückt zu werden, sollte er fallen.
    Als wir Sim und Grumlow erreichten, rauchten sie gemütlich eine Pfeife und genossen den Sonnenschein.
     
    Die Höhlen waren fast noch schwerer zu erkennen, als wir uns ihnen näherten. Schwarze Höhlen in einem schwarzen Hang, mit schwarzer Finsternis in ihnen. Ich bemerkte drei Eingänge, einer groß genug, um eine Eiche darin wachsen zu lassen.
    »Etwas lebt hier«, sagte Gorgoth.
    Ich hielt nach Anzeichen Ausschau, nach Knochen oder Exkrementen bei der Höhlenöffnung. »Ich sehe nichts«, sagte ich. »Wie kommst du darauf?«
    Einem Gesicht wie dem von Gorgoth kann man kaum etwas
entnehmen, aber es bewegten sich genug Höcker und Furchen, um einen aufmerksamen Beobachter darauf hinzuweisen, dass ihn etwas verwirrte. »Ich höre sie«, sagte er.
    »Gute Ohren und gute Augen. Ich höre nichts, nur den Wind.« Ich schloss die Augen, wie Lehrer Lundist es mich gelehrt hatte, ließ den Wind wehen und öffnete mich den Geräuschen des Berges. Ich schob das Pochen meines Herzens beiseite, auch das leise Zischen meines Atems. Nichts.
    »Ich höre sie«, sagte Gorgoth.
    »Dann lasst uns vorsichtig sein«, sagte ich. »Zeit für einen Bogen, Bruder Row. Wie gut, dass du keinen Pfeil an den Vogel vergeudet hast.«
    Wir banden unsere Pferde an und machten uns bereit. Ich nahm mein Schwert zur Hand. Sindri zog die Axt vom Rücken, eine gute Waffe mit Schneckenverzierungen auf der Klinge, direkt hinter der Schneide. Und dann näherten wir uns den Höhlen. Ich führte unsere Gruppe gegen den Wind, eine alte Angewohnheit, die uns eine halbe Stunde Umweg über den Hang kostete. Als wir noch fünfzig Meter entfernt waren, trug uns der Wind den Geruch der Bewohner entgegen, einen tierischen Gestank, schwach, aber widerlich. »Unsere Freunde halten ihren Eingang rein«, sagte ich. »Keine Löwen oder Bergkatzen. Hörst du sie noch immer, Gorgoth?«
    Er nickte. »Sie reden über Essen und Kampf.«
    »Verquerer und verquerer.« Ich hörte noch immer nichts.
    Langsam näherten wir uns der großen Höhle, neben der sich zwei kleinere Höhlen befanden, außerdem noch mehrere Risse, breit genug, um einen Mann hindurchschlüpfen zu lassen. Als ich vor der Höhle stand, erschien es mir geradezu absurd, dass ich sie zuvor von weiter unten am Hang nicht gesehen hatte. Bis auf einen gesplitterten Knochen, der zwischen zwei
Steinen steckte, deutete nichts auf Bewohner hin. Abgesehen von dem Gestank.
    Gorgoth trat als erster ein. Er trug einen einfachen Streitflegel am Gürtel, bestehend aus drei dicken Ketten an einem Holzschaft, mit scharfkantigen Metallstücken daran. Eine Lederschürze verhinderte, dass ihm die Ketten beim Laufen die Beine zerfleischten. Ich hatte nie gesehen, wie er diese Waffe zur Hand nahm, und irgendwie wirkte er unbewaffnet noch erschreckender. Gog ging hinter Gorgoth, flankiert von Sindri und mir. Sim und Grumlow folgten uns. Row bildete die Nachhut und beobachtete alles argwöhnisch.
    »Wir können nicht weit gehen«, sagte Row. »Zu dunkel.« Er klang nicht besorgt.
    Gog hob die Hand, und Flammen sprangen von seinen Fingerspitzen. Row fluchte leise.
    Ich sah zurück über den Berghang. Der Fächer aus Steinen und Dreck, der sich von der Höhlenöffnung ausbreitete, erinnerte mich an etwas. In meinem Hinterkopf krochen Gedanken, die nach einer Verbindung suchten, nach einem Zusammenhang, und nach Worten, die ihn zum Ausdruck bringen konnten.
    »Wir gehen hinein«, sagte ich. »Ein kleines Stück. Ich möchte hören, was Gorgoth hört.«
    Weiter hinten in der Höhle reichten mehrere Tunnel tiefer in den Berg. Der größte von ihnen führte sanft nach oben. »Wir nehmen den.«
    Wir gingen los. Der Boden bestand hier ebenfalls aus Schotter, aber die Wände waren glatt, fast glitschig. Schatten bewegten sich und tanzten, als Gog Gorgoth folgte und mit seiner brennenden Hand leuchtete. Nach fünfzig Metern

Weitere Kostenlose Bücher