Koenig der Murgos
unfreundlich zu Urgit und hielt ihm ein Pergament vor die Nase.
»Worum geht es, General Kradak?« erkundigte sich Urgit sanft.
Das Gesicht des Offiziers verdunkelte sich.
»Schon gut«, beruhigte ihn Urgit. »Erregt Euch nicht.« Er trug das Pergament zu einem Tisch, auf dem ein Federkiel neben einem silbernen Tintenfaß lag. Er tauchte die Feder ein, kritzelte seinen Namen unten auf das Pergament und gab es zurück.
»Danke, Eure Majestät«, sagte General Kradak mit ausdrucksloser Stimme. Dann drehte er sich auf dem Absatz und ging.
»Einer der Generale meines Vaters«, sagte Urgit sauer zu Sadi. »Sie behandeln mich alle so.« Wieder stiefelte er auf und ab. »Was weißt du über König Belgarion, Sadi?« fragte er plötzlich.
Der Eunuch zuckte die Schultern. »Nun, ich bin ihm ein paarmal begegnet.«
»Sagtest du nicht, daß die meisten deiner Diener Alorner sind?«
»Alornische Söldner, ja. Sie sind verläßlich, und es ist sehr gut, sie um sich zu haben, wenn es zu einer Ausein-andersetzung kommt.«
Der König der Murgos wandte sich Belgarath zu, der auf seinem Stuhl eingenickt war. »Ihr – alter Mann«, weckte er ihn. »Seid Ihr Belgarion von Riva je begegnet?«
»Mehrmals«, gestand Belgarath ruhig.
»Was ist er für ein Mensch?«
»Ein ehrlicher«, antwortete der Alte. »Er bemüht sich sehr, ein guter König zu sein.«
»Wie mächtig ist er?«
»Nun, er hat die gesamten Alorner hinter sich und ist dem Namen nach der Kaiser des Westens – allerdings gehen die Tolnedrer eher ihren eigenen Weg, und die Arendier bekämpfen sich lieber untereinander.«
»Das meine ich nicht. Ist er ein guter Zauberer?«
»Weshalb fragt Ihr da mich, Eure Majestät? Sehe ich aus wie einer, der viel von so etwas versteht? Es gelang ihm jedenfalls, Torak zu besiegen, und ich nehme an, daß allerhand dazu ge-hörte.«
»Was ist mit Belgarath? Ist er nur eine Legende, oder gibt es ihn wirklich?«
»Es gibt ihn wirklich.«
»Und er ist siebentausend Jahre alt?«
»In etwa.« Belgarath zuckte die Schultern. »Vielleicht ein paar Jahrhunderte mehr oder weniger.«
»Und seine Tochter Polgara?«
»Auch sie gibt es wirklich.«
»Und sie ist ebenfalls mehrere tausend Jahre alt?«
»Ja. Ich könnte es wahrscheinlich genau berechnen, aber ein Gentleman stellt keine Fragen über das Alter einer Dame.«
Urgit lachte – es war ein häßlicher, bellender Laut. »Die Worte ›Gentleman‹ und ›Murgo‹ lassen sich nicht vereinbaren, mein Freund. Meint Ihr, Belgarion würde meine Gesandten empfangen, wenn ich sie nach Riva schickte?«
»Er ist zur Zeit nicht dort«, erklärte ihm Belgarath.
»Das wußte ich nicht.«
»Oh, er verschwindet hin und wieder. Wenn ihm der ganze Zeremonienkram zum Hals heraushängt, verreist er einfach.«
»Wie gelingt ihm das? Ich meine, wieso kann er so ohne weiteres verreisen?«
»Wer sollte es ihm verbieten?«
Urgit kaute nervös an einem Fingernagel. »Selbst wenn es dem Dagash Kabach gelingt, Zakath zu töten, habe ich immer noch die malloreanischen Streitkräfte vor der Haustür. Ich brauche einen Verbündeten, wenn ich sie je loswerden will.«
Erneut stapfte er hin und her. »Außerdem«, fügte er hinzu,
»falls ich mich mit Belgarion einigen kann, gelingt es mir vielleicht, mir Agachaks Faust vom Nacken zu halten. Glaubst du, er würde sich mein Angebot anhören?«
»Ihr könntet ihn fragen, nehme ich an.«
Wieder schwang die Tür auf. Diesmal trat die Königinmutter ein, gestützt von Prala.
»Guten Morgen, Mutter«, begrüßte Urgit sie. »Wieso wan-derst du in den Gängen dieses Irrenhauses umher?«
»Urgit«, sagte sie fest, »du wärst viel liebenswerter, wenn du aufhörtest, alles ins Lächerliche zu ziehen!«
»Es bewahrt mich davor, über meine Lage zu grübeln«, entgegnete er. »Ich verliere einen Krieg, die Hälfte meiner Untertanen möchte mich absetzen und Zakath meinen Kopf auf einem silbernen Tablett schicken, der Irrsinn wird sich meiner bald bemächtigen, und ich glaube, ich bekomme einen Furun-kel am Nacken. Ich habe nur noch sehr wenig Grund zum Lachen, Mutter, also laß mir hin und wieder einen kleinen Spaß, solange ich ihn noch genießen kann.«
»Warum beharrst du darauf, daß du wahnsinnig wirst?«
»In den vergangenen fünfhundert Jahren befiel der Wahnsinn jeden männlichen Sproß des Geschlechtes der Urga, noch ehe er fünfzig wurde«, erinnerte er sie. »Das ist einer der Gründe, weshalb wir so gute Könige abgeben - niemand bei klarem
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