Koenig der Murgos
Verstand würde den Thron von Cthol Murgos haben wollen. Bist du aus einem bestimmten Grund gekommen, Mutter? Oder möchtest du dich lediglich an meiner faszinie-renden Gesellschaft erfreuen?«
Lady Tamazin schaute sich um. »Welcher der Herren ist der Gatte der kleinen Rothaarigen?« fragte sie.
Garion blickte erschrocken hoch. »Es ist ihr doch nichts zugestoßen, meine Lady?«
»Pol, die Dame mit der weißen Strähne über der Stirn, läßt Euch bitten, sofort zu kommen. Die junge Lady ist offenbar in seelischer Bedrängnis.«
Garion stand auf, um der Königinmutter zu folgen, die langsam zur Tür zurückging. Kurz ehe sie sie erreichte, blieb sie stehen und blickte Silk an, der bei ihrem Eintritt rasch die Kapuze wieder übers Gesicht gezogen hatte. »Wie wäre es, wenn Ihr Euren Freund begleitet?« schlug sie vor.
Sie verließen den Raum und schritten einen der grellbunten Korridore entlang zu einer dunkel getäfelten Tür, vor der zwei Gardisten in Kettenhemden Wache hielten. Einer öffnete sofort mit einer respektvollen Verbeugung vor Lady Tamazin die Tür, und sie führte die beiden Männer hinein. Ihre Suite war viel geschmackvoller als der Rest des Drojims. Die Wände waren weiß und die Einrichtung in gedämpften Tönen. Polgara saß auf einem niedrigen Diwan und hielt die weinende Ce -
Nedra in den Armen, während Sammet daneben stand.
Ist es schlimm? fragte Garion rasch mit den Fingern.
Ich glaube nicht, antworteten Polgaras Hände. Es sind ihre Nerven, aber ich möchte nicht, daß diese Anfälle von Depression zu lange anhalten. Sie hat sich immer noch nicht völlig von ihrer Schwermut erholt. Sieh zu, ob du sie beruhigen kannst…
Garion ging zum Diwan und schloß Ce'Nedra sanft in die Arme. Sie klammerte sich an ihn, weinte jedoch weiter.
»Hat die junge Lady diese Anfälle öfter, Pol?« erkundigte sich die Königinmutter, als die beiden sich einander gegen-
über ans wohlige Feuer im Kamin setzten.
»Nicht sehr oft, Tamazin«, antwortete Polgara. »Vor einiger Zeit gab es eine Tragödie in ihrer Familie, über die sie noch nicht hinweggekommen ist. Das schlägt sich manchmal auf ihre Nerven.«
»Ah«, sagte Urgits Mutter. »Darf ich Euch allen eine Tasse Tee anbieten, Pol? Ich finde Tee am Morgen immer so beruhigend.«
»O danke. Das wäre sehr nett, Tamazin.«
Allmählich hörte Ce'Nedra zu weinen auf, klammerte sich aber weiterhin an Garion. Schließlich hob sie den Kopf und wischte sich die Augen mit den Fingerspitzen. »Es tut mir so leid«, entschuldigte sie sich. »Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.«
»Ist schon gut, Liebes«, murmelte Garion.
Nun tupfte sie mit einem hauchdünnen Spitzentuch auf die Augen. »Ich muß absolut entsetzlich aussehen«, sagte sie mit leicht schluchzendem Lachen.
»Ein wenig entsetzlich«, bestätigte Garion lächelnd.
»Ich sagte dir doch einmal, Liebes, daß du nie in der Öffentlichkeit weinen solltest«, warf Polgara ein. »Du hast dafür nicht die richtige Gesichtsfarbe.«
Ce'Nedra lächelte zittrig und stand auf. »Ich kühle mir wohl besser die Augen. Und dann möchte ich mich eine Weile niederlegen.« Sie wandte sich an Garion. »Danke, daß du gekommen bist.«
»Ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst«, versicherte er ihr.
»Begleite doch die Lady, Prala«, schlug die Königinmutter vor.
»Selbstverständlich«, erklärte sich die schlanke murgosische Prinzessin bereit und erhob sich.
Silk war nervös neben der Tür stehengeblieben und hatte den Kopf gesenkt, damit das Gesicht unter der Kapuze möglichst verborgen blieb.
»Hört endlich mit der Maskerade auf, Fürst Kheldar!«
wandte die Königinmutter sich an ihn, nachdem Prala mit Ce'Nedra das Gemach verlassen hatte. »Ich habe Euch schon gestern abend wiedererkannt, es ist also sinnlos, Euer Gesicht vor mir zu verstecken.«
Seufzend schlug er die Kapuze zurück. »Ich hatte es be-fürchtet«, gestand er.«
»Die Kapuze verbarg Euer hervorstechendstes Merkmal oh-nedies nicht«, sagte sie.
»Und welches Merkmal ist das, meine Lady?«
»Eure Nase, Kheldar. Diese lange, spitze Nase, die Euch überall vorausgeht.«
»Aber es ist eine so edle Nase, meine Lady«, warf Sammet mit ihrem hübschen Grübchenlächeln ein. »Ohne sie wäre er nicht der Mann, der er ist.«
»Stört dich das?« fragte Silk.
»Ihr kommt wahrhaftig herum, Fürst Kheldar, nicht wahr?«
Lady Tamazin lächelte. »Wie lange ist es her, daß Ihr Rak Goska verlassen habt und Euch die
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