Koenig der Murgos
nackt ins Allerheiligste zerren. Dort wird sie auf den Rücken, mit dem Kopf nach unten hängend, auf den Altar gelegt werden, und ich selbst werde ihr ganz langsam das Herz herausschneiden. Ich freue mich schon sehr auf diesen Augenblick, denn er wird um so süßer sein, da er genau dann kommt, wenn sie sich einbildet, sie hätte mich geschlagen.« Agachaks Totenschädelgesicht lebte vor grauenvoller Freude sichtlich auf. Seine Augen leuchteten, und an seinen Mundwinkeln trat Speichelschaum aus.
Urgit jedoch sah aus, als wäre ihm übel. »Grolims haben offenbar exotischere Vergnügungen als normale Sterbliche.«
»Nicht wirklich, Urgit. Der einzige Grund für Macht ist, imstande zu sein, seine Feinde zu vernichten, und es ist besonders vergnüglich, wenn man sie von einem hohen Podest herabziehen kann, ehe man ein Ende mit ihnen macht. Wärt Ihr denn nicht auch gern dabei, wenn der mächtige Kal Zakath mit einem Dagashdolch im Herzen stirbt?«
»Nein, darauf verzichte ich lieber.«
»Dann habt Ihr die wahre Bedeutung von Macht noch nicht verstanden. Aber vielleicht werdet Ihr es, wenn Ihr und ich vor dem Cthrag Sardius stehen und Zeugen sein werden, wie der Gott der Finsternis wiedergeboren wird und das Kind der Finsternis den endgültigen Sieg davonträgt!«
Urgit verzog das Gesicht.
»Scheut nicht vor Eurem Geschick zurück, Urgit«, mahnte Agachak mit Grabesstimme. »Es ist vorherbestimmt, daß ein König der Angarakaner bei dieser letzten Begegnung dabei-sein wird. Und dieser König werdet Ihr sein – so, wie ich jener sein werde, der das Opfer darbringt, um dadurch der erste Jünger des neugeborenen Gottes zu werden. Wir sind durch eine vom Schicksal geschmiedete Kette miteinander verbunden. Euer Geschick ist, Kaiser von Angarak zu werden, und meines, über die Kirche zu herrschen.«
Urgit seufzte resigniert. »Wie Ihr meint, Agachak«, sagte er bedrückt. »Doch zuvor müssen wir erst noch ein paar Probleme bewältigen.«
»Sie sind von keiner wesentlichen Bedeutung für mich«, er-klärte der Hierarch.
»Aber für mich!« rief Urgit überraschend hitzig. »Zuerst müssen wir mit Zakath fertig sein, dann uns Gethels und Drostas entledigen – nur um sicherzugehen. Ich war schon einmal in ein Rennen um einen Thron verwickelt, und ich würde mich besser fühlen, wenn ich der einzige in diesem Rennen wäre.
Eure Probleme sind jedoch sogar noch gewichtiger. Urvon und Zandramas sind sehr ernst zu nehmende Gegner.«
»Urvon ist ein tattriger alter Narr, und Zandramas ist nur eine Frau.«
»Agachak«, sagte Urgit betont, »auch Polgara ist nur eine Frau. Möchtet Ihr Euch etwa ihr stellen müssen? Erhabener Hierarch, ich bin der Meinung, daß Urvon nicht so tatterig ist und Zandramas wahrscheinlich viel gefährlicher, als Ihr glauben möchtet. Es gelang ihr, Belgarions Sohn zu entführen, das war wahrhaftig ein erstaunliche Leistung. Und sie ist an Euch und allen anderen Hierarchen vorbeigekommen, als gäbe es euch überhaupt nicht. Wir sollten beide die ganze Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen.«
»Ich weiß, wo Zandramas ist«, sagte Agachak mit kaltem Lächeln. »Und Belgarions Sohn entreiße ich ihr im richtigen Augenblick. Die Prophezeiung besagt, daß Ihr und ich und das Kind zur vorbestimmten Zeit vor dem Sardion stehen werden. Dann führe ich die Opferung durch, und Ihr seid Zeuge des Rituals. Danach werden wir beide erhoben werden.
So steht es geschrieben.«
»Je nachdem, wie man es liest«, brummte Urgit düster.
Mit scheinbarem Gleichmut trat Garion zu Ce'Nedra. Als ihr die Bedeutung der Worte des Grolimhierarchen bewußt wurde, verlor ihr Gesicht jegliche Farbe. »Es wird nicht dazu kommen«, versicherte er ihr mit fester, leiser Stimme. »Niemand wird das unserem Kind antun.«
»Du hast es gewußt!« flüsterte sie anklagend.
»Großvater und ich lasen es in den Grolimprophezeiungen in der Tempelbibliothek.«
»O Garion!« Sie biß sich auf die Lippe, um die Tränen zu-rückzuhalten.
»Mach dir deshalb keine Sorgen. Dieselbe Prophezeiung be-sagte, daß Torak in Cthol Mishrak siegen würde. Das geschah nicht, und dies wird genausowenig geschehen.«
»Aber was ist, wenn…«
»Da gibt es keine Wenns«, erklärte er bestimmt. »Es wird nicht geschehen!«
Nachdem der Hierarch gegangen war, änderte sich König Urgits Stimmung. Düster grübelnd saß er in seinem Sessel.
»Vielleicht möchtest du jetzt lieber allein sein?« meinte Sadi.
»Nein, Sadi.« Urgit seufzte. »Und
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