Koenig der Murgos
machten sich an die Arbeit.
Das Lager, das sie aufschlugen, lag tief zwischen den schlanken Stämmen des Dickichts, wo die Kraft des Windes gebrochen wurde und die dichten Zweige den Regen wie ein Schindeldach aufhielten. Die zwei bogen hohe Schößlinge in einem Halbkreis herunter und befestigten deren Spitzen an die Stämme anderer Bäume, so daß ein kuppelähnliches Gerüst von beachtlicher Größe entstand. Darauf legten sie Zelttuch und banden es fest. Das Ergebnis war ein vorne offenes, ge-räumiges Rundzelt. Am Eingang hoben sie eine Feuergrube aus und kleideten sie mit Steinen aus.
Der Regen hatte den Wald getränkt, so daß es schwierig war, trockenes Holz zu finden. Doch Garion nutzte seine Erfahrung, die er während der Suche nach dem Auge Aldurs erworben hatte, und zog aus den geschützten Mulden unter gefällten Bäumen und aus dem Dickicht unter überhängenden Felsblöcken trockenes Reisig und Zweige hervor. Bis zum Abend hatten er und Eriond einen ordentlichen Holzvorrat nahe der Feuergrube aufgeschichtet, wo Polgara und Ce'Nedra das Abendessen zubereiteten.
Ein Stück hangab plätscherte eine Quelle. Mit ledernen Wasserbeuteln, die er um die Schulter geschlungen hatte, begab sich Garion mehr rutschend als gehend dort hinunter. Das Licht schwand rasch unter den dunklen, windgepeitschten Fichten, und das rote Glühen ihres Lagerfeuers winkte ihm freundlich zu, als er mit den prallen, an seinen Hüften schwingenden Wasserbeuteln zurückkehrte.
Polgara hatte ihren feuchten Umhang an einen Ast gehängt und summte leise, während sie und Ce'Nedra am Feuer werk-ten.
»O vielen Dank, Eure Majestät.« Ce'Nedra deutete einen Knicks an, ehe sie Garion die Wasserbeutel abnahm. Ihr schwaches Lächeln verriet, daß ihr der leichte Ton gar nicht so leicht fiel.
»Es ist mir eine Ehre, Eure Majestät«, erwiderte Garion mit einem Kratzfuß. »Ein guter Küchenjunge kann immer Wasser finden, wenn die Hilfsköchin es benötigt.«
Sie küßte ihn auf die Wange, dann wandte sie sich seufzend wieder dem Gemüse zu, das sie für den Eintopf in Stücke schnitt.
Nachdem sie gegessen hatten, setzten sich alle schläfrig vors Feuer und lauschten dem Wind in den Wipfeln und dem Regen, der durch die Zweige tropfte.
»Wie weit sind wir heute gekommen?« fragte Ce'Nedra und lehnte sich müde an Garions Schulter.
»Zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Meilen«, antwortete Durnik. »Ohne Straße kommt man nicht sehr rasch voran.«
»Es wird schneller gehen, wenn wir die Straße zwischen Muros und dem Großen Jahrmarkt erreicht haben«, fügte Silk hinzu. Seine Augen leuchteten bei diesem Gedanken, und seine lange spitze Nase zuckte.
»Vergiß den Großen Jahrmarkt«, sagte Belgarath.
»Aber wir brauchen Wegzehrung, Belgarath!« Silks Augen leuchteten immer noch.
»Darum wird sich Durnik kümmern. Irgendwie werden die Leute, mit denen du Geschäfte getätigt hast, immer sehr wü-
tend, nachdem sie Zeit gehabt hatten, darüber nachzudenken.«
»Aber, Belgarath, sagtet Ihr nicht selbst, daß Ihr in Eile seid?«
»Was hat das damit zu tun?«
»Wenn man verfolgt wird, ist man immer viel schneller –
oder ist Euch das noch nicht aufgefallen?«
Belgarath blickte ihn lange und hart an. »Vergiß es, Silk.«
Dann wandte er sich an alle. »Wir sollten jetzt schlafen. Wir haben einen langen Tag vor uns.«
Nach Mitternacht riß irgend etwas Garion aus dem Schlaf.
Er lag in seine Decken gewickelt neben Ce'Nedra und lauschte ihrem gleichmäßigen Atem und dem sanften Trommeln des Regens auf den Ästen. Der Wind hatte sich gelegt, und vom Feuer war nur noch eine rötliche Glut geblieben. Er bemühte sich, den letzten Rest Schlaf abzuschütteln und sich zu erinnern, was ihn geweckt hatte.
»Sei leise!« mahnte Belgarath kaum hörbar von der anderen Seite ihrer Zuflucht.
»Hat dich ebenfalls etwas geweckt, Großvater.«
»Ich möchte, daß du ganz vorsichtig aus deinen Decken schlüpfst«, sagte Belgarath nun fast noch leiser. »Und nimm dein Schwert.«
»Was ist los, Großvater?«
»Horch!«
Von hoch oben in der regnerischen Dunkelheit erklang das schwerfällige Flattern riesiger Schwingen, und flüchtig war etwas wie ein stumpfroter Blitz zu sehen. Die Flügel flatterten weiter, dann war es still.
»Rasch, Garion!« drängte Belgarath. »Nimm dein Schwert, und leg etwas über das Auge, damit sie sein Glühen nicht sehen kann!«
Garion befreite die Beine aus den Decken und tastete nach Eisenfausts Schwert.
Erneut
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