Koenig der Murgos
schaffen, ohne irgendwelche Fledderer auch nur aus der Ferne gesehen zu haben, dürft Ihr nach Herzenslust über meine Ängstlichkeit lachen. Aber um der Damen willen laßt uns von hier verschwinden.«
Belgarath runzelte die Stirn. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß es solche Ghule gibt«, sagte er. »Aber ich glaubte ja auch nicht an so was wie einen Eldrak – bis ich ihn selbst sah. Wir wollten ohnehin weiter, und Garion und ich können uns spä-
ter immer noch mit dem Auge unterhalten.«
Hinter Toth, der wiederum die Führung übernahm, galoppierten sie weiter auf dem kaum erkennbaren Pfad sü-
dostwärts. Die Hufe ihrer Pferde wirbelten Klumpen zusammengeklebter Blätter auf, die in dicker Schicht auf dem Waldboden lagen. Die mißgestalteten Bäume schienen sie an-zustarren, während sie vorüberbrausten, und obwohl Garion wußte, daß es nur seine Phantasie war, fand er, daß diese gro-tesken, fast menschlichen Gesichter jetzt etwas wie hämische Freude ausdrückten.
»Wartet!« schrie Silk plötzlich. »Halt!«
Alle zügelten ihre Pferde.
»Mir war, als hätte ich etwas gehört – aus der Richtung!« Er deutete.
Alle lauschten angespannt, um über das schwere Keuchen ihrer Pferde etwas hören zu können.
Schwach erklang östlich aus dem Nebel ein Schrei.
»Da ist es wieder!« stellte Silk fest. Er drehte sein Pferd um.
»Was hast du vor?« fragte ihn Belgarath.
»Ich werde nachsehen.«
Aber Toth hatte sein Pferd bereits so gestellt, daß es dem Drasnier den Weg versperrte. Ernst schüttelte der Hüne den Kopf.
»Toth, wir müssen wissen, was vorgeht!« erklärte ihm Silk.
Wieder schüttelte Toth den Kopf.
»Toth, stimmt es wirklich, wie Sadi meint?« fragte Garion ihn. »Gibt es diese Fledderer tatsächlich?«
Toths Gesicht verdunkelte sich, und er nickte.
Ein neuerlicher Schrei drang aus dem düsteren Wald, offenbar viel näher als der letzte. Aus dem Schrei schwang Grauen und unerträglicher Schmerz.
»Wer ist das?« fragte Ce'Nedra schrill vor Furcht.
»Die Männer, die uns überfielen«, erklärte Eriond gequält.
»Die Überlebenden. Jemand stellt sie, einen nach dem anderen.«
»Fledderer?« fragte Garion.
»Ich glaube schon. Doch was immer es ist, es ist grauenvoll!«
»Sie kommen in diese Richtung«, warnte Sadi. »Verschwinden wir!« Er drückte die Fersen heftig in die Weichen seines Pferdes.
Sie stürmten durch den finsteren Wald und versuchten nun nicht einmal mehr, dem Pfad zu folgen. Ihre blinde Flucht führte sie etwa einen halbe Meile tiefer zwischen die Bäume, als Polgara plötzlich ihr Pferd anhielt. »Halt!« befahl sie.
»Was ist los, Pol?« fragte Durnik sie.
Sie lenkte ihr Tier vorsichtig ein Stück vorwärts, um in ein Dickicht zu spähen, das der Nebel halb verbarg. »Jemand ist da!« flüsterte sie.
»Ein Fledderer?« fragte Garion leise.
Sie spannte sich kurz an, dann antwortete sie: »Nein, einer der Angreifer. Er versucht sich zu verstecken.«
»Wie weit ist er entfernt?«
»Nicht weit.« Sie spähte wieder in den verhüllenden Nebel.
»Dort«, sagte sie. »Hinter dem Baum am Rand des Dickichts –
der, von dem der geknickte Ast herunterhängt.«
Garion sah vage etwas Dunkles, halb hinter einer knorrigen Wurzel versteckt, die aus den aufgeweichten Blättern ragte. Da wurde er auf eine Bewegung aufmerksam und bemerkte eine Gestalt, die hinter den Bäumen hervorschlurfte. Sie war grau und deshalb im Nebel fast unsichtbar und so dürr, daß sie fast einem Skelett glich. Doch sie trug blutbesudelte, schmutzige Lumpen, ihr bleicher Schädel wies kärgliches Haar auf, sie ging geduckt, ihre Arme hingen lose bis fast auf den Boden, und sie schnaufte hörbar. Und nun sah Garion auch, daß ihre Augen leer waren und der Mund klaffte.
Da kam eine weitere aus den Bäumen, und noch eine. Als diese Kreaturen näher kamen, stießen sie leise, stöhnende Laute hervor, die keine Intelligenz ausdrückten, nur einen schrecklichen Hunger.
»Er wird gleich weglaufen!« sagte Polgara.
Mit einem verzweifelten Aufschrei sprang der versteckte Bandit auf die Füße und rannte los. Die Fledderer nahmen die Verfolgung auf, sie stöhnten heftiger, ihr schlurfender Gang wurde schneller, und ihre dürren Beine trugen sie mit erstaunlicher Geschwindigkeit durch den Wald.
Der panikerfüllte Bandit rannte, was er konnte, trotzdem kamen seine grauenvollen Verfolger ihm mit jedem Schritt näher. Als er schließlich weit entfernt im Nebel aus ihrer Sicht verschwand, befanden
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