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König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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dichten Blätterdach zu ihren Köpfen und rauschte ohrenbetäubend, während das unablässige Gluckern und Glucksen ablaufenden Wassers um sie herum unablässig zunahm. Immer wieder zuckten die grellen Lichter der Blitze durch das Ast- und Blätterwerk über ihnen und das tiefe Grollen und die lauten Donnerschläge ließen Eleanor fortwährend zusammenzucken.
    Nach einer Ewigkeit, wie es schien, hatten sie den Fuß des Hügels erreicht und die Ortschaft lag vor ihnen. Elizabeth hielt weiter auf die Häuser zu und schließlich erreichten sie das Ortsschild am Eingang. Bei diesem Wetter war niemand unterwegs und so gingen sie allein durch die verwaisten Straßen von Stratton. Niemand sah sie, niemand sprach sie an. In den Fenstern der Häuser brannten warme, goldene Lichter und wieder wünschte die völlig durchnässte Eleanor sich, dass sie in eines der Häuser gehen könnte, um sich mit trockenen Klamotten und einer heißen Tasse Tee wieder aufwärmen zu können. Doch daran war nicht zu denken. Hier geschahen unheimliche Dinge und sie würde weder Raphael noch Michael allein lassen.
    Als sie am Haus der Familie Jones vorbeikamen, erklang ein meckerndes Lachen zu ihrer Rechten. Eleanor sah Michael zusammenzucken, als durch die Tür seines Elternhauses ein Schatten geschwebt kam und sich Elizabeth vor ihnen anschloss.
    „Na, Kleiner?“, hörte sie eine niederträchtige Stimme. „Heute ist der Tag der Abrechnung für uns alle. Bist du bereit für das, was da kommen wird?“
    Wieder war das irre Lachen zu hören und Eleanor durchfuhr ein eiskalter Schauer. Raphael ignorierte den Geist an Elizabeths Seite, während Michael die Fäuste ballte und entschlossen den Mund zusammenkniff.
    Endlich erkannte Eleanor den düsteren Umriss der alten normannischen Wehrkirche vor ihnen, hinter der ein erneuter Blitz den Himmel aufriss. Dort auf dem Friedhof sollte also der Tag des Jüngsten Gerichts beginnen? Auch Eleanor begann Zweifel an diesen Geschehnissen zu bekommen.
    Vor ihnen bewegten sich Elizabeths Schatten und der des bösen, namenlosen Geistes aus dem Haus der Familie Jones durch das Tor und jetzt erkannten die drei, dass sie keineswegs allein waren. Der Friedhof war voll von Geisterschatten. Sie standen eng gedrängt, bewegten sich wie eine große, homogene Masse aus Licht über den alten Gräbern hin und her. Es mussten Tausende, ja Abertausende sein. Einige von ihnen waren nicht viel mehr als blasse Schatten, andere hingegen flackerten wie kleine, kalte Flammen unruhig dazwischen auf. Dieses Meer aus Totenlichtern und Schatten bedeckte sämtliche Grabsteine, floss über sie hinweg und tauchte den gesamten Friedhof in ein geisterhaftes Licht.
    Eleanor konnte ihre Freundin Elizabeth längst nicht mehr ausmachen. Sie war in der Menge untergegangen, bildete nun einen Teil des Lichtermeeres, das vor ihr hin- und her wogte. Das Gewisper und Flüstern in ihren Ohren klang beinahe wie das Grundrauschen im Radio, wenn man keinen klaren Sender einstellen kann.
    „Scheiße, was für ein Anblick!“, hörte Eleanor Michaels Stimme an ihrer Seite. Sie musste nicht zu ihm blicken, um zu wissen, dass er staunend und mit offenem Mund dastand.
    Ein greller Blitz, gefolgt von einem mächtigen Donnerschlag zerriss die Luft. Dann erklang ein Schrei, ähnlich dem eines Raubvogels hoch über ihren Köpfen aus dem Himmel. Das rhythmische Rauschen mächtiger Flügel verdrängte das monotone Geräusch des Regens und kurz darauf schälte sich der Umriss eines riesigen, geflügelten Wesens aus den finsteren Gewitterwolken, immer wieder beleuchtet von hellen Blitzen, die in den Wolken aufzuckten.
    Der Dämon landete mit peitschendem Flügelschlag auf dem flachen, zinnenbewehrten Dach des Kirchturmes. Einige Steine splitterten dort oben, während er seine Klauen in den Stein grub. Sie prasselten auf den Friedhof hinab und Eleanor schrie unwillkürlich auf, denn sie musste an die Inschrift denken, die Raphael dort oben hinterlassen hatte. Semper tuus sum, ‚Auf ewig Dein‘, stand dort.
    Das Rauschen der Flügel verstummte und der Dämon blieb stumm auf dem Dach des Turms hocken. Er bewegte den Kopf und blickte auf das Meer der Seelen auf dem Friedhof hinab.
    „Sag, Raphael. Was ist hier los? Hat es etwas mit den Geschehnissen zu tun, von denen du mir erzählt hast?“, erklang seine Stimme von oben.
    „Turiel?“ Raphael war ehrlich überrascht. „Was tust du hier?“
    Wieder splitterten Steine, als der Angesprochene sich vom Turm löste und

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