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König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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erleuchtete so das Kirchenschiff bis hin zu dem gedrungenen Turm des Gotteshauses. Es war ein böses, rotes Licht, das er ausstrahlte. Unheilvoll und furchteinflößend.
    „Es ist tatsächlich Asasel“, hauchte Eleanor, als sie die verkrüppelte Gestalt des gestürzten Engels erkannte. Mit finsterem Blick sah dieser vom Dach auf den Friedhof hinab, seine Augen glommen in der Dunkelheit rot auf, als er Eleanor, Michael, Raphael und Turiel erkannte.
    „Was habt ihr hier zu suchen?“, brüllte er. „Ihr seid hier nicht erwünscht!“
    „Was hast du mit all diesen Seelen vor, Asasel?“, rief Raphael hinauf.
    „Das soll deine Sorge nicht sein!“, giftete Asasel zurück. „Gib du nur weiter deiner Eleanor Schutz, damit sie nicht eines Tages zu Fall kommt.“
    Raphael knurrte ungehalten auf, doch Eleanors sanfte Berührung an seinem Arm hielt ihn davon ab, sich sofort auf Asasel zu stürzen.
    Ein Stich ging durch Michaels Herz, als er Eleanors Hand auf Raphaels Arm sah. Mehr als zuvor wünschte er sich jetzt, nicht selbst von Lilith berührt worden zu sein und diese Welt aus Engeln, Dämonen und Geistern nie kennengelernt zu haben.
    „Mein Gott“, hauchte er fassungslos. „Ich weiß jetzt, was er vorhat…“
    Raphael, Turiel und Eleanor wandten sich ihm überrascht zu.
    „Du weißt es?“, fragte Turiel misstrauisch.
    „Ja“, erwiderte Michael, ohne Asasel aus den Augen zu lassen. „Wenn ich es richtig verstanden habe, sind die Toten nur deshalb machtlos, weil sie keinen Körper mehr haben. An ihnen ist nichts mehr, was ein lebender Mensch normalerweise wahrnehmen könnte.“
    „Ja. Und?“, drängte Turiel ungeduldig.
    „Was würde geschehen, wenn ein Engel einem Toten von seinem göttlichen Feuer geben würde?“, fragte Michael tonlos.
    Raphael, Turiel und Eleanor sahen sich ungläubig an.
    „Verdammt“, zischte Turiel aufgebracht, während Raphael nickte.
    „Was?“, fragte Eleanor aufgeregt. „Was würde denn geschehen?“
    „Im Prinzip das Gleiche wie bei Engeln“, erwiderte Raphael. „Auch wir sind eigentlich reine Geisterwesen. Wir haben keine irdischen Körper, so wie ihr Menschen, weil die im Himmel ohnehin nicht benötigt werden. Aber durch das göttliche Feuer in uns können wir feste Gestalt annehmen. Wir haben die Energie, uns jede beliebige Form zu geben und auf die Materie dieser Welt einzuwirken. Wenn Asasel den Toten von seinem Feuer gibt, kann er sie tatsächlich wiederauferstehen lassen. Er muss ihnen ja nicht so viel geben, dass sie engelsgleich werden – nur so viel, dass sie körperliche Gestalt annehmen können.“
    Ein hämisches Lachen erklang von Kirchendach. Die drei blickten hinauf und erstarrten bei dem Anblick, der sich ihnen bot. Das Lichtermeer der toten Seelen war mittlerweile an den Mauern der Kirche emporgeschwebt und bewegte sich nun auf Asasel zu. In wenigen Augenblicken würden die ersten Toten ihn erreicht haben.
    „Kann er denn all die Toten wieder in diese Welt zurückbringen?“, fragte Eleanor voll Angst. „Kann er beliebig viel von seinem göttlichen Feuer abgeben, ohne selbst zu Schaden zu kommen?“
    Turiel schnaubte. „Das göttliche Feuer stammt von Gott und der ist unendlich. Asasel könnte sämtliche Toten dieser Welt mit dem göttlichen Feuer versehen und würde dennoch unbeschadet bleiben. Raphael, wir müssen etwas tun!“
    Die beiden Engel sahen einander an, dann nickten beide und entfalteten ihre Flügel. In diesem Moment geschahen mehrere Dinge gleichzeitig, die Michael und Eleanor das Blut in den Adern gefrieren ließ. Die ersten Seelenlichter hatten Asasel auf dem Dach erreicht. Während sie vor ihm schwebten, streckte er sanft die Hand aus und berührte das erste. Ein Strahlen und Gleißen tauchte das gesamte Dach in ein goldenes Licht und als ihre Augen sich das Licht gewöhnt hatten, sahen Eleanor und Michael dort oben eine leuchtende Gestalt vor Asasel stehen.
    Es war ein Mann, schlank und offenbar nicht allzu groß. Er war nackt und blickte nun fasziniert an seinem golden flammenden Körper hinab. Es konnte keinen Zweifel geben, dass dies kein Engel, sondern ein Mensch war, denn abgesehen von den fehlenden Flügeln zeigten seine Gesichtszüge ebenso wie sein Körperbau nichts von der wunderbaren Perfektion, die allen Engeln außer Asasel gemeinsam war.
    „Danke, Herr. Danke!“, hauchte er ergriffen. Dann trat er zur Seite, um der nächsten Seele Platz zu machen. Auch sie wurde von Asasel berührt und wieder wandelte sie sich

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