König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)
Orten herum.
„Was meinst du damit?“, fragte er.
„Jeshua mag nicht das getan haben, was wir alle uns von ihm erhofft haben. Aber keiner zweifelt doch von uns daran, dass er von Gott gesandt wurde. Die Zeichen und Wunder, die er hat geschehen lassen, haben es uns deutlich gezeigt. Er mag vielleicht heute sterben, aber der Himmel ist ihm so sicher, wie uns die Hölle. Er stirbt nicht wirklich – er wechselt nur den Wohnort…“
Samael spitzte die Lippen und nickte schließlich. „Du hast recht“, gab er zu. „Ich wünschte nur, seine Mission hätte Erfolg gehabt.“
„Vielleicht hatte sie es. Er selbst scheint es zu glauben…“
Raphael wies mit dem Kinn zu Jeshua hinauf und Samael folgte seinem Blick. Dann atmete er tief durch.
„Asasel!“, rief er in die Menge. „Asasel, wo bist du?“
Ein einzelner Engel löste sich aus der Menge der geflügelten, leuchtenden Körper. Er erhob sich in die Luft und kam mit einigen Flügelschlägen auf Samael zu. Die Engel um Samael traten ein Stück zur Seite und schufen ihm Platz, um zu landen.
„Asasel, mein Freund“, sprach er leise und in einem Ton, der trotz seiner ausgesuchten Freundlichkeit seine unbändige Wut nur allzu deutlich zeigte. „Du hast doch die letzten Monate an der Seite Jeshuas verbracht. Was ist hier geschehen? Wie konnte es so weit kommen?“
Asasel sah betreten zur Seite. Es fiel ihm offensichtlich schwer, Samael in die Augen zu blicken. Dann tat er etwas, was für einen Engel in höchstem Maße ungewöhnlich war. Er fiel vor Samael, seinem Fürsten auf die Knie.
„Ich habe es zu verantworten“, sagte er leise. „Wäre ich nicht gewesen, würde er jetzt nicht dort oben hängen.“
„Erkläre mir das!“, forderte Samael streng.
„Ich habe mich mit Jeshua gestritten. Er wollte diese Welt heilen aber wir hatten unterschiedliche Ansichten darüber, wie das geschehen könne. Ich war der Meinung, dass zuerst die Römer beseitigt werden müssten. Von ihrer Herrschaft geht so viel Unheil aus, dass das Königreich Gottes nie wird errichtet werden können, solange sie da sind. Ich war dafür, sie zu vernichten, um die Welt zu retten. Jeshua aber wollte nicht für den Tod eines Menschen verantwortlich sein. Nicht einmal für dieses große Ziel.“
Samael legte beeindruckt den Kopf schief. „Und weiter?“
„Er hätte uns alle retten können. Doch er wollte nicht tun, was dafür getan werden muss. Stattdessen sorgte er sich darum, dass die römischen Behörden ihn verhaften würden und es dadurch in der Stadt zu Aufständen und Toten kommen könnte, wenn dies in aller Öffentlichkeit geschähe. Er beauftrage Juda Iskariot, zu den Behörden zu gehen und ihn zu verraten, so dass man ihn in aller Heimlichkeit verhaften könnte. Juda weigerte sich. Er liebte Jeshua so sehr, dass er nicht für seinen Tod verantwortlich sein wollte.“
„Juda hätte doch wissen sollen, dass Jeshua nicht durch eine Kreuzigung zu töten ist“, warf Samael geringschätzig ein.
„Und dennoch wollte er kein Verräter an seinem Herrn werden und für das Leid und die Schmerzen Jeshuas verantwortlich sein.“
„Und warum hängt er dann jetzt dort oben?“, fragte Samael zornig, während er auf das mittlere Kreuz wies.
Asasel blickte beschämt zu Boden. „Ich… ich habe Juda bedroht…“, stotterte er. „Ich habe ihn mit dem Tod und ewiger Verdammnis bedroht, wenn er Jeshua nicht gehorcht…“
„Was?“, brüllte Samael. „Du bist schuldig an seinen Tod?“
Asasel zuckte unter diesen Worten zusammen wie unter Hieben.
„Ich frage mich, wer von nun an mehr in der Hölle leiden wird“, fauchte Samael. „Juda Iskariot oder du!“
Erneut duckte Asasel sich unter den Worten seines Fürsten. Sein Gesicht brannte vor Scham und das Leuchten seines Körpers war fast gänzlich erloschen. Schlagartig wurde er sich all der Engel bewusst, die um ihn herumstanden und Zeugen seiner Schande und Zurechtweisung wurden.
„Mein Fürst“, wagte er zu sagen. „Jeshua wollte es doch so.“
„Vielleicht“, donnerte Samael. „Aber das war nicht der Grund deines Handelns. Du warst zornig auf ihn und hast so gehandelt, weil du ihm schaden wolltest. Du wolltest ihn leiden sehen! Ihn, der von Gott gesandt worden ist!“
Asasel senkte den Blick. Er wusste, dass Samael recht hatte. Ganz plötzlich durchfuhr ihn ein Schauer, der ihn zusammenfahren ließ. Voll Angst blickte er zu Jeshua hinauf. Was würde geschehen, wenn Jeshuas Seele sich dort oben von seinem
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