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König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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ohnmächtiger Wut schlug sie auf ihn ein, doch er fing ihre Fäuste problemlos ab, hielt ihre Handgelenke fest und zog sie an sich.
    Hilflos weinte sie an seiner Brust. Sie hatte nicht länger die Kraft, nach oben zu blicken und dem vermeintlich unabwendbaren Schicksal ihrer Freundin zuzusehen. Und so nahm sie auch nicht wahr, wie die Geister am Kirchturm mehrmals versuchten durchzubrechen um zu ihren Leidensgenossen zu gelangen.
    „Er braucht Hilfe“, rief Michael durch den Lärm. Das Rauschen und Wispern der körperlosen Geister war längst zu einem ohrenbetäubenden Brausen angeschwollen, während zugleich der Kampfeslärm von Turiel und Asasel zu ihnen hinüberbrandete. Die beiden waren noch immer nicht zu sehen, da das Kirchenschiff die Sicht auf sie verdeckte. Doch ihrem Fauchen, Brüllen und den unablässigen Geräuschen ihrer Schläge nach zu urteilen, waren die zwei vollkommen in ihren eigenen Kampf versunken. Turiel würde nicht zulassen, dass Asasel weitere Seelen mit einem Körper aus himmlischem Feuer versah. Doch ebenso wenig würde er Raphael zu Hilfe kommen können.
    „Ich muss ihm helfen“, rief Michael. Dann riss er sich von Eleanor los und begann auf die Kirche zuzulaufen.
    „Was hast du vor?“, schrie Eleanor ihm nach. „Du kannst doch nichts tun. Du bist nur ein Mensch!“
    Doch Michael hörte sie nicht einmal. Er rannte auf das Hauptportal der Kirche zu, über dem dräuend der Kirchturm in die regnerische Nacht hinaufragte. Mit aller Kraft riss er das schwere Tor auf und wandte sich nach links, wo er trotz der Dunkelheit im Turm die Treppe wusste, die ihn nach oben bringen würde. Hastig nahm er die Stufen, immer zwei bis drei zugleich, um keine Zeit mehr zu verlieren. Mehrmals stolperte er in der Finsternis, knallte mit dem Schienbein gegen die Stufen und rappelte sich fluchend wieder auf. Verdammt, das würde blaue Flecken geben. Ein stechender Schmerz durchfuhr seine rechte Hand, als sich ein Splitter aus dem hölzernen Treppengeländer löste und tief in seine Hand bohrte.
    Beinahe wäre er im Dunkeln an der Tür zum Dach des Kirchenschiffs vorbeigelaufen. Doch ein schriller Schrei zu seiner Rechten lenkte seine Aufmerksamkeit rechtzeitig auf den Umriss der kleinen Tür. Michael kannte diese Tür. Er war oft genug hier gewesen, um zwei wesentliche Dinge über sie zu wissen. Erstens – die Tür befand sich nicht in der Mitte des Turms. Wäre dem so gewesen, so würden die Geister unmittelbar hinter ihr stehen und hätten mittlerweile längst versucht, durch sie zu entkommen. Die Tür war vom Friedhof aus nicht zu sehen, aber er musste davon ausgehen, dass Raphael die Geister durch seine ausgestreckten Flügel von dieser Tür fernhielt. Zweitens – das Betreten des Daches war zwar verboten, doch die Tür war nicht abgeschlossen, seitdem der Schlüssel vor Jahren verloren gegangen war und die Gemeinde das Geld für ein neues Schloss noch nicht aufgebracht hatte.
    Ein letztes Mal atmete Michael tief durch, dann ergriff er die schmiedeeiserne Türklinke. Er riss die Tür auf, stürmte hinaus und ließ das Schloss hinter sich wieder zufallen. Die sieben Geister waren viel zu überrascht, um zu reagieren. Ehe sie sich versahen, war Michael an ihnen vorbei und rannte auf Raphael zu.
    „Michael! Was tust du hier?“, rief dieser.
    „Schnell. Gib mir von deinem himmlischen Feuer. Während du sie in Schach hältst, kann ich sie bekämpfen!“
    „Was…? Ich soll…“
    „Schnell!“, schrie Michael. „Wir haben keine Zeit!“
    Raphael zögerte kurz. Dann nickte er. „Komm näher“, sagte er mit rauer Stimme.
    Michael schob sich unter Raphaels linkem, ausgestreckten Flügel hindurch und blieb vor ihm stehen. Raphael streckte die Hand aus und ein gleißender Lichtblitz erhellte die Nacht. Von einem Augenblick auf den anderen war Michael ein anderer. Fasziniert blickte er an sich hinab. Sein Körper erstrahlte in einem pulsierenden, goldenen Leuchten und mehr noch – auf seinem Rücken befand sich ein riesiges Paar Flügel, stark und mächtig.
    Ein zorniger Ausruf von Raphael ließ ihn herumfahren. Drei der Geister hatten während Raphaels kurzer Unaufmerksamkeit die Sperre durchbrochen. Sie liefen nach links auf die kleine Turmtür zu. Jeden Augenblick würden sie sie erreicht haben.
    Was nun geschah, konnte sich Michael im Nachhinein nicht erklären. Es geschah wie von selbst. Ganz plötzlich befand er sich mitten unter ihnen. Seine Flügel mussten ihn hierher getragen haben, doch er

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