König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)
Zuschauer wirkte es so, als habe der Mann einen epileptischen Anfall. Allein Jeshua sah, dass Dutzende von geflügelten Wesen den Körper verließen. Sie rissen sich förmlich von ihm los und stürmten dann den steilen Hang hinauf auf die Schweineherde zu. Die Tiere spürten die Gefahr, die auf sie zu tobte und gerieten in Panik. Sie rannten wild schreiend durcheinander, doch es gab kein Entkommen für sie. Die entfesselten Dämonen fuhren wie ein Blitz zwischen sie und fielen über sie her. Die erbärmlich schreienden Schweine rannten nun wie auf ein geheimes Signal hin direkt auf das Kliff zu und stürzten sich voll Angst hinab in den See.
Die versammelten Zuschauer indes blickten ungläubig auf das Geschehen. Der Lärm der völlig verängstigten Schweine war unbeschreiblich und sie alle mussten hilflos mit ansehen, wie sich die Tiere zu Dutzenden in den Tod stürzten.
Endlich, nach viel zu langer Zeit wie es schien, ließ der Lärm nach und eine beinahe unheimliche Stille senkte sich über den Ort.
„Was hast du getan?“, fauchte schließlich einer der Dorfbewohner. „Die Tiere gehörten der Dorfgemeinschaft. Jetzt sind sie alle tot!“
Ein Murren und Fluchen setzte ein. Die ersten bückten sich bereits nach Steinen, die sie auf Jeshua und seine Männer werfen konnten. Böse Gesichter waren auf sie gerichtet und es konnte keinen Zweifel an ihren Absichten geben.
„Herr!“, erklang in diesem Augenblick eine helle Stimme. „Die Stimmen sind weg! Die Stimmen in mir sind endlich fort!“
Dort stand er – der Besessene. Noch immer war er schrecklich verdreckt und halbnackt. Doch eine merkwürdige Wandlung war durch ihn gegangen. Er stand nun hoch aufgereckt wie ein Mensch und sein Blick war hell und klar.
„Du, du bist das gewesen!“, sagte er und blickte dabei Jeshua ungläubig an. „Du hast den Stimmen befohlen zu gehen und sie sind tatsächlich gegangen!“
Ein Raunen ging durch die Menge. Misstrauische Blicke wurden getauscht, man sah einander verunsichert an und schielte dann wieder argwöhnisch zu dem Mann hinüber, der bis eben noch von den Dämonen besessen gewesen war.
„Sehet, Gott hat diesen Mann geschickt, um über die Dämonen zu gebieten“, schrie der Mann wie in Ekstase. „Ich bin frei! Endlich frei!“
„Aber er hat all unsere Schweine auf dem Gewissen!“, bellte eine Stimme aus der Menge der aufgebrachten Dorfbewohner.
„Was sind all diese Schweine gemessen am Leben dieses einen Mannes?“, rief Jeshua und wies auf den Mann an seiner Seite. „Wollt ihr das Leben jener Tiere wirklich über das Leben eines Menschen stellen?“
Das Raunen in der Menge verstummte nach und nach. Einige traten langsam zurück, die meisten ließen ihre Steine zu Boden fallen. Doch ihre finsteren Mienen blieben und sie ließen weder Jeshua, noch seine Gefährten auch nur einen Augenblick aus den Augen.
„Ihr solltet gehen!“, sagte einer der Dörfler mit bösem Blick. „Ihr seid hier nicht länger erwünscht!“
Jeshua sackte ein wenig in sich zusammen. Er ließ die Schultern hängen und hob schließlich resignierend die Hände.
„Wir werden gehen“, sagte er leise.
Die Menge öffnete zögernd einen Weg und einige der Männer deuteten Jeshua an, nun zu gehen. Langsam setzte dieser sich in Bewegung, schritt an seinen Gefährten vorüber und verließ diesen Ort. Seine Begleiter folgten ihm schweigend und mit bedrückten Mienen.
Der Mann, den Jeshua von den Dämonen befreit hatte, sah ihnen fassungslos hinterher.
„Warum vertreibt ihr diesen Mann?“, stammelte er. „Er hat mir das Leben gerettet und so dankt ihr es ihm.“
Einige der Umstehenden blickten mit betretenen Mienen zu Boden, andere stotterten unverständliche Ausreden und Entschuldigen. Schließlich trat einer der Männer vor, legte dem Befreiten eine Hand auf die Schulter und grinste ihn erleichtert an.
„Hauptsache, du bist wieder bei uns, Joël“, sagte er. „Wir haben schon befürchtet, dass die bösen Geister dich so fest in ihren Klauen halten, dass du nie wieder zu uns zurück kommen würdest. Wir haben dich ein ums andere Mal fesseln müssen, damit du dich und andere nicht verletzt. Aber die bösen Mächte in dir waren so stark, dass du die Fesseln immer wieder zerreißen konntest. Oft hast du ganze Nächte in deiner Grabhöhle geschrien und alle in Angst und Schrecken versetzt. Für die Kinder im Dorf warst du der schlimmste Alptraum und wir alle haben nach Möglichkeit einen großen Bogen um den Friedhof
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