König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)
gemacht.“
Joël griff nach der Hand auf seiner Schulter, doch er sah sein Gegenüber nicht an. Sein Blick folgte Jeshua, der den Rand der Dorfes fast erreicht hatte.
„Ihr dürft ihn so nicht gehen lassen“, sagte er voll Trauer. „Ohne ihn hätte das Böse mich nie gehen lassen!“
Dann riss er sich los und stolperte Jeshua und seinen Männern hinterher. Die Dorfbewohner sahen ihm wortlos hinterher. Niemand folgte ihm. Niemand hielt ihn auf.
Gegen Abend hatten Jeshua und seine Begleiter sich am Rande eines kleinen Baches zur Ruhe niedergelassen. Das Plätschern des Wassers lag friedlich in der Luft und die Zikaden zirpten ihr letztes Lied, bevor die Nacht über sie alle hereinbrach. Der Himmel hatte sich bereits rot gefärbt und hohe Winde fegten langsam einige zerrissene Wolkenfetzen in bunten Farben über den Himmel. Auch heute Nacht würden die Männer wieder einmal kein Dach über dem Kopf haben.
Jeshua wandte seinen Blick vom Himmel ab und lächelte den Mann vor sich an.
„Joël. Hast du eine Ahnung, warum diese Dämonen gerade dich ausgesucht hatten?“, fragte er.
Joël wurde schlagartig ernst. „Nein, Herr“, erwiderte er. „Mehr als sieben Jahre hielten sie mich in ihren Klauen. Sie haben mich gequält und in den Wahnsinn getrieben, bis ich mehr einem Tier als einem Menschen glich.“
Jeshua nickte. Er sah Joël wohlwollend an. Dieser hatte sich mittlerweile gewaschen, einer der Männer hatte ihm die Haare geschnitten und auch saubere Kleidung hatten sie für ihn auftreiben können. Nun wirkte er wieder zivilisiert und menschlich. Einzig sein melancholischer Blick ließ noch ein wenig von den Leiden erahnen, denen er in den letzten Jahren ausgesetzt gewesen war.
„Herr, ich weiß, was ich euch verdanke“, sagte er voll Leidenschaft. „Ich bitte euch, lasst mich mit euch gehen. Ich werde euch ein guter Jünger sein. Ihr werdet ganz auf mich zählen können.“
Doch Jeshua schüttelte den Kopf. „Nein, Joël“, sagte er. „Du würdest an unsere Botschaft glauben und sie verteidigen, dessen bin ich mir sicher. Aber wenn die Menschen erfahren, dass du selbst als Mitglied meiner Pilgergruppe von mir geheilt worden bist, so würden sie Betrug argwöhnen. Sie würden denken, dass du auch vorher schon zu mir gehört hast und deine Befreiung von den Dämonen nur geschauspielert war.“
Joël nickte enttäuscht. Er war sichtlich unglücklich und traurig.
Jeshua legte ihm freundlich lächelnd eine Hand auf die Schulter. „Verzweifle nicht, Joël“, sagte er. „Wenn du auch nicht mit mir reisen kannst, so kannst du doch mit uns sein und unsere Botschaft verbreiten. Reise allein und erzähle von dem, was dir widerfahren ist. Dann werden die Menschen auf uns aufmerksam werden.“
Joël nickte. „Wenn es dir hilft, werde ich es tun…“, sagte er geknickt.
Jeshua legte nachdenklich sein Kinn in die Hand.
„Ich frage mich noch immer, warum all diese Dämonen in dir waren…“, sprach er leise zu sich selbst. „Normalerweise sind sie doch nicht an unseren Körpern interessiert. Es sind unsere Seelen, um die sie uns beneiden und die sie verderben wollen. Und warum waren es so viele?“
Joël zuckte verwirrt die Schultern. „Ich weiß es nicht“, sagte er. „Aber ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem sie über mich herfielen.“
Jeshua blickte auf. „Wo war das?“, fragte er.
„Nicht weit von hier. Ich könnte dir die Stelle zeigen. Eine alte Ruinenstadt, die schon seit Urzeiten verlassen ist. In ihrer Nähe habe ich früher oft meine Schafe weiden lassen, denn das Gelände gehört meinem Dorf.“
Jeshua nickte und erhob sich. „Zeig mir die Stelle“, sagte er. Dann wandte er sich an Simeon und sagte ihm, dass er mit Joël einen Abendspaziergang machen würde. Einige der Jünger wollten sich den beiden zu ihrem Schutz anschließen, doch Jeshua wies sie an, bei ihrem Lagerplatz zu bleiben und zu warten. Sie würden nicht lang fortbleiben und mit Gefahren war nicht zu rechnen.
Nur eine Viertelstunde später näherten die beiden sich dem Ort, von dem Joël gesprochen hatte. Mittlerweile war die Nacht über das Land hereingebrochen, die Sterne funkelten an einem tiefschwarzen Himmel und der warme Südwind strich sanft durch die Hügel und Senken Galiläas.
„Sag, warum hast du die Dämonen in die Schweineherde entlassen?“, durchbrach Joël die tiefe Stille, während sie den steinigen Hügelpfad entlanggingen. „Du hättest sie doch sicher auch anders
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