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König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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selbst ist auch groß. Zumindest das hat jeder von ihnen verstanden.“
    „Und was hast du jetzt drei Tage lang vor?“
    „Dort oben gibt es eine Höhle.“ Jeshua wies den felsigen Hang empor. „Dort werde ich ein wenig meditieren.“
    Asasel nickte. Jeshua wandte sich ab und schickte sich an, den Hang zu erklimmen. Dann jedoch hielt er inne und sah noch einmal zu Asasel zurück.
    „Ich wäre dir dankbar, wenn du die Bestrebungen der Männer beobachten würdest“, sagte er. „Es könnte auch für dich lehrreich sein, wenn du ihnen zusiehst.“
    Damit wandte er sich endgültig ab und kletterte den Hang hinauf. Asasel sah ihm fasziniert dabei zu, wie er vorankam.
    „Seltsam“, dachte er. „Dieser Mann kann die Kraft Gottes nutzen. Er kann heilen, den Tod besiegen, er kann Männer führen, selbst über Wasser habe ich ihn gehen sehen, als er seinen Männern die Angst vor einem Sturm nehmen wollte. Und dennoch müht er sich hier wie jeder andere Mensch, diesen Hang emporzukommen. Er hat eine merkwürdige Art, die Macht Gottes einzusetzen – nie für sich selbst. Immer nur für andere…“
    Mittlerweile hatte Jeshua die Höhlenöffnung erreicht und verschwand in ihrem Schatten. Asasel breitete seine Flügel aus und hob sich in die Luft, eine Wolke aus Staub und Sand unter sich lassend. Es würde ihm nicht schwerfallen, die sechs Zweiergruppen aus der Luft auszumachen und ihnen zu folgen.
     
    Drei Tage später wurde Jeshua durch ein vertrautes Geräusch aus seinen Meditationen gerissen. Der Boden um ihn begann zu vibrieren und ein mächtiger Wind kam auf. Das Rauschen der Flügel eines Engels war unverkennbar. Schließlich sank die glühende Gestalt Asasels vor dem Höhleneingang zu Boden. Er faltete seine Flügel auf dem Rücken zusammen und trat unter die Öffnung der Höhle. Jeshua sah zu ihm hinauf und legte verwundert den Kopf schief. Asasel wirkte amüsiert.
    „Nun? Wie ist es gelaufen?“, fragte er.
    „Anders, als ich gedacht hätte“, begann Asasel. „Nur ein einziger hatte die Kraft, ein Wunder geschehen zu lassen. Nur einer. Er hat einen Leprakranken geheilt. Errätst du, wer es gewesen ist?“
    Jeshua zögerte nicht einen Augenblick. „Juda“, lächelte er melancholisch.
    „Richtig.“ Asasel schürzte anerkennend die Lippen und nickte.
    Jeshua seufzte und blickte traurig auf seine Hände hinab, die er im Schoß gefaltet hatte.
    „Ich hätte es wissen müssen“, sagte er leise und wie zu sich selbst. „Ich führe ihnen täglich aufs Neue vor, wie es um Gottes Macht bestellt ist. Und dennoch hat all das nichts gebracht. Ich habe dir einmal gesagt, dass es nur deshalb so viel Böses in der Welt gibt, weil die Menschen Gottes Stimme hier unten nicht zu hören vermögen. Sie haben Zweifel und sind sich seiner nicht sicher. Sie wissen nichts über ihn, wissen nicht einmal, ob es ihn wirklich gibt. Gerade deshalb habe ich all die Wunder geschehen lassen – damit sie nicht länger zweifeln müssen. Damit sie endlich wissen. Aber wenn ich ihnen sage, dass auch sie Gottes Macht zum Wohle der Menschen nutzen können, warum glauben sie dann nicht? Wie können sie sich Gottes sicher sein, aber nicht seiner Liebe zu ihnen? Was er für mich tut, das tut er für jeden, der nur stark genug im Glauben ist.“
    Asasel schwieg. Jeshuas Worte kamen ihm in einem anderen Zusammenhang bekannt vor. Wie hatte Jeshua damals zu ihm gesagt? ‚Der Weg zur Erlösung ist die einfache Erkenntnis, dass Gott keine Unterschiede in der Liebe zu seinen Geschöpfen macht.‘ Wenn das stimmte, ergab Jeshuas Weisung an seine Jünger für die letzten drei Tage einen Sinn. Dann hätte ein jeder von ihnen das gleiche wie Jeshua tun können. Vorausgesetzt, ihr Glaube daran war stark genug. Und dennoch hatte nur einer von ihnen geschafft, woran die anderen gescheitert waren. Allein Juda Iskariot war sich Gottes sicher genug gewesen, um ein Wunder geschehen lassen zu können.
    „Wo sind sie jetzt?“, fragte Jeshua seufzend.
    „Sie sind schon wieder auf dem Weg hierher und müssten bald eintreffen. Alle bis auf Simeon Kephas und Thomas. Die beiden wollten es heute noch einmal in dem kleinen Dorf drei Meilen von hier versuchen.“
    Asasel wies in die Richtung des Dorfes, von dem er gesprochen hatte. Jeshua nickte, er erhob sich und begann, denn steilen Abhang hinabzuklettern. Asasel folgte ihm nicht. Wenn Jeshuas Männer eintrafen, würden sie ihn nicht sehen können, aber er zog es dennoch vor, das weitere Geschehen aus einer

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