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König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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Jeshuas Lippen. In vielem war er ausgesprochen weltfremd, obgleich er handwerklich begabt und ein ausnehmend guter Redner war. Juda existierte in seinen Augen nicht wirklich. Er übersah ihn für gewöhnlich, so wie man es mit Menschen tut, die dem eigenen Wesen so fremd sind, dass sie nicht in das Weltbild zu passen scheinen.
    Innerhalb des Zwölferkreises um Jeshua war Mattai wohl derjenige, der am ehesten eine Verbindung zu Juda in sich trug. Mattai war von kleinem Wuchs, mit einer Brust, so breit wie ein Fass. Er trug einen dunklen, kurzen Vollbart, aus dem strahlend weiße Zähne blitzten. Seitdem er zu Jeshuas Gruppe gestoßen war, hatte er sich in jeder Hinsicht stark verändert. War er ursprünglich ein raubeiniger, manchmal gar lauter Zeitgenosse gewesen, der auch oftmals dem Wein zu stark zusprach, so hatte Jeshuas Gemeinschaft aus ihm einen beinahe sanften und zurückhaltenden Menschen gemacht. Er war ein ernster Verfechter der Botschaft seines Herrn geworden, ein Mann, der nachdrücklich, manchmal gar streitbar für die Worte Jeshuas eintrat, doch die zahllosen Lachfältchen um seine Augen zeugten davon, dass Humor ihm keineswegs fremd war. Anders als Juda lachte er jedoch nie laut. Stattdessen grinste er für gewöhnlich breit, wenn ihn etwas amüsierte. In Judas Gegenwart grinste er oft.
    Unter den Mitgliedern des Zwölferkreises stach Juda tatsächlich hervor wie ein Außenseiter. Er wirkte jünger, leichtfertiger, unbeständiger, weniger von diesem heiligen Ernst ergriffen, den die anderen in sich trugen. Doch trotz alledem konnte man nicht einen einzigen Augenblick an seinem Glauben zweifeln, wenn man ihn neben Jeshua sah. Er wurde schlagartig ernst und aufmerksam, wenn Jeshua predigte. Er erfasste stets den Sinn der Gleichnisse, die Jeshua erzählte und konnte sie oft erklären, wenn die anderen sie nicht verstanden hatten. Vor allem aber war sein Glaube so tief und aufrichtig, dass er es sich leisten konnte, nicht durch übertriebenen Ernst um ihn kämpfen zu müssen. Religiöse Erhabenheit war in seinen Augen ein Zeichen für Heuchler wie die Priester im Tempel zu Jerusalem oder für Kleingeister, die nach außen hin fromm taten und im Innern dennoch keine Sicherheit verspürte. Juda war sich sicher. Daher konnte er das Leben leicht nehmen.
    Deutlich wurde dies, als Jeshua seine Gruppe an diesem Morgen zusammenrief, um mit ihnen über die kommenden Tage zu sprechen. Sie befanden sich zu diesem Zeitpunkt östlich des Sees Genezareth in der Nähe eines kleinen Dorfes, dessen Name in Vergessenheit geraten ist.
    „Freunde“, begann Jeshua, während die Männer sich um ihn herum niederließen. „Freunde. Heute will ich sehen, was ihr bis jetzt gelernt habt.“
    Die Morgensonne war gerade über den östlichen Hügel aufgestiegen und tauchte das Land um sie in goldenes Licht. Es war noch kühl und die Männer fröstelten, als sie sich zu Boden setzten, um ihrem Meister zu lauschen. Jeshua selbst hatte sich auf einem Stein niedergelassen, so wie er es häufig tat, wenn er im Freien predigte oder lehrte.
    „Ich habe euch in den vergangenen Monaten so vieles beigebracht, was anderen stets verborgen bleiben wird“, fuhr Jeshua fort. „Vor allem aber hoffe ich, euch Vertrauen in Gott gelehrt zu haben. Ihr habt mich so viele Wunder tun sehen. Blinde konnten wieder sehen, Lahme gehen, selbst Tote kamen wieder ins Leben zurück. All dies habe nicht ich getan, sondern Gott. Und er tat es allein, weil ich ihn darum bat und mir vollkommen sicher war, dass er mich erhören würde. Glaubt mir – ihr könnt dasselbe tun wie ich! Ihr müsst nur Vertrauen haben und auf Gott bauen, dann könnt ihr die gleichen Wunder bewirken! Und damit ich weiß, ob ihr diesen Glauben von mir gelernt habt, entsende ich euch heute in die umliegenden Ortschaften wo ihr lehren und heilen sollt. Sagt den Menschen was ich ihnen sage und heilt die Leiden und Übel, die es dort gibt, damit sie euch auch glauben.“
    Ein betretenes Schweigen setzte ein. Die Männer des Zwölferkreises sahen einander unsicher von der Seite an. Niemand wollte der erste sein, der den Satz sagte, der nun folgen musste. Glücklicherweise war es Juda, der die Situation rettete, indem er aufstand und mit einem strahlenden Lächeln sagte: „Dann lasst uns losgehen, Kameraden, und die gute Botschaft verkünden!“
    Nach und nach erhoben sich die Männer und schlossen sich zu Zweiergruppen zusammen. Es ergab sich wie von selbst, dass hierbei Juda und Mattai ein

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