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König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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Seite nieder und nahm in bei der Hand. Ein Vibrieren lief durch den kleinen Körper, dann riss der Junge plötzlich den Mund auf, wie ein Mensch, der mit dem Ertrinken gekämpft hat und nun endlich wieder Luft bekommt. Keuchend fuhr er hoch, hielt sich die Brust und starrte mit wild rollenden Augen panisch vor Angst um sich. Plötzlich erblickte er seine Mutter. Er erstarrte, streckte die Arme nach ihr aus und weinte: „Mama.“
    Die Frau riss ihren Sohn unter Tränen an ihre Brust und wiegte ihn sanft hin und her, während er vollkommen verängstigt weinte und schluchzte.
    Die Menschenmenge war vollkommen verstummt. Ungläubig starrten die Menschen auf die Szene, die sich mitten unter ihnen allen abgespielt hatte. Niemand wagte ein Wort zu sagen, nicht einer zweifelte daran, hier und jetzt Zeuge eines Wunders geworden zu sein. Dieser Jeshua hatte einen Dämon aus dem Körper des Kindes vertrieben und als der Dämon den kleinen Körper verlassen und das Leben des Jungen mit sich gerissen hatte, da hatte Jeshua ihn ins Leben zurückgeholt. Ehrfürchtig blickten die Menschen auf diesen Fremden und seine Begleiter. Ehrfürchtig und zu Tode verängstigt.
     
    Ein infernalisches Brüllen erschütterte die obere Atmosphäre der Erde. Es klang, als schrien Tausende verwundeter Dämonen ihren Zorn und ihre Qual gleichzeitig heraus und der Schalldruck dieses Geräusches lief trotz der dünnen Luft in diesen Höhen mehrmals um die Erde und ließ selbst das Licht vibrieren.
    „Warum hat er mich aus diesem Jungen vertrieben?“, tobte Turiel. Hier oben in der eiskalten, dünnen Luft, hunderte von Meilen oberhalb der Erdoberfläche, konnte man auch am Tage bereits die Sterne funkeln sehen. Sie leuchteten unbeeindruckt von jenem Ausbruch an Hass und Enttäuschung in der Dunkelheit weiter.
    Außer sich vor Wut raste der gefallene Engel über die Erde, schrie und brüllte seinen Zorn unablässig aus sich heraus, während er in seiner unfassbaren Geschwindigkeit einen feuerroten Flammenschweif hinter sich über den Himmel zog. Asasel hatte keine Mühe sein Tempo zu halten, doch er begann sich langsam darüber zu wundern, dass Turiels Raserei nicht enden wollte.
    „Wie kann ein Mensch die Macht haben, mich aus diesem Kinderkörper zu reißen?“, brüllte Turiel weiter. „Er war ein Mensch, nichts weiter! Aber ich konnte mich nicht länger in dem Jungen halten. Wie ist so etwas möglich?“
    „Beruhige dich“, rief Asasel ihm im Fluge zu. „Niemand von uns hätte gegen ihn eine Chance gehabt.“
    Turiel verlangsamte seinen Flug, schließlich blieb er rüttelnd wie ein riesiger Raubvogel in der Luft stehen und blickte Asasel fassungslos an.
    „Du kennst ihn? Du weißt, wer er ist und woher seine Macht kommt?“
    Asasel nickte ernst. „Sein Name ist Jeshua. Er wurde von Gott gesandt, um die Welt zu heilen.“
    „Die Welt heilen“, spuckte Turiel aus. „Wie stellt er sich das vor? Für jeden Menschen, aus dem er mich vertreibt, finde ich tausend andere, die mir ausgeliefert sind. Wir sind nicht von einem Einzigen aufzuhalten!“
    In einer merkwürdigen Geste der Resignation breitete Asasel seine Arme aus. „Er wird den Samen pflanzen. Er will den Menschen etwas geben, das sie stärker gegen uns sein lässt.“
    „Stärker?“, Turiels Stimme überschlug sich. „Stärker gegen uns? Unmöglich! Keinem Menschen könnte das gelingen. Keinem! Wie will er das anstellen?“
    „Er versucht, ihnen die Zweifel zu nehmen“, erwiderte Asasel.
    Wieder brüllte Turiel seinen Zorn heraus, während sein Körper rot glühend aufleuchtete.
    „Die Zweifel an Gott?“, tobte er. „Das wird ihm nie gelingen! Es mag einige geben, bei denen er erfolgreich ist. Aber niemals wird er sie alle erreichen. Die meisten werden taub und blind bleiben. Das ist die Natur des Menschen!“
    Mit diesen Worten wandte Turiel sich ruckartig in der Luft ab und stürzte, noch immer einen roten Flammenstrahl hinter sich herziehend, auf die Erde zu. Asasel sah ihm zu, bis sich die Gestalt des anderen über dem großen Meer verlor, welches Asien von jenem Kontinent trennte, den die Menschen der Alten Welt noch nicht kannten.
    Zögernd setzte auch er sich wieder in Bewegung und flog erneut zum Heiligen Land zurück.
    „Turiel mag Recht haben“, dachte er. „Jeshua wird nie alle Menschen erreichen. Kein Wunder – er kann ja nicht einmal die Zweifel seiner eigenen Gefolgschaft zerstreuen. Allein dieser Juda Iskariot hat genügend Stärke im Glauben. Wie will er

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