Koenig der Vampire II - Boeses Blut
hatte.
Tobias hörte gebannt zu. Seine Gedanken überschlugen sich.
„Das heißt, wenn diese Eli mir ihr Blut geben würde, wäre ich ein Vampir. Und könnte ein langes Leben mit dir verbringen? So wie Anna und Nathan, die auch unterschiedlich sind.“
„Prinzipiell ja. Aber das ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Die Überlebenswahrscheinlichkeit ist nur achtzig Prozent. Und um zu überleben, muss man das Blut eines Vampirs trinken. Im ersten Jahr nach der Umwandlung verträgt man aber nur das von dem Vampir, der die Wandlung auch ausgelöst hat. Es wäre egal, welcher Vampir es tut. Eli hatte Paulina mit ihrer Gabe heilen wollen. Wandeln kann jeder Blutreine Vampir.“
„Aber wenn es funktioniert, werde ich so alt wie du?“
„Wahrscheinlich. Was aber bedeutet, du musst aus der Welt der Menschen verschwinden. Jeden hinter dir lassen, den du kennst. Familie, Freunde - einfach alles.“
Das war ja eine Wendung. Die Weggabelung seines Lebens, auf die er gewartet hatte.
„Bring mich zu einem Vampir und ich tue es", erklärte er.
„Bist du verrückt? Ich habe dir das nicht erzählt, damit du dein Leben riskierst! Willst du die begrenzte Zeit, die wir haben, auch noch verschenken?“
„Achtzig Prozent, hm? Ich bin gesund und habe immer trainiert. Warum sollte es nicht gut gehen? Ich habe keine Angst davor, etwas anderes zu werden als ein Mensch. Etwas anderes zu sein. Denn dann kann ich länger mit dir zusammen sein!“
„Du hast keine Ahnung, wovon du da redest. Du würdest ein Vampir werden!“, Juli war aufgebracht.
Tobias gab keine Entgegnung. Er sah sie böse an, kniff die grünen Augen zusammen und biss die Zähne aufeinander. Sein Kiefer war total verkrampft.
Der Chauffeur, Matthis, fuhr sie schweigend zum Anwesen.
Als sie den Zaun erreichten, der das Gelände umgab, starrte Tobias aus dem Fenster. Er war noch immer sauer. Wollte Juli ihn nicht so lange bei sich haben? Aber warum hatte sie ihm dann überhaupt von der Möglichkeit erzählt?
Er wurde einfach nicht schlau aus ihr.
Dann kam das Tor, wie von Zauberhand schwang es auf. Der Weg bis vor das Haus war schön angelegt und sehr sauber. Kein Blatt, kein Stöckchen lag auf der Fahrbahn. Die gepflegten Flächen daneben sahen aus wie in einem Bilderbuch. Und dann sah Tobias das riesige Haus.
Oh. Mein. Gott. Das ist ja ein Schloss!, war sein erster Gedanke.
Juli saß bekümmert neben ihm, unbeeindruckt von dem imposanten Gebäude. Klar, es war ja auch ihr zu Hause.
„Wohnst du alleine in diesem riesigen Kasten?“
„Mit den Angestellten, aber die gehören alle zum Clan. Mein Vater hat es bauen lassen, er war etwas … größenwahnsinnig. Irre, wenn du so willst.“
„Oh. Naja, besser als gar keinen Vater zu haben", erklärte er bedeutungsschwer.
„Du bist ohne einen aufgewachsen?“, fragte sie verwundert.
„Ja. Und ohne Mutter. Ich bin in einem Heim aufgewachsen, Juli. Daher fiel es mir auch nicht schwer, in deine Welt zu wechseln. Oder zumindest, es tun zu wollen.“
„Was ist mit deinen Eltern passiert?“
„Soweit ich weiß, ist mein Vater nie gefunden worden. Es ist der Unkenntnis und dem Schweigen meiner Mutter zu verdanken, dass ich überhaupt geboren wurde. Sie war erst vierzehn Jahre alt, als ich zur Welt kam.“
„Das ist aber arg jung", gab auch Juli zu.
„Richtig. Sie wurde überfallen und vergewaltigt. Das Ergebnis war dann ich.“
„Oh“, das schockierte Juli.
„So viel zur Familie, hm?“, meinte er.
„Das ist … mir fehlen die Worte.“
„Verstehst du, warum ich um jeden Preis mit dir zusammen sein will? Es gibt niemanden, der mich vermisst. Und du Juli, du bedeutest mir sehr viel.“
„Du bedeutest mir auch viel. Es gab noch nie jemanden wie dich. Keinen Wolf, den ich so sehr wollte wie dich, niemanden. Deshalb will ich auch dein Leben nicht riskieren.“
„Lass uns das Thema vertagen, ja? So schnell werde ich ja nicht alt und sterbe. Zeig mir dein Haus", verlangte er.
Und Juli tat ihm den Gefallen. Führte ihn herum, zeigte ihm das gesamte Haus. Sie ließ nur die Zimmer der Angestellten aus. Zum Schluss zeigte sie ihm ihre privaten Räume.
Ein Büro und ein kleines Wohnzimmer. Das Esszimmer, indem sie mit Anna, Vincent und Eli zu Mittag gegessen hatte. Und das Schlafzimmer.
Tobias wusste nicht, was er erwartete hatte. Von außen wie von innen hatte das Haus eine Eleganz und den Stil eines Renaissance Schlosses. Es war riesig, die Flure gerade und teilweise sehr lang. Die
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