Koenig der Vampire II - Boeses Blut
lassen. Kurz verfluchte er sich dafür, die Wandlung bei ihm vollzogen zu haben. Die Vorstellung, dass Tobias diese Riesen Fänge in seine Haut rammte, verursachte ihm eine Gänsehaut. Gleich darauf schalt er sich selbst einen Idioten. Wie sollte Eli sich fühlen, wenn sie Vincents Fänge in sich hatte? Die waren ebenso groß.
Also wartete er einfach auf den Moment, in dem Tobias begann.
Tobias rang mit sich. Er hatte wirklich Durst. Die imaginäre Szene der Wüste war nur ein Anschub gewesen. Nur, jetzt musste er seinen Mund auf Vincents Haut legen, die Fänge in dessen Haut bohren. Das still dargebotene Handgelenk vor ihm lockte ihn. Nur das Wissen, dass da ein Mann vor ihm stand, ließ ihn zögern.
Doch der Durst siegte.
Tobias beugte sich vor, legte seine Lippen auf die dünne Hautstelle. Wie von selbst versanken seine Fänge darin, die Vene perfekt getroffen. Warm und explosiv verteilte sich Vincents Blut in seinem Inneren. Gierig trank er, klammerte sich mit der Hand an den Arm, um ja nicht den Kontakt zu verlieren. Kurz kam ihm der Gedanke, dass er sich wie ein Junkie verhielt, der sich nicht von seiner Droge entfernen konnte.
Aber war es das nicht? Das Blut war zwar lebenswichtig, aber die Gefühle, die durch das Trinken ausgelöst wurden, konnten süchtig machen. Vermutlich hatte die Natur es absichtlich so eingerichtet, damit das Blut, und das notwendige Trinken desselben, nicht eklig erschien.
Er spürte, wie die Kraft in seinem Körper aufwallte, jede seiner Muskelfasern war wie aufgeladen. Die unausweichliche erregende Reaktion stellte sich ein und Tobias kämpfte dagegen an. Nur widerwillig löste er sich von Vincents Haut. Darauf bedacht, die Fänge vorsichtig aus der Haut zu ziehen.
„Du musst die Stelle ablecken, damit es sich schließt", erklärte Vincent heiser.
Mann war das eigenartig gewesen. Ganz anders als bei Eli. Vermutlich, weil er hier nicht seine Geliebte nährte, sondern Tobias. Er erschien ihm wie … wie ein kleiner Bruder. Ehrlich. Und er war sich sicher, dass er Tobias ebenso wie seine Jungs, mit seinem eigenen Leben schützen und verteidigen würde.
Juli hatte unterdessen das Telefonat beendet und die beiden beobachtet. Sie hatten gar nicht registriert, dass sie anwesend war. Das war so eine enge Verbindung, der ältere Vampir der mit seinem Blut das Leben des Zöglings sicherte. Juli war noch nie Zeuge gewesen, wenn ein Vampir von einem anderen genährt wurde. Klar, die Sache mit dem Blut im Glas, wie Tobias es die vergangenen Male gemacht hatte. Aber das war nicht so persönlich gewesen, wie der Moment eben. Juli kam es so vor, als gehöre Tobias jetzt erst richtig zu Vincents Familie.
Sie traute sich kaum zu atmen, um die Szene vor sich nicht zu stören. Erst als Tobias die Bissmale verschlossen und die Fänge wieder zurückgezogen hatte, schienen die beiden zu bemerken, dass sie nicht alleine waren.
Vincent löste die Situation mit einem Scherz auf.
„Nicht dass du denkst, wir beide wären jetzt ein Paar.“
Tobias machte große Augen, starrte Vincent an.
„Wie kannst du so etwas sagen! Ich habe mir doch solche Hoffnungen gemacht", erklärte er theatralisch.
Wie ein Schauspieler griff er sich ans Herz und verzog traurig das Gesicht.
Juli musste lachen, sie konnte gar nicht anders.
„Wisst ihr, wie ihr beide für mich ausseht?“, schob sie zwischen zwei Lachanfällen hervor.
„Nöö", meinte Vincent salopp.
„Wie Geschwister.“
„Komisch, dass du das sagst. So etwas Ähnliches habe ich eben auch gedacht", gab Vincent zu.
„Hui, toll! Ich wollte schon immer einen großen Bruder haben", erklärte Tobias.
Es hatte scherzhaft klingen sollen, doch Vincent hörte die Ernsthaftigkeit in seinen Worten heraus. Freundschaftlich schlug er ihm auf die Schulter.
„Na so was. Jetzt hast du einen", meinte er. „Und jetzt machen wir uns mit den anderen einen Plan, wie wir diesen Irren am besten schnappen.“
„Danke, Mann", erwiderte Tobias.
Vincent nickte ihm kaum merklich zu, doch der Ausdruck seiner Augen verriet Tobias alles, was er wissen musste. Vincents Worte waren sehr ernst gemeint gewesen.
„Was hat Theodor gesagt?“, wandte sich Vincent dann an Juli.
Irgendwie war ihm die Ernsthaftigkeit an der Beziehung zu Tobias unangenehm. Ablenkung war jetzt besser.
„Anna kann rüber fahren. Er freut sich, dass er helfen kann. Und er kann es kaum erwarten, Vince und Jules kennenzulernen“, sagte sie.
„Fein. Dann los“, forderte
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