König der Vampire - Nikolay, S: König der Vampire
sich wandelte, würde das der Horror schlechthin. Nathan hatte es erst einmal gesehen. Und der junge Mann war damals über Stunden hinweg am Schreien gewesen.
Die Verwandlung von Menschen in einen Vampir war eigentlich verboten, doch Eli hatte es sicher nicht besser gewusst. Das Verbot galt nicht nur wegen der qualvollen Schmerzen, die der Mensch durchleben musste, sondern auch wegen der Ethik. Normalerweise war man Vampir von Geburt an, ein gewandelter Mensch wäre wie die Halbvampire, ein Wesen unterster Klasse.
„Und Etienne dachte wirklich, er würde dort sterben?“, fragte Anna verblüfft.
„Ja. Er hat seine Vision so gedeutet. Überall das Blut und er ist tatsächlich umgekippt und war kurze Zeit bewusstlos“, meinte Dorian.
„Ich wusste gar nicht, dass er so eine Vision hatte“, sagte Nathan.
„Wie auch. Du warst ja nicht hier und hast das Gespenst gesehen!“
„Auch wieder wahr“, musste Nathan zugeben.
„Seid ihr beide denn jetzt ein offizielles Paar?“, fragte Cosimo an Nathan und Anna gewandt.
Nathan sah Anna an, die anscheinend keine Antwort geben wollte. Ihre Lippen waren fest aufeinander gepresst.
„Das kann ich dir nicht beantworten!“, gab Nathan zu.
Sechstes Kapitel
Adriana wanderte ziellos umher. Seth hatte sich nicht mehr gemeldet. Sie hoffte sehr, er würde sich an ihren Plan halten. Sie wollte ihn auch aus einem anderen Grund wiedersehen. An dem Bach, als sie ihn so glänzend gesehen hatte, war in ihr ein Gefühl erwacht, dass sie schon für tot erklärt hatte. Adriana hatte ihr Herz wieder entdeckt. Das war schon eine Leistung! Jetzt war sie siebenhundertundvierzehn Jahre alt. Angefangen, ihren Vater zu hassen hatte sie mit … hm, dreihundert? Und zur gleichen Zeit war ihr Inneres erstarrt. Seth hatte sie wieder aufgeweckt. Nur wusste sie nicht, ob sie nun darüber froh sein sollte, oder nicht.
Sie streifte weiter durch den Wald, genoss die Gerüche, das Zwitschern der Vögel, das Rascheln der laubbesetzten Baumkronen. Die Natur barg so viele Schätze, selbst die Elfen hatten noch nicht alle entdeckt. Heilkunde war ihr größtes Interessenfeld, Forschung das Zweite. Viele der Elfen lebten unter den Menschen, arbeiteten in Laboren oder wissenschaftlichen Einrichtungen. Leider nie für lange, denn auch sie waren gezwungen, häufig den Ort zu wechseln. Das war der Nachteil, wenn man so langsam alterte und über Jahrhunderte hinweg sehr jugendlich aussah.
„Hallo Adriana.“
Sie fuhr herum. Jetzt hatte sich Sethorian an sie herangeschlichen.
„Seth!“, sagte sie entrüstet.
„Was? Du schleichst dich auch immer lautlos an!“, sagte er unschuldig.
„Bist du gekommen, um den Plan auszuführen?“
„Ja. Die Söldner musste ich übrigens nicht umstimmen. Ich habe Pyron aufgespürt, er führt die Söldner an, wie du weißt. König Vincent hat sie überzeugt, deinen Vater zu hintergehen. Mit einer beachtlichen Summe“, erklärte er zwinkernd.
„Das ist gut. Diesen Schachzug vom König der Vampire habe ich nicht erwartet, sehr klug von ihm. Das Einzige, was die Söldner interessiert, ist Geld. Die Loyalität gehört dem, der mehr bietet“, sinnierte sie.
„Und, wo steckt Leonidas?“, fragte Seth.
„Wenn ich das nur wüsste. Seit gestern habe ich ihn nicht mehr gesehen. Seinen Trampelpfad hat er verlassen“
„Ich werde ihn schon finden, Adriana. Alles wird gut werden. Ich habe dir Unterstützung zugesagt und die bekommst du auch“, erklärte er.
„Danke. Du bist wahrlich der beste Elf des Volkes“, sagte sie leise.
„Ach ja?“, Seth sah sie fragend an, ein Funkeln schlich sich in seine schönen Augen.
Langsam schritt er auf sie zu, sein muskulöser Körper stellte ihre zierliche Figur in den Schatten. Die Sonnenstrahlen wurden gänzlich von ihm verdeckt und Adriana kam sich auf einmal sehr klein vor.
Dann stand er nah vor ihr. Sie konnte die Wärme seines Körpers spüren, kaum eine Handbreite würde zwischen ihre Leiber passen.
„Sag das noch mal“, forderte er.
Adriana schluckte, kein Wort kam über ihre Lippen.
Seth sah sie an, ihre Haltung war schüchtern, doch ihre Augen versprühten Feuer. Der Mund war leicht geöffnet, als wollte sie etwas sagen, doch kein Laut entkam ihr.
Langsam näherte er sich ihr, blickte weiter in ihre Augen. Beugte seinen Kopf, und streifte dann ihre Lippen mit seinen.
Ebenso langsam zog er sich wieder zurück. Adriana sah ihn staunend an. „Was denn? Wundert es dich, dass du mir gefällst?“,
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