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König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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und wünscht uns noch ›Bon voyage‹.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, seufzte ich resignierend, aber keineswegs beruhigt.
    Ich musste ihm wohl oder übel vertrauen. Er war der Bulle und hatte wesentlich mehr zu verlieren als Lulatsch und ich. Seine Karriere stand auf dem Spiel, also musste er sich seiner Sache wohl sehr sicher sein. Andererseits schloss ich die Möglichkeit nicht aus, dass er sich wichtige Funktionen seines Hirnes im Laufe der Jahre weggekifft hatte und ein kompletter Vollidiot war.
    Fünf Minuten später fuhren wir auf die deutsche Zollstation zu. Ich hielt vorsichtshalber schon mal unsere Pässe bereit. Die Zollstation war dunkel und Andi vor uns passierte das Schalterhäuschen ohne Stopp. Weit und breit keine einzige Uniform zu sehen. Wir fuhren ungehindert weiter. Jetzt noch die Franzosen. Kein Franzose zu sehen. Wir hatten es geschafft. Mir fiel ein 87 Gramm schwerer Stein vom Herzen. Bis zur nächsten Grenze jedenfalls.
    Wir hielten gleich hinter der Grenze auf einem Parkplatz. Schlucki stieg aus, knallte seine Tür zu und schrie Beckmann an.
    »Ich hab dir hundertmal gesagt, dass du dich darum kümmern sollst! Aber nein, der Herr hat Besseres zu tun!«
    »Wer wohnt denn direkt neben 'ner Bank? Du oder ich?«, schrie Beckmann zurück.
    »Trotzdem solltest du das erledigen! Ich kann mich doch nicht um jeden Scheiß kümmern! Du hast gesagt, du machst das! Ich mach das schon, hast du gesagt!«
    »Das hab ich nie gesagt! Ich hab gesagt, ich könnte es machen. Könnte!«
    »Quatsch, könnte! Du bist so ein Vollidiot!«
    »Hey, was ist denn mit euch los?«, fuhr ich dazwischen. »Jetzt schon Lagerkoller?«
    »Dieser Idiot hat vergessen Francs zu besorgen!«
    »Ich hab es nicht vergessen, verdammt noch mal! Ich dachte, Schlucki macht das. Schließlich wohnt er neben 'ner Bank!«
    »Ist ja gut, Jungs! Regt euch ab. Irgendwie kriegen wir das schon hin.«
    »Du hast gut reden. Wie viele Francs habt ihr denn dabei?«
    »Gerade genug für die Maut und eine Tankfüllung.«
    »Scheiße.«
    »Fragt doch mal Andi«, schlug ich vor.
    »Hey, Andi!«
    Andi stand am Rand des Parkplatzes und pinkelte an einen Baum.
    »Was is los? Warum brüllt ihr denn so rum?«
    »Wie viele Francs habt ihr dabei?«
    »Genug.«
    »Wie viel ist genug?«
    »Genug für uns.«
    »Verdammt! Und was jetzt?«
    »Da drüben is 'ne Wechselstube«, sagte Hagen.
    »Das hab ich auch schon gesehen, du Schlauberger. Aber die ist geschlossen und macht bestimmt erst morgen früh wieder auf. Sollen wir so lange hier warten, oder was?«
    »Entweder warten oder wir benutzen den EC-Automaten, der dort hängt. Hat einer von euch 'ne Karte?«
    »Das ist die Rettung! Der Automat! Beckmann?«
    Beckmann saß bei aufgedrehter Musik im Auto und spielte mit dem Lenkrad.
    »BECKMANN!!!«
    »Was is?«
    »Hast du deine EC-Karte greifbar?«
    »Logisch. Warum?«
    »Geh rüber an den Automat und hol Francs.«
    »Warum ich?«
    »Weil du es schließlich vergessen hast, Dumpfbacke!«
    »Hab ich nicht! Ich ...«
    »Tu uns den Gefallen und hol einfach das verdammte Geld, bitte«, unterbrach ich ihn, bevor der Streit wieder losging. Murrend zog er davon.
    Mein Magen zeigte mir an, dass er feste Nahrung benötigte. Ich ging zum Traumschiff und holte mir ein belegtes Brötchen. Hagen fummelte unter dem Radkasten herum und brachte das Piece zum Vorschein.
    »Und die Spanier?«, fragte ich vorsichtig.
    »An der spanischen Grenze ist morgen die Hölle los. Da wird nur durchgewunken. Den Spaniern ist es eh egal. Die kiffen alle selbst. Brauchst dir jetzt echt keinen Kopp mehr zu machen. Is doch cool gelaufen, oder?«
    „Ja, logisch. Sorry, wenn ich genervt habe.«
    »Schon okay. Jetzt probieren wir das Zeug erst mal aus. Trommel die Meute mal zusammen.«
    Die Jungs waren alle hellauf begeistert, als Hagen seinen Schatz präsentierte. Ein Five-Paper-Joint zum Einstand tat sein Übriges. Nach Meinung der Experten – Hagen, Beckmann, Albert – war das Zeug erstklassig. Es muss wohl tatsächlich gut gewesen sein, denn ich wurde kein bisschen müde davon, sondern aufgekratzt. Vielleicht würde ich mich ja noch an das Zeug gewöhnen. Ausreichend Vorrat war jedenfalls vorhanden. Wie lange die 87 Gramm wohl reichen würden?
    WIR SETZTEN die Fahrt fort und die nächsten drei Stunden ging es ohne Unterbrechung voran.
    Es war kurz hinter der zweiten Mautstelle. Schluckis Panda vor uns fing plötzlich an in wildem Zickzack über die gesamte Breite der Autobahn zu

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