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König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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schlingern.
    »Verdammte Scheiße! Was macht der denn da?«, rief ich erschrocken.
    Der Panda bewegte sich stellenweise auf zwei Rädern und drohte umzukippen.
    »Wer fährt die Kiste?«, fragte Hagen trocken.
    »Keine Ahnung! Albert, glaub ich.«
    »Aha.«
    »Hey, die kippen gleich um!«, rief Lulatsch.
    »Aha? Was meinst du mit ›Aha‹? Der Kerl schien völlig nüchtern. Was macht denn Beckmann da jetzt? Sind die denn völlig durchgeknallt?«
    Beckmann hatte beide Hände am Steuer und versuchte sich zwischen Albert und das Lenkrad zu zwängen. Wir konnten ihn bis ins Traumschiff fluchen hören. Der Wagen schlingerte nach rechts, hob noch einmal kurz ab und blieb dann quietschend auf dem Seitenstreifen stehen.
    Wir hielten hinter ihnen und sprangen aus dem Auto. Ich öffnete die Fahrertür des Panda und Beckmann und Albert purzelten als Knäuel heraus. Beckmann rappelte sich auf, packte Albert am Kragen, zog ihn hoch und fing an ihn kräftig zu schütteln.
    »Du verdammter Vollidiot! Wir hätten draufgehen können, du Arschloch! Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?«
    »Ich hab uns das Leben gerettet.«
    Albert stand nur da und grinste zufrieden in sich hinein.
    »Umgebracht hast du uns fast! Leben gerettet! Pah! Du tickst doch nicht ganz richtig!«
    »Ich bin den Steinen ausgewichen. Sonst wären wir jetzt Matsch.«
    »Den Steinen ausgewichen?« Beckmann schüttelte ihn wieder. »Welchen Steinen?«
    »Den Steinen auf der Straße. Riesige Steine. Felsbrocken. Hast du sie nicht gesehen? Sie lagen überall auf der Straße rum. Wahrscheinlich ein Erdrutsch. Ich bin ihnen ausgewichen und habe uns allen das Leben gerettet.«
    »Da waren nirgendwo Steine, du gottverdammter Schwachkopf!«, brüllte Beckmann und schüttelte ihn noch heftiger. »Da war kein einziger verfluchter Stein auf der Straße! Nicht ein Kiesel, hörst du? Wie kann ein einzelner Mensch nur so bescheuert sein! Oh, ich könnte dich ...«
    »Lass gut sein, Beckmann«, sagte Hagen. »Es hat keinen Sinn. Wenn er sagt, er hätte Steine gesehen, dann hat er auch Steine gesehen. Du kannst ihn jetzt nicht vom Gegenteil überzeugen. Außerdem ist es ihm eh egal.«
    »Schwachsinn! Red keinen Müll! Warum sollte dieser Schwachkopf Steine sehen, die gar nicht da sind? Oder hat sonst noch jemand hier Steine gesehen?«
    »Er hat vor der Abfahrt 'nen Trip geworfen. Hab's zufällig mitgekriegt.«
    »Er hat was geworfen?«
    »LSD, Mann.«
    Genau. Darum war mir Alberts Grinsen die ganze Zeit so vertraut vorgekommen. Mr. Sinatra sang ein Lied nur für ihn. Ich konnte nicht anders. Ich musste lachen.
    »Was lachst du denn jetzt so blöd? Das ist nicht lustig, verdammt!«, schrie Beckmann. »Und du!« Er packte Hagen am Kragen. »Du weißt, dass der Kerl auf Drogen ist, und sagst uns nichts?«
    »Ich dachte, ihr wisst Bescheid. Is doch schließlich dein Kumpel, oder? Hätte nicht gedacht, dass er so abgeht. Alles halb so wild. Is ja schließlich nichts pass ...«
    »Was'n los?« Die Stimme kam aus dem Panda. »Sind wir schon da? Das ging aber schnell.«
    Schlucki lag auf der Rückbank und war gerade aufgewacht. Schlucki ist ein Phänomen, wenn es ums Schlafen geht. Er kann immer und überall schlafen. Er hatte es sogar fertig gebracht, bei einem Ärztekonzert direkt vor der Bassbox liegend einzuschlafen. Die Beifahrertür des Panda öffnete sich und Schlucki stolperte, sich die Augen reibend, heraus.
    »Verdammt dunkel hier«, brummelte er. »Wo geht's zum Strand?«
    Selbst Beckmann, eben noch stinksauer und Hagen schüttelnd, konnte nicht anders als lachend zusammenzubrechen.
    »Was denn?«, fragte Schlucki. »Warum lacht ihr so? Hab ich was verpasst?«
    Es dauerte fünf Minuten, bis der Erste von uns wieder Luft bekam und Schlucki von den Steinen erzählen konnte. Die Stimmung war gerettet. Nachdem Beckmann darauf bestanden hatte, dass Schlucki den Rest der Strecke fährt, ging es weiter.
    Langsam machte sich die Anstrengung einer solch langen Fahrt doch bei jedem bemerkbar. Die Jungs wurden merklich ruhiger. Die Pinkelpausen wurden kürzer und selbst den Hartgesottensten wollte das Bier nicht mehr so richtig schmecken. Alle wollten nur noch so schnell wie möglich ohne unnötige Verzögerungen endlich ans Ziel kommen und so verlief der Rest der Fahrt ohne nennenswerte Zwischenfälle. Albert hörte irgendwo zwischen Nîmes und Narbonne auf zu grinsen, die spanischen Zöllner winkten uns und 100 andere vor uns langsam durch und Hagen hörte sich anstandslos alle

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