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König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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scheint die Sauferei null auszumachen. Zum Glück muss ich nicht fahren.«
    Er zwinkerte mir zu. Beckmann hatte ein halbes Jahr zuvor seinen Führerschein verloren. Zum zweiten Mal. Auf dem Heimweg vom Jenseits. Er hatte versucht sich während der Fahrt eine zu drehen und war von der Straße abgekommen. Dreifacher Überschlag eine Böschung hinunter. Als die Polizei kam, saß Beckmann mit blutverschmiertem Gesicht im Schneidersitz auf seinem umgekippten Opel und trank aus einer zerbeulten Dose Bier. 2,1 Promille. Gut möglich, dass er nie wieder fahren musste.
    »Und bei euch? Alles klar auf dem Traumschiff?«
    »Sehr gemütlich. Bis auf die Musik.«
    »Hagen?«
    »Er scheint sich einzubilden, auf direktem Weg nach Woodstock zu sein. Ich werde das Gefühl nicht los, dass meine Haare in diesem Auto wesentlich schneller wachsen als sonst.«
    »Hast du keine Tapes dabei? Ich meine, bevor dein T-Shirt anfängt sich von selbst zu batiken ...«
    »Oh, gut, dass du mich dran erinnerst! Das wollte ich schon beim letzten Halt machen.«
    Ich holte meinen Rucksack aus dem Kofferraum, schnappte mir so viele Kassetten, wie ich mit einer Hand fassen konnte, und stopfte sie in Hagens Handschuhfach. Nie wieder Pink Floyd.
    Ich ging zurück zu den Jungs, um sie zum Weiterfahren zu animieren. Ein neues Bier, ein neuer Joint. So langsam hatte ich die Schnauze voll.
    »Hey, Leute! Ich wollte Weihnachten wieder zu Hause sein. Lasst uns endlich weiterfahren.«
    »Mach dich locker, David!«, rief Schlucki.
    »Genau!«, stimmte Albert mit ein. »Setz dich hin und trink erst mal einen mit uns. Immer locker bleiben.«
    Also machte ich mich die nächste halbe Stunde locker. Was blieb mir anderes übrig? Gegen diese Jungs kam ich nicht an. Sie waren einfach zu locker.
    WIR FUHREN weiter und näherten uns langsam der französischen Grenze. Zeit, nervös zu werden. Ich hatte versucht nicht an unser kleines Geheimnis unter dem Radkasten zu denken. Da war nichts unter dem Radkasten. Dieses Auto hatte gar keinen Radkasten. Und wir waren auch nicht drei seltsam aussehende Gestalten in einem alten Benz, den an Stelle des Mercedes-Sterns ein verbogener Kleiderbügel in Form eines Peace-Zeichens schmückte. Noch zwei Kilometer bis zur schwer bewachten, mit Selbstschussanlagen ausgestatteten französischen Grenze.
    We're doomed!
    »Was meinst du?«, fragte ich Hagen. »Sollen wir als Erste oder als Letzte über die Grenze fahren?«
    »Warum?«
    »Warum? Wegen dem Zeug natürlich, Mann!«
    »Was'n für Zeug?«, wollte Lulatsch wissen.
    »Unser Kommissar hier hat 'ne Familienpackung Shit vorne unterm Radkasten versteckt.«
    »Echt? Coole Sache.«
    „Ja, toll! Coole Sache! Solange sie uns nicht filzen, ist das 'ne ganz coole Sache. Also, was jetzt, Hagen? Als Erste oder als Letzte? Oder in der Mitte? Du kennst dich doch aus mit dem Verein. Wen winken sie eher raus?«
    »Egal.«
    »Wie, egal?«
    »Na, egal eben. Steckst nicht drin, wer durchsucht wird. Völlig wahllos, die Jungs. Dienstanweisung, weißte? Kann jeden erwischen. Aber unsere Chancen stehen gut.«
    „Ja. Gut, um erwischt zu werden. Guck uns doch mal an. Wenn ich bei der Truppe wäre, müsste ich nicht zweimal überlegen, ob ich diese Kiste hier rauswinke oder nicht. Komm, fahr ran und schmeiß das Zeug raus.«
    »Mann, Alter, nur die Ruhe! Ich mach das nicht zum ersten Mal. Die Grenzen sind offen, falls du's noch nicht weißt. Kein Schwein wird da sein. Außerdem sind die nicht hinter irgendwelchen Jungs her, die zwei Gramm mit in Urlaub nehmen.«
    »Zwei Gramm? Was heißt denn hier zwei Gramm, bitte schön? Das sind mal mindestens 8o Gramm, die da vorne unterm Radkasten ticken, oder sehe ich das falsch?«
    »87, um genau zu sein.«
    »Echt? Coole Sache!«
    »Lulatsch?«
    »Ja?«
    »Halt 's Maul. Also, was machen wir jetzt, Hagen? Was machen wir mit unseren 87, ich wiederhole: sie-ben-und-acht-zig Gramm illegaler Drogen?«
    »Sie bleiben, wo sie sind, was sonst?«
    »Aber ...«
    »Nichts aber. Jetzt hör mir mal zu und komm wieder runter. Die Sache ist doch die: Wir haben zwar 87 Gramm Shit unter der Haube, aber wir sehen nicht nach 87 Gramm aus. Wir sehen aus wie zwei, allerhöchstens fünf Gramm. Und selbst wenn jetzt einer von diesen Zoll-Heinis da steht, dann ist er müde und genervt und hat auf gar keinen Fall Bock drauf, sich wegen drei abgefuckter Typen, die im Urlaub ein paar Tüten rauchen wollen, 'nen Haufen Arbeit aufzuhalsen. Wahrscheinlich würd er selbst gern einen durchziehen

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