König für einen Sommer: Roman (German Edition)
ganzen Kram auf ca. 10 qm ausgebreitet und lagen oder saßen drum herum. Den Mittelpunkt dieses Beduinenlagers bildeten Hagens Feldbett und eine Zeltplane, die als Windschutz direkt daneben gespannt war. Beckmann hatte uns als Erster entdeckt und rannte auf uns zu.
»Halt! Stop!«, brüllte er. »Keine Bewegung! Ich muss erst überprüfen, ob ihr nicht irgendwelche Spanier dabeihabt. Verdammte Spaniokels!«
Er stürzte sich auf Andi und warf ihn zu Boden.
»Bist du ein Spaniokel? Hä? Sag schon! Bist du einer von denen? Du hast meinen Tabak geklaut, stimmt's? Fünf Päckchen Schwarzer Krauser. Los, rück ihn wieder raus!«
»Jetzt sind sie völlig durchgeknallt«, lachte Hans.
»Wahrscheinlich die viele frische Seeluft. Hey, Beckmann! Lass ihn los! Er ist kein Spaniokel.«
Er ließ von Andi ab.
»Was ist denn passiert?«
»Diese Drecksäcke haben Schluckis Auto geknackt und alles gezockt, was drin war. Fünf Päckchen Krauser, verflucht. Und Schluckis Kohle und Papiere und Klamotten, alles.«
»Ach du Scheiße!«
»Wir haben sie gerade noch von weitem wegrennen sehen. Drei Spaniokels, eindeutig.«
»Wart ihr bei den Bullen?«
„Ja, genau. Hallo, liebe Spaniokel-Polizei. Wir lagern hier illegal und möchten gerne drei von euren verlausten Landsleuten anzeigen. Nee, natürlich nicht, Mann.«
»Und was ist jetzt mit Schlucki?«
»Na, guck ihn dir doch an.«
Schlucki lag inmitten des Lagers und pennte. Sein linker Arm lag über seinem Gesicht und der rechte hielt ausgestreckt eine Bierdose in der Hand. Er trug nur eine Badehose, deren Schritt völlig zerrissen war. Rudi saß neben ihm und blätterte in einer »Praline«.
»Hey, Jungs! Guckt euch mal die Titten hier an! Geil, oder?« »Was? Titten? Wo?« Beckmann riss ihm die Zeitschrift aus der Hand.
»Ey, das is meine! Her damit!«
Rudi sprang auf und trat mit seinem linken Fuß direkt dorthin, wo Schluckis Badehose zerrissen war. Schlucki schrie auf und griff sich mit beiden Händen in den Schritt. Leider hatte er vergessen, die Bierdose loszulassen. Ein dunkler Fleck breitete sich auf seiner Hose aus.
»Au! Verfluchte Scheiße! Ihr Vollidioten! Wer war das, verdammt? Is ja alles nass hier! Sauerei! Wer war das, verdammt noch mal?«
»Beckmann«, sagte Rudi grinsend.
Schlucki rappelte sich auf und humpelte auf Beckmann zu. »Jetzt bist du dran, Beckmann. Keine Gnade.«
Schlucki war einen Kopf kleiner als Beckmann und nur halb so breit. Beckmann zog sein T-Shirt aus und postierte sich lachend vor ihn, die Hände auf die Knie gestützt und den Oberkörper hin und her wiegend wie ein Catcher.
»Och, hat der Kleine sich nass gemacht? Und jetzt will er wissen, wie Sand schmeckt? Na los, komm schon, ich warte!«
Schlucki nahm ebenfalls die Catcher-Stellung ein und umkreiste Beckmann lauernd.
»Na, was ist? Hast wohl die Hosen voll?«
Schlucki stürzte sich tief gebückt auf ihn und versuchte seine Beine zu packen. Beckmann beugte sich über ihn, packte ihn an den Knöcheln, zog ihn kopfüber in die Höhe und kickte ihm mit den Füßen Sand ins Gesicht.
»Lecker Sandkuchen für den Herrn. Na, schmeckt's?« »Okay, okay, du hast gewonnen! Ich gebe auf! Lass mich runter!«
Beckmann ließ ihn fallen, stellte einen Fuß auf seinen Bauch und riss die Arme in die Höhe.
»Der Sieger und somit weiterhin ungeschlagene Champion Beckmaaaaan!«
Schlucki lag auf dem Boden und pulte sich spuckend Sandkörner aus der Nase.
»Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Wo ist der nächste Herausforderer? Ost-Ei!«
Johnny stand neben uns. Er hatte ungefähr Schluckis Statur, nur noch etwas schmaler.
»Ost-Ei! Ost-Ei! Ost-Ei!«, riefen alle im Chor.
»Na gut!«, sagte er und zog sein T-Shirt aus. »Du hast es nicht anders gewollt.«
»Meine Damen und Herren!«, rief Hagen und trommelte mit einem Schraubenzieher gegen eine leere Bierdose. »Wir haben einen Herausforderer. Ein Meister der ostmecklenburgischen Kampfschule VEB. Applaus für Johnny »Das Kampfei« Solidaritätszuschlag! Ring frei zur ersten Runde!«
Eine zweite gab es nicht. Johnny versuchte Beckmann am Hals zu packen, Beckmann duckte sich, nahm Johnny auf die Schultern, stemmte ihn über den Kopf und warf ihn ins Meer. Keine weiteren Herausforderer. Ich setzte mich auf Hagens Feldbett und trank ein Bier.
»Wollt ihr eigentlich die ganze Zeit hier bleiben?«, fragte ich in die Runde.
»Nö, morgen ziehen wir weiter«, sagte Albert.
»Heute Abend geht's erst mal in die Campingplatz-Disse. Morgen
Weitere Kostenlose Bücher