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König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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links und rechts auf die Wangen.
    »Adios, David.«
    »Adios, Laura.«
    Ich glaube nicht, dass ich sie enttäuscht habe. Sie wollte nicht von mir geküsst werden. Ich hatte alles richtig gemacht.
    Ich betrat unser Apartment so leise wie möglich, da ich nicht wusste, ob Andi und Maria vielleicht dort zugange waren, aber das Bett war leer. Hans lag auf der Couch und schlief. Ich überlegte kurz, ob ich ihn wecken sollte, um Neuigkeiten auszutauschen, tat es aber nicht. Ich setzte mich mit dem Rücken zur Wand auf mein Bett und begann den Brief an Kelly zu schreiben. Er wurde fünf Seiten lang und ich warf ihn weg, weil er mir zu traurig schien. Kelly sollte nicht wissen, dass ich traurig war. Nicht im Urlaub. Obwohl das Ganze ja eigentlich nichts mit mir zu tun hatte. Manchmal spinne ich wirklich ein bisschen. Ich ließ die Traurigkeit weg und es blieb nur eine Seite übrig. Zu kurz für einen Brief. Dann eben nicht. Ich hatte gerade das Licht ausgemacht, als ich Andi hereinschleichen hörte. Ich knipste das Licht wieder an.
    »Du bist noch wach?«
    Er sah glücklich aus. Er lächelte und strahlte vor Glück. Sie hatte es ihm nicht gesagt. Das würde ich wohl tun müssen. Verdammt.
    »Hey, Andi. Hab gerade erst das Licht ausgemacht. Wie geht's dir?«
    »Bestens.«
    »Wo wart ihr? Nebenan?«
    »Am Strand. Ein Stück weiter hoch.«
    »Und?«
    »Nichts und. Wir haben uns geküsst.«
    »Die ganze Nacht?«
    »Jep. Es war phantastisch. Weißt du, wie lange ich auf so was gewartet habe? Jahre.«
    Verdammt, wie sollte ich es ihm nur beibringen? Ich war nie gut im Überbringen schlechter Nachrichten und diese Nachricht war eine Katastrophe. Was sollte ich bloß sagen? Ach, übrigens, vergiss das mit dem Küssen lieber gleich wieder. Wenn du morgen aufstehst, wird sie nicht mehr da sein. Ihr werdet euch nie wieder sehen. Dumm gelaufen. Kopf hoch. Wird schon wieder. Andi setzte sich neben mich und klopfte mir auf den linken Oberschenkel.
    »Und Laura? Was lief bei euch noch?«
    »Nichts. Wir saßen noch ein bisschen am Strand und das war's.«
    »Zu blöd, dass die beiden schon so früh abhauen morgen. Hast du dich schon von Laura verabschiedet?«
    »Äh ... ja ... Du weißt das?«
    »Was weiß ich?«
    »Dass sie morgen heimfahren?«
    »Logisch.«
    »Seit wann?«
    »Seit dem Schwimmen. Maria hat es mir gesagt, bevor sie mich geküsst hat. Sehr fair, oder?«
    »Und du hast kein Problem damit? Ich fass es nicht. Ich dachte, du brichst zusammen, wenn du es erfährst.«
    »Das war der alte Andi.«
    »Der alte Andi?«
    „Ja. Der alte Andi würde jetzt heulen und jammern und sich fürchterlich betrinken.«
    »Und der neue Andi? Es gibt doch einen neuen Andi, oder?«
    »Der neue, verbesserte Andi ist einfach oberglücklich die Nacht mit einer Traumfrau verbracht zu haben. Maria zu küssen war vielleicht das Schönste, was ich jemals erlebt habe. Und ich habe es wirklich erlebt. Das war kein Traum. Das war sehr, sehr echt. Und ich werde mich immer daran erinnern. Also, was bringt es denn, wenn ich mich jetzt hinsetze und rumflenne? Null. Es würde aus einer wundervollen Nacht nur lange, qualvolle Monate machen. Nee, nee. Es war gut, es war phantastisch, es ist vorbei. Wir haben noch nicht mal Adressen ausgetauscht.«
    »Ich bin sprachlos.«
    »Gewöhn dich dran.«
    »Und du bist dir sicher, dass ich morgen auch neben dem neuen, verbesserten Andi aufwachen werde?«
    »Jep.«
    »Na dann schlaf mal gut, neuer, verbesserter Andi. Der alte David ist jetzt nämlich saumüde.«
    Ich knipste das Licht aus. Neu und verbessert. Ich war nicht sicher, ob mir das gefiel. Immerhin hatte ich den alten Andi sehr gerne gemocht. Eine neue, verbesserte Version des David Sonnenschein würde es jedenfalls so bald nicht geben. Ich war mit der alten noch ganz zufrieden.
    ZWEI TAGE später quetschten wir uns in Hans' Honda, um die Jungs zu besuchen. Hans hatte immer wieder gesagt, wir würden es nicht glauben, wenn wir es sehen. Mehr wollte er nicht verraten. Wir fuhren ungefähr eine halbe Stunde, bis wir an einem Campingplatz ankamen. Hans fuhr daran vorbei und parkte das Auto zweihundert Meter weiter.
    »Sieht doch ganz nett aus«, sagte Andi.
    »Wart's ab. Hier geht's lang.«
    Wir kletterten über eine Düne. Vor uns lag ein breiter wilder Strand. Das Meer war etwa hundert Meter weiter vor uns, und kurz bevor es anfing, türmte sich mitten im Sand ein riesiger Müllhaufen. Halt. Das war gar kein Müll. Das waren die Jungs. Unfassbar. Sie hatten ihren

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