Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
Vom Netzwerk:
mir!«
    Guten Abend, Mr. Sinatra. Albert war im Reich des Coolen. Ich beneidete ihn ein wenig darum.
    »Nee, lass mal. Mir wird nur schlecht bei diesem Licht.«
    »Dir wird schlecht? Das is ja cool!«
    »Bis später, Albert.«
    Der große Raum hatte sich mittlerweile gefüllt. Die Sitzgelegenheiten waren alle vergeben. Ich holte mir einen Wodka-O und stellte mich an den Rand der Tanzfläche, auf der sich noch nicht allzu viel tat. Gerade mal vier Mädels und zwei Jungs zogen dort ihre Kreise, tanzen konnten sie alle nicht. Ich kann vielleicht auch nicht tanzen, aber das zeige ich dann wenigstens nicht in aller Öffentlichkeit. Einer der Jungs war total neben dem Rhythmus. Er hatte beide Arme gerade an den Körper gepresst und hüpfte, den Kopf im Nacken und den Mund weit aufgerissen, auf und ab, als würde der Schlüssel für seine Zwangsjacke über ihm an einem Faden baumeln. Die Lieder wechselten, er machte immer so weiter. Was denkt so jemand in diesem Augenblick? Ich bin der Einzige, der hier tanzen kann. Seht her, so geht das. Diesen Stil habe ich selbst entwickelt. Ich bin der beste Tänzer aller Zeiten. Warum lachen die Mädels da so? Die haben ja keine Ahnung. Dieser Kerl war wirklich zu köstlich. Meine Laune stieg mit jedem seiner Hüpfer. Drei Schritte neben mir stand ein Mädel und amüsierte sich ebenfalls über ihn. Sie lächelte mich an. Ca. 1,80 m groß, schlank, rote Haare, Pagenschnitt, eigentlich genau mein Typ. Aber nicht am letzten Abend eines Urlaubs. Sie kam auf mich zu.
    »Salut! On se connaît de Strasbourg, n'est-ce pas?«
    Oje, Französisch. Ich kann doch kein Französisch. Ich hatte immer eine Fünf in Französisch. Musste es ausgerechnet eine Französin sein? Ich legte meine Hand an mein Ohr und tat so, als wäre es zu laut gewesen, um sie zu verstehen. Vielleicht würde ich ja irgendeines der Worte doch erkennen.
    »Strasbourg. Le festival. Tu te souviens?«
    Irgendwas mit Straßburg. Ein Festival in Straßburg? Aber ich war noch nie in Straßburg. Vielleicht wollte sie mich nach Straßburg einladen? Nein, das wäre zu schnell.
    »I'm sorry«, sagte ich. »Je ne parle français. Do you speak English?«
    »No. Sorry.« Zu dumm aber auch.
    Sie versuchte es noch mal und zeigte dabei abwechselnd mit ihrer Hand auf sich und mich.
    »On s'est déjà vu à Strasbourg? L'été dernier?«
    Déjà vu. Das kannte ich. Schon mal gesehen. Déjà vu à Strasbourg. Ob wir uns schon mal in Straßburg gesehen hatten? Das konnte ja gar nicht sein. Ich sah sie heute zum ersten Mal, so viel stand fest. Es hatte keinen Sinn, ich verstand einfach nicht, was sie mir zu sagen versuchte. Bedauernd zuckte ich mit den Achseln.
    »Bon, dommage«, sagte sie noch und verschwand in Richtung Theke.
    Ich Vollidiot. Vielleicht wollte sie mich ja einfach nur ansprechen. Vielleicht läuft das so bei den Franzosen. Kennen wir uns nicht aus Straßburg? Nein? Na ja, egal. Dann lernen wir uns eben jetzt kennen. Oder sie hatte mich tatsächlich mit jemandem verwechselt. Aber dann hätte sie ja gleich merken müssen, dass ich nicht derjenige war, weil ich kein Französisch konnte. Bestimmt war sie jetzt zutiefst beleidigt. Ihr Pech. Sie musste ja die ganze Zeit auf diesem Straßburg-Quatsch rumreiten. Ach, was soll's. Wir hätten uns eh nicht verstanden.
    Die Tanzfläche füllte sich langsam. Ich sah Beckmann, Ost-Ei, Hagen und Lulatsch im Gewühl herumspringen. Andi, Hans und Rudi gesellten sich zu mir und wir amüsierten uns köstlich, als Beckmann und Hagen den Zwangsjacken-Hüpfer nachmachten, direkt vor seiner Nase. Dann wechselte die Musik. Von Disse zu Oldie+s. »Rama-Lama-Ding-Dong«. Jetzt konnten selbst wir Tanzmuffel uns nicht mehr halten und stürmten zu den anderen. Wir sangen lauter als alle anderen. Wir tanzten härter als alle anderen. Die Tanzfläche gehörte uns. Die Oldies-Session dauerte eine halbe Stunde. Viel länger hätten wir auch nicht durchgehalten. Verschwitzt und ausgepowert räumten wir das Feld.
    »Hey, da is ja 'n Pool!«, rief Beckmann plötzlich. »Leute, mir nach!«
    Beckmann rannte über den schmalen Steg, der zum Pool führte, riss sich sein T-Shirt vom Körper und sprang mit Anlauf ins Wasser. Wir folgten ihm. Mit Schuhen und Hosen und Hemden und T-Shirts platschten acht Jungs unter lautem Geschrei in einen Pool, der nicht viel größer als vier Parkplätze war. Wasser spritzte und schwappte überall hin, wo es nicht hingehörte. Beckmann zog zwei Mädels vom Beckenrand ins Wasser. Sie

Weitere Kostenlose Bücher