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König Mythor

König Mythor

Titel: König Mythor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Laute zu machen?«
    Lamir zuckte zusammen und wurde kreidebleich. »Aber das… das hatte ich niemals vor! Bei Erain, eher würde ich…«
    »Das weißt du, und das weiß ich, Lamir von der Lerchenkehle! Aber wem von uns beiden wird Mythor eher glauben?«
    »Schlange!« zischte der Barde und ergab sich in sein Schicksal.
    Nach ihm betrat Buruna das Zelt der Kundigen Frau. Hintergründig lächelnd klopfte sie auf den Korb, in dem sich angeblich nur Früchte befanden.
    Das heimlich entwendete königliche Tafelsilber würde Murnja schon zur richtigen Einsicht bringen. Und einige Haare, die sie Viliala im Schlaf abgeschnitten hatte, und ein Stück Unterwäsche des Mädchens sollten genügen, um über es einen Zauber wirken zu lassen.
    Als die beiden das Zelt verließen, waren die Körbe leichter, und Lamir trug seinen Liebesknoten, ein über dem Ellenbogen gebundenes Tuch um den rechten Arm, der seiner Angebeteten kundtun sollte, wie es um ihn stand.
    Und er betete Viliala an. Ein seltsamer Glanz war in seine Augen getreten, und er hatte es sehr eilig, zurück zum Palast zu gelangen. Buruna war zufrieden. Wenn Murnja nicht gemogelt hatte, und das schloss sie aus, würde in diesen Stunden auch Viliala den Palast durchsuchen und sehnsüchtig auf die Rückkehr des einzigen Mannes warten, für den ihr junges Herz nun schlug.
    Nur flüchtig dachte die Liebessklavin daran, wie Mythor reagieren würde, sollte er ihr Spiel durchschauen. Aber er wollte diese Hochzeit ja nicht. Sie tat ihm nur einen Gefallen, und sicher würde er ihr bald seine Dankbarkeit zeigen. Buruna hatte Mühe, den Barden zurückzuhalten, um Wolvur noch einmal eindringlich vor der kommenden Nacht zu warnen. Allein durfte sie Lamir jetzt nicht zurückgehen lassen. Er würde auch ohne seine Laute Vilialas Vorzüge so laut preisen, dass selbst die Dämonenpflanzen aus ihrer Starre erwachen mochten.
    Auf der Suche nach Wolvur hielt sie plötzlich inne. Bevor sie mit Lamir Murnjas Zelt betreten hatte, hatte sie den Karawanenführer bei einer Gruppe von Frauen gesehen, auf die er beruhigend einredete. Wo die Frauen gestanden hatten, im Schatten zwischen zwei der bedeckten Wagen, die zu einer Wagenburg zusammengefahren waren, hockten nun einige Akinlayer und ein seltsames Pärchen, das Buruna während der Tage, die sie und Lamir mit den Flüchtlingen verbracht hatten, nie gesehen hatte. Die Art, wie sie miteinander tuschelten und sich scheu umsahen, weckte Burunas Aufmerksamkeit. Und als sie sah, dass sich auch noch einer von Hapsuschs Dienern bei ihnen befand, war ihre Neugierde nicht mehr zu zügeln.
    Langsam ging sie mit Lamir an der Gruppe vorbei. Augenblicklich verstummten die Akinlayer und der Fremde, der offensichtlich das große Wort schwang.
    »Sing!« flüsterte Buruna dem Barden zu. »Sing ein Lied für dein Herzchen, aber laut!«
    Er blickte sie an, als ob er fragen wolle: »Darf ich wirklich?« Dann hob er an, und über seine Lippen kam ein Lobgesang auf Viliala, wie sich keine Jungfrau einen schöneren wünschen konnte. Zumindest dachte Lamir dies.
    Buruna ertrug es mit Fassung und bemühte sich, die Blicke der aus den Zelten und unter den Planen aufgeschreckt hervorschauenden Akinlayer zu ignorieren. Erst als sie weit genug von den Heimlichtuern weg waren, griff die Liebessklavin Lamir in den Arm und flüsterte: »Jetzt gehst du allein weiter bis zur Stadtmauer. Du hörst erst auf zu singen, wenn du sie erreicht hast. Warte dort auf mich.« Sie nahm ihm den Turban aus der Hand und setzte ihn ihm auf. »Keinen Laut mehr, wenn du die Mauer erreicht hast, damit die Wachen am Tor dich nicht entdecken!«
    »Aber ich… Was hast du vor, Buruna? Wie kannst du von mir verlangen, meine Seele zu verschließen, nachdem du meine Leidenschaft entfacht hast?«
    »Deinen Mund sollst du verschließen, nicht deine Seele. Tu, was ich dir sage, oder willst du, dass ich zu Murnja gehe und ihr sage, dass sie den Zauber wieder aufheben soll?«
    »Das würdest du nicht tun!«
    »Oh doch!«
    Lamir schickte einen gequälten Blick zum Himmel. »Ach, wüsstest du, was in mir brennt, du könntest nicht so grausam sein. Könntest du lieben wie ich…«
    »Dann wäre ich aus Graf Corians Schloss gejagt worden. Jetzt geh und tu, was ich gesagt habe! Warte an der Mauer auf mich!«
    Lamir seufzte und ging davon wie ein geprügelter Hund.
    Sein Lied klang nun noch schrecklicher als zuvor. Einige vierbeinige Begleiter der Karawane schienen keinen Sinn für seine Herzensqualen zu

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