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König Mythor

König Mythor

Titel: König Mythor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Lebens führen, wenn du dazu bereit bist! Sonst werden die Dämonenpflanzen ihre Wurzeln so weit vorantreiben, bis sie die Basis des Heiligen Baumes erreicht haben und ihn mit ihrer dämonischen Umschlingung ersticken!«
    Mythor kämpfte mit sich. Einerseits lastete die Verantwortung für die an der Ostmauer und in den Straßen kämpfenden Männer schwer auf seinen Schultern, zum anderen aber fühlte er, dass er keinen Moment mehr zögern durfte, um zum Fixpunkt des Lichtboten zu gelangen. Dort lag sein Ziel, und dort hatte er seine nächste Bewährungsprobe zu bestehen. Die Wurzeln der Dämonenpflanzen! Mythor musste wieder an die Ranken denken, die Althars Wolkenhort umwuchert hatten, und an das schimmernde Geflecht im Boden, das er auch an der Straße des Bösen gefunden hatte. Den Wolkenhort hatten die Pflanzen nicht ersticken können, aber der Baum des Lebens war in Gefahr - und vielleicht alle Fixpunkte des Lichtboten, die noch auf ihn warteten.
    In Leone hatten die Verteidiger keine Chance gegen die Pflanzen, wenn sie nicht die ganze Stadt in Schutt und Asche legen wollten. Dem Baum des Lebens galt der Angriff, und nur von ihm aus konnte er zurückgeschlagen werden.
    »Geht zurück zu Nahir und sagt ihm, dass er die Ostmauer aufgeben soll! Alle Krieger müssen den Flüchtenden helfen. Ich will keine unnützen Opfer. Nahir soll die Leoniter in Sicherheit bringen und hier vom Palast aus alle erforderlichen Maßnahmen treffen, solange ich fort bin.«
    »Du. .. du verlässt uns?« fragte Hapsusch.
    »Nein, Lebensgärtner. Du wirst mich zum Baum des Lebens führen.«
    »Du willst den Kampf aufnehmen?« Ungläubiges Erstaunen sprach aus den Blicken des alten Mannes, kein Spott mehr, keine offen zur Schau getragene Verachtung.
    »Mit deiner Hilfe, ja.«
    Staunend verfolgten die Krieger und Mythor die Veränderung, die nun mit Hapsusch vor sich ging. Der Greis kam heran, blieb dicht vor Mythor stehen und neigte den Kopf. »Verzeih mir, König! Verzeih meine Zweifel und…«
    »Es ist gut, Hapsusch«, sagte Mythor. »Bereite alles für unseren Aufbruch vor. Wir warten den Morgen ab.« Zu den Wachen gewandt, sagte er: »Und ihr beeilt euch, bevor es für Nahir und eure Kameraden zu spät ist!«
    Sie grüßten und verließen den Palast. Mythor hörte wie sie draußen aufsaßen und davongaloppierten. Am liebsten wäre er mit ihnen geritten, doch es gab bis zum Morgen noch viel für sie zu tun, und Pandor war, wie Hapsusch ihm jetzt sagte, mit Hark und Horus zusammen ins Lebensgärtchen gebracht worden.
    Mythor unterdrückte seinen Zorn über diese eigenwillige Handlungsweise des Greises. Nun, da er die Zusammenhänge in etwa kannte, sah er den verbitterten Alten in einem anderen Licht.
    Hapsusch trug eine ungeheure Verantwortung, und seine Macht mochte ihren Ursprung in den Mythen der Leoniter haben. Für sie war er der Hüter ihres größten Heiligtums. Mythor beneidete ihn nicht um diese Aufgabe, die ihn geformt hatte.
    In seinen inzwischen hergerichteten Gemächern wurde er von Buruna erwartet, die entsetzt war, als sie von seiner Absicht hörte. Sie konnte ihn nicht umstimmen. Mythor setzte den Helm der Gerechten auf, und als er dessen Einflüsterungen vernahm, waren auch die letzten Zweifel beseitigt. Er war nahe an seinem Ziel, doch seine Gegner griffen bereits nach dem Fixpunkt des Lichtboten.
    Noch ahnte Mythor nicht, dass er einen weiteren, mit allen Wassern gewaschenen Gegner hatte.
    In dieser Nacht fand er keine Ruhe. Von bösen Ahnungen geplagt, stand er mit Hapsusch in der Turmkammer und beobachtete verzweifelt, wie sich die Saat des Bösen immer weiter in die Stadt hineinfraß. Die Feuer im Westen, jenseits der Mauern, waren ein untrügliches Zeichen dafür, dass auch dort bereits gekämpft wurde.
    Einmal begegnete er während seiner rastlosen Wanderungen durch den Palast Viliala, doch anders als vorher wich sie ihm diesmal aus. Wenig später erfuhr er von Hapsusch, dass sie sich auf die bevorstehende Hochzeit mit ihm vorbereite.
    *
    Hauptmann Nahir musste Stück für Stück zurückweichen. Er und seine Männer waren kaum noch in der Lage, sich aufrecht zu halten. Schwefelgestank drang in ihre Lungen. Von dort, wo schnell herbeigeschafftes brennendes Öl über den Wehrgang und an der Mauer hinuntergeschüttet worden war, kam unerträgliche Hitze. Ein Teil der Ostmauer stand in Flammen, die viele Mannslängen hoch in den Nachthimmel schlugen. Zwischen ihnen waren schemenhaft sich einrollende Dämonenpflanzen

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